München, Münchener Musikseminar, Natalya Boava - Susanna Klovsky - Livestream, IOCO Kritik, 04.03.2021

München, Münchener Musikseminar, Natalya Boava - Susanna Klovsky - Livestream, IOCO Kritik, 04.03.2021
 Münchner Musikseminar e V / Die Musikschule in München © Oswald Kessler
Münchner Musikseminar e V / Die Musikschule in München © Oswald Kessler
Münchener Musikseminar e.V.

Natalya Boeva - Susanna Klovsky - UNISONO - Livestream Konzert

Musik als wahrhaftig heilende Kunst

von Oxana Arkaeva

Seit über einem Jahr befindet sich die deutsche Kultur- und Veranstaltungsbranche in einem dauerhaften Stop-and-Go Modus. Nach dem Eintritt des ersten Lockdowns im Februar 2020 füllten sich viele große und kleine Veranstalter gezwungen, ihren Blick Richtung Internet zu werfen und Live-Stream Konzerte zu veranstalten.

So hat auch das Münchener Musikseminar e.V. im Dezember 2020 den ersten Livestream mit dem Pianisten Dmitry Mayboroda veranstaltet, siehe link HIER!, dank der großzügigen Unterstützung der Urakawa-Stiftung. Eine positive Resonanz und viel Lob vom Publikum, beachtliche Spendeneinnahmen sowie neue private Sponsoren bestärken den Veranstaltern in ihrer Idee, statt die Konzerte abzusagen, diese in Form eines Live-Streams anzubieten. Laut des Vorstands ermöglichen diese Art der Veranstaltung dem Verein während des Veranstaltungsverbots seine unmittelbaren Zwecke zu erfüllen und die Geografie sowie Zahl der Zuschauer im Publikum zu erweitern. Die Aufnahme soll anschließend für circa einen Monat, in unserem Fall bis zum 9. März auf dem YouTube-Kanal des Münchener Musiksemar e.V. für späteren Zuhörer zugänglich bleiben.

Für den zweiten Livestream am 27. Februar hat die erste Vorsitzende Nadja Preissler eine junge russische Mezzosopranistin Natalya Boeva vom Staatstheater Augsburg eingeladen. Begleitet wurde sie von der Pianistin Susanna Klovsky, Unterstützt durch Mastermixstudion aus München, das bereits beim ersten Stream dem Verein technisch zur Seite stand, fanden sich die Veranstalter sowie Künstler vor einer Aufgabe, die logistischen Maßnahmen sowie Proben coronakonform entsprechend durchführen zu können, sowie das beste Klang- und Bildqualität zu liefern. Mehr hierzu im IOCO - Interview mit Preissler und Boeva.

Der Anspruch, die höchstmögliche Qualität bieten zu können, bildet eine enorme logistische wie technische Herausforderung für jeden Veranstalter. Wenn die großen in der Branche genügend finanziellen und technischen Mitteln besitzen, um den Stream reibungslos über die Bühne bringen zu können, stellen derartig technisch aufwendigen Aktivitäten für „kleine“ nicht staatlich subventionierte Veranstalter wie Münchener Musikseminar eV. es ist eine um so größere Herausforderung dar. Ungeachtet einer etwa unausgewogenen Balance in der Lautstärke zwischen der Sprecherin Cornelia Schweizer (schlicht, gediegen und mit warmer Stimme) und den Musikerinnen auch diesen zweiten Stream als Erfolg bezeichnen.

Unisono: Natalya Boeva und Susanna Klovsky youtube Trailer Münchener Musikseminar [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

