Mannheim, Musikalische Akademie, 2022/23 - die 244ste Spielzeit, IOCO Aktuell, 15.05.2022

Mannheim, Musikalische Akademie, 2022/23 - die 244ste Spielzeit, IOCO Aktuell, 15.05.2022
Der Rosengarten von Mannheim, Spielstaette der Musikalischen Akademie © Ben van Skyhawk
Der Rosengarten von Mannheim, Spielstätte der Musikalischen Akademie © Ben van Skyhawk

Musikalische Akademie Mannheim

Musikalische Akademie - Nationaltheater Orchester Mannheim

- Die Spielzeit 2022/23   -  „Die besondere Note" -

von Uschi Reifenberg

VERBUNDEN DURCH MUSIK

Die in der Musikalischen Akademie organisierten Mitglieder des Nationaltheater Orchester Mannheim (NTM) sind Veranstalter einer der ältesten Konzertreihen in Deutschland. 1778 gründeten Bürger und Musiker Mannheims, orientiert am Pariser Vorbild, eine Académie des amateurs. Sie führte die Konzertreihe der Hofkapelle in eigener Regie weiter, nachdem der Kurfürst Mannheim verlassen hatte. Heute nimmt die Musikalische Akademie neben den Musikern des Nationaltheater Orchester auch Fördermitglieder auf. Spielstätte ist regelmäßig der Mozartsaal im Rosengarten, Foto oben. Ein Kuratorium, besetzt mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik, von der Universität und den Hochschulen sowie aus dem musikalischen Leben Mannheims, begleitet und unterstützt die Arbeit des Vorstands der Musikalischen Akademie.

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In der Vorstellung am 5. Mai 2022 blickte die Musikalische Akademie mit Sorge, aber auch mit Zuversicht auf   ihre 244ste Spielzeit, auf die Saison 2022/23. In jedem ihrer acht Doppelkonzerte hat sie „Die besondere Note“ verpackt, wie auch der Werbeslogan der Mannheimer Akademiekonzerte für die kommende Spielzeit lautet. Das ansprechende und kunstvoll aufgemachte Programmheft wartet mit einigen interessanten Neuerungen auf und macht viel Lust, darin zu lesen.

Musikalische Akademie / hier Alexander Soddy und Fritjof von Gagern © Miina Jung
Musikalische Akademie / hier Alexander Soddy und Fritjof von Gagern © Miina Jung

„Musik verbindet, tröstet und baut Brücken“, erläuterte der 1. Vorsitzende und koordinierte 1. Solocellist im Nationaltheater-Orchester Fritjof von Gagern beim Pressegespräch zusammen mit Geschäftsführer und Soloklarinettisten Patrik Koch, Referentin Sylvia Landmann und Noch-Chefdirigent Alexander Soddy, der aus New York per Video zugeschaltet war; wo er an der MET Puccinis Madama Butterfly dirigierte.

Nach Ende der Spielzeit 2021/22 verläßt  Alexander Soddy als Generalmusikdirektor das Nationaltheater Orchester Mannheim (NTO). Für die Spielzeit 2022/23 haben der Akademievorstand gemeinsam mit der Opernintendanz und Alexander Soddy vereinbart, daß Soddy als »Chefdirigent der Akademiekonzerte« zur Verfügung steht. Mit Wehmut über seinen Weggang, aber auch mit großer Freude über die musikalischen Highlights der kommenden Spielzeit, blicken Publikum und Orchester Soddys letzter Saison entgegen, die neben glanzvollen Solisten Bekanntes, selten Gehörtes und Neues in spannenden Kombinationen auftischt.

Mit Soddys Abschiedssaison 2022/23 wird nach sieben erfolgreichen Jahren in Mannheim  eine überaus eindrückliche und nachhaltige Ära zu Ende gehen. Nichtsdestotrotz freut sich Soddy auf seine siebte Saison in Mannheim, wie er sagt, denn „durch die Distanz schätzt man die eigene musikalische Familie, das eigene Orchester, egal wo man ist.“  Endlich können nun auch einige Konzerte nachgeholt werden, die der Corona Pandemie zum Opfer fielen, wie zum Beispiel der Bruckner Zyklus, das Klavierkonzert mit Rafal Blechacz oder ein Konzert mit dem Dirigenten Ingo Metzmacher.

Musikalische Akademie Mannheim © Christian Kleiner
Musikalische Akademie Mannheim © Christian Kleiner

Die Musikalische Akademie setzt auch 2022/23 auf Vielfalt. Dabei steht Hochkarätiges neben Vertrautem, wie beispielsweise das Wiederaufleben der Kammerakademie beweist, welche die schöne Tradition mit Konzerten hauseigener Solist*innen des NTO fortsetzt. Während der kommenden Schließungsphase des NTM wegen Generalsanierung werden diese Konzerte in der Ausweichspielstätte Opernhaus am Luisenpark (OPAL) stattfinden.

