Riesa, Sachsenarena, UNTEN IM MEER- Ein Hologramm-Konzert; IOCO

Riesa, Sachsenarena, UNTEN IM MEER- Ein Hologramm-Konzert; IOCO
Unten im Meer, Ensemble copyright Lutz Weidler

31. Januar 2025             

Die Elblandphilharmonie Sachsen begeistert ein junges Publikum mit faszinierender Musik und inteessanter Technik

Die „Elbland Philharmonie Sachsen“ gehört zu jenen Orchestern, die ohne einen prätentiösen Stammsitz den im ländlichen Raum lebenden Menschen eine Grundversorgung anspruchsvoller Musik ermöglichen. Im Jahre 2012 mit der Zusammenlegung mehrerer regionaler Theater- und Stadtorchester entstanden, bespielen die Musiker des Klangkörpers das Umland der kulturell übersättigten Sächsischen Landeshauptstadt. Neben Stadthallen, Kirchen und Kulturhäusern treten die 74 Instrumentalisten in den Musikproduktionen der Landesbühne Sachsen in Radebeul und der Felsenbühne in Rathen auf. Das Repertoire des Orchesters überdeckt, beginnend von den Raritäten der Barockoper bis zur modernen Kammeroper, die Operette, das Musical und die symphonische Literatur, das gesamte Spektrum der Musik. Seit dem Jahre 2017 ist Ekkehard Klemm der Chefdirigent des Klangkörpers. Zu den wichtigen Anliegen des Orchesters gehört das Heranführen von jungen Menschen an die anspruchsvolle Musik. Zu den erfolgreichen Projekten bezüglich dieses Anspruchs gehört die Konzert-Reihe „Unten im Meer“, deren Matinee wir am 31. Januar 2025 in der WT-Arena Riesa erleben konnten. Die Veranstaltung erwies sich als eine hochkreative Verzahnung eines Orchesterkonzertes populärer Melodien, deren Thematik irgendwie mit Gewässern in Verbindung stehen, mit einem dreidimensional visuell erlebbaren Handlungsfaden.

Unten im Meer, Ensemble copyright Elbland-Philharmonie

Mit Hologramm-gestützten Videoprojektionen wurde einem begeisterten Publikum eine faszinierende Unterwasserwelt mit Orchesterklängen der Elbland-Philharmonie verbunden. Das wurde möglich, weil ein Laserstrahl den Informationsspeicher, das „Hologramm“ durchdrang und dabei einen Lichtwellenschwarm erzeugte, der über sämtliche Informationen eines dreidimensionalen Bildes verfügte. Trafen die Lichtwellen auf die hauchdünnen Maschen eines zwölf Meter breiten zwischen Orchester und dem Publikum gespannten Gaze-Schirms, so wurden die auf dem Hologramm gespeicherten Informationen dem Betrachter dreidimensional, also räumlich erkennbar, obwohl er nur stereoskopisch ausgerüstet war. Ein zyklischer Wechsel der Hologramme führte zu einem bewegten Bild und die Maschen-Struktur des Bildschirms erlaubte, dass die Besucher das Orchester ohne erkennbare Beeinträchtigungen sehen konnten. Schauspieler sprachen live für die im virtuellen Raum agierenden Menschen und Tiere. Visionen und Realität verschmolzen miteinander.

Worum geht es?

Die zwölfjährige abenteuerlustige Florentine wurde bei einer Rast am Elbufer von einem in den Ozean reisenden Lachs angesprochen und um Hilfe gebeten. Der König der Lachse erzählt „Flo“, dass der Ozean von den Menschen zunehmend vermüllt wird und den angestammten Bewohnern der Meere die Lebensmöglichkeiten entzogen werde. Florentine möchte helfen und funktioniert aus einer ausgesonderten Kesselgruppe ein unterwassertaugliches Fahrzeug und begleitet den Lachskönig Elbabwärts über Hamburg, die Nordsee über den Atlantik bis in die Karibik.

Der Visualist Ralf Matten hatte mit seinem Team (Nico Hübner und Robin Pfeiffer) die Reise in einer faszinierenden Bildsprache gestaltet. Wasserpflanzen und Wasserbewohner aller Art schwebten über dem Orchester. Quallen-Gruppen, die durch Korallenriffe trieben, ein Buckelwahl und Haie weckten Begeisterung. Dann trieben ein Fass sowie ein altes Fahrrad in der Elbe und Flächen voller Plastikmüll mitten im Ozean weckten Ängste. Mit der Hilfe unzähliger Meeresbewohner sammelte Florentine Kunststoffmüll in einem herrenlos treibenden Fischernetz und brachte den Unrat auf das Land. Die Texte des Regisseur-Autors Kai Janssen zur Fahrt unter sowie auf dem Wasser mit ihren Begegnungen und Abenteuern sprachen als Florentine, als Lachskönig sowie als Erzähler die Schauspieler Christin Rettig und Grian Duesberg.

Unten im Meer, Ensemble copyright Claudia Hübschmann

Mit dem aus 54 Musikern bestehenden Orchester gestaltete der Chefdirigent der Elb-Philharmonie Ekkehard Klemm eine beeindruckende Begleitung der Reise der Protagonisten. Richard Wagners Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ wurde von Smetanas „Moldau“ abgelöst. Nach dem Passieren des überfüllten Hamburger Hafens mit Saint-Saëns „Karneval der Tiere, dem Aquarium“ verschoben uns Handlung und das Orchester in Felix Mendelssohn Bartholdys schottische „Fingalshöhlen“ auf den Hybriden und zu Claude Debussys „La Mer“. Ein Zwischenspiele aus Benjamin Brittens Oper „Peter Grimes“ leitete das junge Publikum zu den ihm wahrscheinlich bekannteren Film-Musik-Zitaten aus „Fluch der Karibik“ von Klaus Badelt sowie „Arielle die Meerjungfrau“ von Alan Menken über, bis uns das Orchester mit einer „Szene am Bach“ aus Ludwig van Beethovens 6. Symphonie, seiner Pastorale, ins Jetzt und Heute zurück brachte.

Heftiger Beifall nach der gespannten Aufmerksamkeit und fast tausend Kinder verließen mit freudig erregten Gesichtern die WT-Arena.

Wir hatten bewusst eine für Kindergartengruppen und Schulklassen gedachte Vorstellung des Events besucht, um einen Eindruck zu bekommen, wie heutige Heranwachsende auf die Aspekte des Projektes reagieren. Und da lag eindeutig die Aufmerksamkeit in den knapp 60 Minuten auf dem visuell Gebotenen. Der Umweltgedanke ist offenbar dank Einfluss in Familie und Bildungseinrichtung bereits bei den Kindern gut vernetzt.

Schwieriger erscheint uns die Beurteilung, wie diese doch klug ausgewählte Musik nachhaltige Eindrücke hinterlassen wird. Der Zwischenbeifall gehörte den bekannten Filmmusik-Zitaten. Der Weg zu Beethoven führt also möglicherweise vor allem über anspruchsvolle Kompositionen für das Kino. Unsere Erinnerungen, wie und warum wir vor vielen Jahrzehnten aus mehr dem Lesen als dem Musikhören zugewandten Elternhäusern im Konzertsaal gelandet waren, ließ bei uns den Eindruck entstehen, dass auf die Musikpädagogen noch viel Arbeit wartet, bis in den Konzertsälen die Betagten eine Minderheit bilden werden und dass für den Besuchernachwuchs noch einige vergleichbare Eindrücke von Nöten sein werden.

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