Unter dem Titel Unisono erlebten mittlerweile über 400 Zuschauer ein gemeinsames Musizieren und eine klangvolle Reflexion über die Liebe, Natur und Heimat. Das 45-minütige Programm präsentierte eine harmonische, ausgewogene Mischung aus Arien und Liedern von C. Saint-Säens, S. Rachmaninow, P. I. Tschaikowsky, J. Massenet, F. Cilea, J. Brahms, R. Strauß und als Überraschung L. Bernstein. Boeva und Klovsky haben sich beim 2018 ARD-Musikwettbewerb kennengelernt, wo Boeva den 1. Preis gewonnen und mit einem Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition ausgezeichnet wurde. Klovsky hat die Sängerin in den Klavierrunden begleitet. Beide Künstlerinnen haben sich auf Anhieb gut verstanden, waren von Anfang an im Unisono. Die 32-jährige Mezzosopranistin aus St. Petersburg ist am Beginn ihrer Karriere. Zurzeit in ihrem Fach am Staatstheater Augsburg engagiert und sonst, bis der Ausbruch der Pandemie als Gastsängerin aktiv, weist Boeva eine junge Stimme auf, die noch reifen wird. Ihr Mezzosopran besitzt eine gute Höhe, die mitunter die Klangfarbe eines dramatischen Soprans hat. Ihre Darbietung ist durch Musikalität, Schlichtheit im Ausdruck und exzellente Aussprache ausgezeichnet. Und das in Deutsch, Italienisch, Französisch, Russisch und Englisch. Groß, schlank, im signalrotem Hosenoverall, das lange blonde Haar im Pferdeschwanz hochgebunden bildete sie einen farblichen Kontrast zu der schlichten, dunklen Aufmachung Klovskys.

Die angekündigte musikalische Reise bewältigte das talentierte Duo wahrhaftig im Unisono. Klovsky ist eine exzellente Pianistin und Begleiterin. Stets zusammen mit der Sängerin, wusste sie ihr Spiel vielerorts solistisch zu gestalten und war keinesfalls nur eine Begleitung, sondern eine gleichwertige Partnerin. Boeva wechselte mit Leichtigkeit von Saint-Säens zu Rachmaninow und Tschaikowsky, vom Massenet zu Cilea, Brahms und R. Strauß. Sie ist eine perfekte junge Charlotte aus Werter, zurückhaltende Dalila aus Samson et Dalia und rührende Polina aus Piqué Dame. Lieder von Tschaikowsky, Rachmaninow sowie vom Brahms eröffneten uns die Sängerin von ihrer kammermusikalischen Seite. Als Komponist aus Ariadne aus Naxos schwamm sie in der Musik Richard Strauss’ und ließ die Hoffnung aufsteigen, sie in dieser Rolle bald auf der Bühne erleben zu wollen.

Am Ende gab es ein musikalisches Schmankerl: "I am easily assimilated”. Ein „Old Lady´s Tango“ aus der Oper Candide vom L. Bernstein. Mit Kastagnetten tanzend erzählte Boeva die witzige Geschichte einer polnischen Emigrantin, die eine wahnsinnige Sprachbegabung hat und allen beibringt, wie man sich in einer neuen Umgebung am besten anpassen könnte. Spätesten hier hat junge Sängerin bewiesen, dass sie in dem, was sie tut, definatelly highly assimilated ist.

Obwohl die Pandemie der Künstler ihren verdienten großen Applaus beraubt hat, können sie sich dessen sicher sein. Der Funken ist vom Bildschirm in das heimische Wohnzimmer übersprungen. Gleichzeitig wurde es einem erneut bewusst, dass die Veranstaltungen dieser Art nur als vorübergehender Ersatz oder als zusätzliches Angebot zum Live-Programm sein können. Dass es ohne Publikum keine nachhaltige kulturelle Entwicklung und Austausch stattfinden kann. Denn die Kultur und Künstler. innen brauchen ihr Publikum: als eine Reflexion ihrer Kunst und Kreativität. Als Anerkennung und Unterstützung.

Solange es aber keine Auftritte vor Ort möglich sind, bieten Streams wie eine Chance der kulturellen Abstinenz zu entfliehen und insbesondere den jungen Musiker*innen aus dem tiefen Loch der Auftrittsleere zu verhelfen. Nebenbei erfüllt der Verein u.a. auch einer seiner Zwecke: kulturelle Bildung. Eine Win-Win Situation! Um weiterhin frei streamen zu können, um den betroffenen Künstler: innen eine Auftrittsmöglichkeit anbieten zu können, würde sich der Münchener Musikseminar e.V. über Spenden freuen: Bankverbindung: DE91 7015 0000 0013 1172 96 SSKMDEMMXXX PayPal: mail@musikseminar.eu. Betreff bitte entweder als Spende oder Eintritt kennzeichnen.

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