Eine Uraufführung einer Auftragskomposition ist auch dabei, außerdem wird die bewährte   Essayreihe im Programmheft weitergeführt, diesmal mit dem Thema „Musik und Medizin“, das aus aktuellem Anlass von zwei namhaften Ärzten beleuchtet wird.

Im 1. Akademiekonzert am 6./7.10.22 steht Musik aus Böhmens auf dem Programm. Der bedeutende Cellist Steven Isserlis ist mit Dvoráks Cellokonzert zu hören, eingerahmt wird das Solokonzert  von Smetanas Ouvertüre zu Die verkaufte Braut und Stravinskys Le sacre du printemps. Es dirigiert Alexander Soddy.

Das 2. Akademiekonzert am 22./22.11. präsentiert eine Uraufführung des Berliner Komponisten Christian Jost mit den Solisten Johannes Martin Kränzle (Bariton) und Astrid Kessler (Sopran), sowie dem Chor des NTM. Kombiniert wird die Uraufführung mit dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms; musikalische Leitung  Alexander Soddy.

Ein passendes märchenhaftes Programm in der Vorweihnachtszeit erklingt im 3. Akademiekonzert am 19./20.12.2022, mit dem beliebten Vorspiel aus Humperdincks Oper Hänsel und Gretel, das ergänzt wird von Werken des 20. Jahrhunderts. Die eher selten gespielten Werke von Zemlinsky Die Seejungfrau und Hindemiths  Der Schwanendreher runden die Märchenthemen ab. Der Bratschist  Amihai Grosz von den Berliner Philharmonikern gilt als Idealbesetzung für diese besondere Stilistik; musikalische Leitung Ingo Metzmacher.

Mit dem 4. Akademiekonzert am 20/21.02.2023 endet Alexander Soddys Bruckner Zyklus. Mit der 5. Sinfonie erklingt ein bedeutendes Machwerk von monumentaler Größe. Kombiniert wird die 5. Sinfonie mit dem Klavierkonzert KV 466 von Mozart; Solistin des Abends ist die Pianistin Marianna Shirinyan, die bereits 2019 mit Mozart zu Gast in Mannheim war;  Leitung Alexander Soddy.

Mit Mozart, Beethoven und Schubert steht das 5. Konzert am 13./14.03.2023 ganz im Zeichen der Wiener Klassik. Beethovens Coriolan Ouvertüre, Schuberts 3. Sinfonie und Mozarts berühmtes Klarinettenkonzert gehören zu den Highlights der Klassischen Epoche. Solist ist der Klarinettist Nicolas Baldeyrou; am Pult ist Dirigent Marc Minkowski.

Pandemiebedingt musste das 6. Konzert mit dem gefeierten Pianisten Rafal Blechacz zuletzt verschoben werden. Nun wird am 17./18.04.2023 endlich das 1. Chopin Klavierkonzert zu hören sein. Drei impressionistische Meisterwerke, Ravels  Le Tombeau de Couperin sowie Alborada del gracioso und Debussys  La mer komplettieren den französischen Abend; die  musikalische Leitung hat die Dirigentin Anja Bihlmaier.

Mit einem abwechslungsreichen Programm verabschiedet sich Alexander Soddy im 7. Akademiekonzert am 5./6.06.2023  endgültig von Mannheim. Mit Elgars Ouvertüre Cockaigne, den Filmmusiken von Nino Rotas Suite aus Otto e mezzo und Korngolds Suite The Sea Hawk lässt Hollywood grüßen. Die gefeierte Violinistin Veronika Eberle wird als Solistin in Korngolds Violinkonzert zu hören sein. Das Konzert wird vom SWR aufgenommen und auf einer CD verewigt werden.

Das letzte 8. Akademiekonzert der Saison am 3./4. 07. 2022 widmet sich der Nachtseite der russischen Musik. Mit Glinkas Kamarinskaya, Sergej Rachmaninows berühmter Toteninsel, Mussorgskis Eine Nacht auf dem kahlen Berge und Schostakowitschs Cellokonzert reiht sich ein Höhepunkt an den anderen. Die Cellistin Tanja Tetzlaff ist Solistin des Abends; am Pult des Nationaltheater Orchesters wird die Dirigentin Ariane Matiakh zu erleben sein.

Die wirtschaftliche Situation hatte sich für die Musikalische Akademie durch die Corona-Krise deutlich verschlechtert. Nach einer Steigerung der Besucherauslastung vor der Corona Pandemie auf 88,2%, hatte der Verein in der Saison 2019/20 zum ersten Mal in seiner über 240-jährigen Geschichte  Defizite im sechsstelligen Bereich zu verzeichnen. Die Abonnentenzahlen vor Corona lagen bei 2.700, währen der Pandemie rutschten sie unter 2.000; nun ist man wieder bei 2.300 Abonnenten angelangt.

Die pandemiebedingten Einbussen bei den Abo-und Einzelticketerlösen konnten durch verschiedene Förderprogramme aufgefangen werden. 2021/22 erhielt die Musikalische Akademie zum ersten Mal eine einmalige institutionelle Förderung durch die Stadt Mannheim.

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