München, Residenztheater, EIN SOMMERNACHTSTRAUM - W. Shakespeare, IOCO

RESIDENZTHEATER: Zugegeben – es ist ein nicht ganz einfaches Stück, dieser Sommernachtstraum. Formal jedenfalls, eigentlich nur formal, wenn man so nimmt wie im Residenztheater. Inhaltlich trieft es, so betrachtet, nicht gerade vor Problemen ...

München, Residenztheater, EIN SOMMERNACHTSTRAUM - W. Shakespeare, IOCO
RESIDENZTHEATER MÜNCHEN; @ Matthias Horn

Residenztheater München  - Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare - Fassung von Stephan Kimmig, Barbara Sommer und Ensemble

 von Hans-Günter Melchior

  Vertrackte Einfalt

Zugegeben – es ist ein nicht ganz einfaches Stück, dieser Sommernachtstraum. Formal jedenfalls, eigentlich nur formal, wenn man so nimmt wie im Residenztheater. Inhaltlich trieft es, so betrachtet, nicht gerade vor Problemen. Gut so,  wenn man nicht nach jeder Sentenz im Zeitgeist wühlt und nach dem Schwierigen im Einfachen sucht.

Zunächst kurz zum Original:

Das Stück spielt in vier Ebenen. Da ist zunächst das Fürstenpaar, das sich auf die Hochzeit vorbereitet. Theseus und Hyppolytha. Als hoher Beamter am Hof fungiert Egeus.

In einer zweiten Ebene geht es um die Liebesgeplänkel von vier Personen. Zwei Paare, die zu heiraten gedenken. Wobei es gleich zu Anfang zu Irritationen kommt, da Hermia, die Tochter des Egeus, den Absichten des Vaters zuwider nicht etwa Demetrius zu heiraten gedenkt, sondern in Lysander verliebt ist, während Demetrius der Helena einfach zugeordnet wird.

Ein Sommernachtstraum - Felicia Chin-Malenski, Lukas Rüppel, Lea Ruckpaul © Sandra Then

In einer dritten Ebene treiben Oberon und Titania, ein zerstrittenes Elfenehepaar mit Hilfe des Dieners Puck und herumirrenden und wispernden Elfen ihr Unwesen und stiften Verwirrung. Aus purer Lust an der Destruktion.

Schließlich sind da noch die Handwerker, die sich anschicken, zu Ehren des Fürstenpaares und anlässlich deren Hochzeit ein Stück, ein skurriles Schauspiel aufzuführen. Es handelt sich um Squenz, Zettel, Flaut, Schnauz, Schnock und Schlucker. Ihnen sind jeweils spezifische Rollen  zugeordnet. Squenz spricht den Prolog, Zettel soll Pyramus darstellen, Flaut eine Frau namens Thisbe sein, Schnauz hat die Funktion einer Wand mit einem Spalt zum Durchschauen, Schnock schließlich soll den Löwen spielen, während Schlucker der Mond sein soll, einfach der Mond mit einer Laterne in der Hand.

Der Regisseur Stephan Kimmig und sein Team haben das Stück in die Neuzeit verlegt. Es wird nicht im Wald gespielt. Für Shakespeare noch ein Ort des Unheimlichen, der Fantasien, der wispernden und flüsternden Gedankenwelt, wo eben Elfen hausen und ihr Unwesen treiben und die Fantasien wuchern.

Der Wald, so ungefähr Stephan Kimmig, hat heute jedoch seine Romantik und heimlich-unheimliche Gefährlichkeit verloren. Er ist, wenn man Kimmig richtig versteht, eine Art Zivilisations- und Nutzwald geworden, wo Gebrauchsgüter – eben Holz  –  gewonnen werden. Wir leben in einer Welt rationaler Wertschöpfung. Deshalb ist der Wald in Kürze kahl geschlagen.

Lukas Rüppel, Max Rothbart und Vassilissa Reznikoff - © Sandra Then

Das überzeugt. Bei Kimmig ist der Aktionsraum in die Stadt verlegt. Ausschnitt einer Betonlandschaft. Hochbauten und niedrige Häuser ziehen vorbei, manchmal nur schemenhaft und angedeutet, manchmal konkreter. Hintergrund als Bedeutung. Gerade noch kurz vor der Trostlosigkeit.

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