ALL YOU NEED IS LOVE – Das Beatles Musical
- Ein Abend voller beseelender Nostalgie -
von Wolfgang Schmitt
Die Wellen der fanatischen Begeisterung und enthusiastischen Verehrung, die ein Frank Sinatra in den 40er Jahren oder ein Elvis Presley in den 50er Jahren auslösen konnte, wurde in den 60er Jahren noch weit übertroffen von den Beatles, vier jungen englischen Musikern aus Liverpool, die die gesamte Pop-, Beat- und Rock-Musik im Verlaufe des 10jährigen Bestehens ihrer Band entscheidend geprägt haben. Die Verkäufe ihrer Schallplatten und CDs haben die Milliarden-Grenze erreicht; sie sind somit die erfolgreichste Rock-Pop-Band der Musikgeschichte.
Die Geschichte vom Aufstieg der Beatles bietet genügend Stoff für Dokumentationen, Bücher und Filme, was liegt also näher, als aus solchem Stoff auch noch ein Musical zu entwickeln? Und dies besonders in Hamburg, der selbst ernannten Musical-Hauptstadt Deutschlands, und der Stadt, in der die Beatles ihre Anfängerjahre ableisteten.
Der Musikproduzent Bernhard Kurz hatte sich dieser Aufgabe angenommen und unter dem Titel „All you need is Love“ ein mitreißendes Tribut-Musical konzipiert, welches nach einer erfolgreichen Saison 2022 nun wieder im Hamburger St. Pauli-Theater ins Programm aufgenommen wurde.
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St. Pauli-Theater / All you need is love - Beatles Musical © Thorsten Baering
Die Protagonisten dieser überaus gelungenen Musical-Show sind vier Herren aus Las Vegas, die sich unter dem Namen „Twist and Shout“ zu einer Beatles-Cover-Band zusammengefunden haben. Besonders Howard Arthur sieht seinem Vorbild John Lennon von der Physiognomie her verblüffend ähnlich, ebenso John Brosnan als George Harrison, während man bei Carmine Francis Grippo und Alan LeBoeuf jedenfalls zu Beginn seine eigene Phantasie spielen lassen mußte, um in ihnen Ringo Starr und Paul McCartney zu erkennen. Musikalisch und gesanglich ließen alle vier keine Wünsche offen und es gelang ihnen, mit den exzellent dargebotenen Beatles-Songs die perfekte Illusion der legendären „Fab Four“ durchaus beeindruckend auf der Bühne zu präsentieren.
Nacheinander betraten sie die Bühne, und los ging's mit „Come together“, „Get back“ und „The End“ - drei Songs aus ihrem legendären „Rooftop-Concert“ am 30. Januar 1969 auf dem Dach ihrer Plattenfirma in der Londoner Savile Row, dem letzten offiziellen gemeinsamen Konzert der Beatles.
Danach folgte der Auftritt ihres Road Managers Neil Aspinall (Nicolai Tegeler), der hier als Erzähler fungierte und die einzelnen Stationen des Werdegangs der Beatles kommentierte: Von den Anfängen in Hamburg über die weltweiten Tourneen, der Hinwendung zu Meditation, fernöstlicher Spiritualität, Drogen und psychedelischen Studiotechniken, bis zum Ende, als John Lennon sich unter dem Einfluß seiner neuen Frau Yoko Ono immer mehr der Band entzog und Paul McCartney schließlich 1970 das Ende der Beatles verkündete.
Zu Beginn der Sechziger Jahre hatte die junge Gruppe aus Liverpool die Möglichkeit eines Gastspiels in Hamburg, wo sie erst einmal blieben und im Vergnügungsviertel St. Pauli in den legendären Musikclubs „Indra“, „Kaiserkeller“, „Top Ten“, später auch im „Star Club“ auftraten und ihr gängiges Repertoire herunterspielten („Kansas City“, „Roll over Beethoven“, „Cry for a Shadow“).
Der bekannte Hamburger Produzent und Orchesterleiter Bert Kaempfert (humorvoll dargestellt von Tobias Ziebold im roten Anzug) wurde auf die Beatles aufmerksam und machte erste Schallplattenaufnahmen für die Firma Polydor mit ihnen („My Bonnie“, „Rock'n'Roll Music“, „Ain't she sweet“), für die sie mit 300,-- DM entlohnt wurden. Allerdings bestand Kaempfert darauf, daß sich die Gruppe „The Beat Brothers“ nannte. Er setzte sie ebenfalls als Begleitband für Tony Sheridan ein („Whole lotta Shakin' goin' on“, „Let's dance“, „Skinny Minny“). Bert Kaempferts Hauptinteresse galt jedoch Tony Sheridan (dargestellt von Iain Duncan).
St. Pauli-Theater / Beatles Musical - Ensemble zum Schlussapplaus © Wolfgang Schmitt
Als die Gruppe nach Liverpool zurückkehrte, im dortigen „Cavern Club“ Erfolge feierte und schließlich von dem Künstlermanager Brian Epstein (hier ebenfalls von Iain Duncan dargestellt) entdeckt wurde, da wurde ihr Hamburger Vertrag mit Bert Kaempfert kurzerhand aufgelöst (was dieser sicherlich später bitter bereut hatte).
Schnell nahm die Karriere der Beatles in England Fahrt auf. Die Schallplattenfirma Parlophone war bereit, sich auf die Beatles einzulassen und Songs mit ihnen zu produzieren. „Please please me“ war der erste große Erfolg der Beatles in England und landete gleich auf Platz 2 der Hitprade.
Es folgte das erste Album mit Titeln wie „Love me do“, „I saw her standing there“, „P.S. I love you“, „Do you want to know a Secret“, „Twist and Shout“. Mit „She loves you“ gelang schließlich der internationale Durchbruch, und als „I want to hold your Hand“ zu Beginn des Jahres 1964 auch die amerikanische Hitparade anführte, waren die Beatles plötzlich Weltstars.
Im zweiten Teil dieser Musical-Show wurden in schneller Abfolge die Hits „Can`t buy me Love“, „A hard Day's Night“ und „Help“ dargeboten, während auf der Bühnenrückwand Filmausschnitte von Dokumentationen, Konzerten und aus den beiden Beatles-Filmen liefen. Zu Ringos „Yellow Submarine“ wurden Ausschnitte aus dem Zeichentrickfilm gleichen Titels gezeigt. Einen Kostümwechsel gab es für die Songs „Sergeant Pepper“ und Ringos Solo „With a little Help from my Friends“, für die die Band in den bekannten bunten Uniformjacken auftraten.
Rasant ging es weiter mit den Hits „Penny Lane“, „A Day in the Life“, Pauls Solo „Yesterday“, Georges Solo „Something“, gefolgt von „All you need is Love“, „Revolution“, „Obladi Oblada“, um mit „Hey Jude“ den offiziellen Teil dieses Musicals abzuschließen.
Das begeisterte meist ältere Publikum, welches die Beatles in ihrer Kindheit und frühen Jugend erlebt hatte, hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen, forderte Zugaben, die die Band nur allzu gern erfüllte, sangen mit bei „Day Tripper“, und es gab nochmals „All you need is Love“, nochmals „Twist and Shout“.
Schließlich sang John als allerletzte Nummer seine gefühlvolle Komposition „Imagine“, und zu den Klängen von „Let it be“ verließ das Publikum beseelt in Nostalgie schwelgend und in Erinnerungen an ihre eigene Jugendzeit das Theater.
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