Ludwigshafen, Staatsphilharmonie, CINEMA IN CONCERT - Filmmusik Konzert, IOCO
CINEMA IN CONCERT und die Staatsphilharminie Rheinland-Pfalz: In einem „Best of“-Konzert der Filmmusik hatte die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in den Ludwigshafener Pfalzbau geladen, das den beliebtesten Filmklassikern im Live-Erlebnis .....
CINEMA IN CONCERT - 3.05.2024 - Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz - Filmmusik Konzert im Pfalzbau Ludwigshafen
von Uschi Reifenberg
Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz rockt im Pfalzbau Ludwigshafen
Fast Alle kennen sie: Filme, die um die Welt gingen und ihre berühmten Soundtracks, deren populäre Titelmelodien mit ihrem Wiedererkennungs - Effekt sogleich Bilder im Kopf entstehen lassen, sei es die Musik zu „James Bond“, „Der Pate“, „Jurassic Park“, „Schindlers Liste“ oder „Star Wars“.
Zu einem „Best of“-Konzert der Filmmusik hatte nun die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in den Ludwigshafener Pfalzbau geladen, das den beliebtesten Filmklassikern im Live-Erlebnis mit dem ausgezeichneten Orchester eine besondere sinfonische Qualität hinzufügte.
Filmfans aller Altersklassen zog es in das restlos ausverkaufte Konzert; eines der erklärten Ziele von Intendant Beat Fehlmann und Chefdirigent Michael Francis, nämlich Musik unterschiedlichster Genres mit Menschen aller Kulturen in Berührung zu bringen, scheint auf diesem Weg in greifbare Nähe gerückt.
Die Atmosphäre war euphorisch, das Publikum spendete immer wieder Zwischenapplaus und lauschte konzentriert den einzelnen Musiken, die Chefdirigent Michael Francis und die hochmotivierte Staatsphilharmonie mit ihren 86 Musikerinnen und Musikern an diesem Abend mitreißend und mit viel Klangkultur präsentierten. Mit dem Filmmusik Konzert erfüllte sich Chefdirigent Michael Francis einen Herzenswunsch: als junger Kontrabassist war er bei Studioaufnahmen zur Musik von Harry Potter und Star Wars dabei, am Dirigentenpult: John Williams.
Durch das vielfältige Programm führten charmant und gut gelaunt die Musikvermittlerin Heike Schuhmacher und Intendant Beat Fehlmann, der es sich nicht nehmen lässt, auch immer wieder selbst die Abo-Konzerte zu moderieren und von Heike Schuhmacher zu Recht viel Lob erhielt für seinen unermüdlichen Einsatz, seinen Fleiß, Mut und Leidenschaft.
Mit zu den jeweiligen Filmen passendem Outfit präsentierte sich das Trio humorvoll, mal mit Hut als Gangster Bosse, siehe Foto unten, oder mit entsprechender Geste als heimatloser E.T.. Als gelungener Überraschungs- Gag marschierten am Ende des Konzerts zur Star Wars Musik die veritablen Figuren des gleichnamigen Films auf die Bühne, allen voran Darth Vader, der Michael Francis sein Laser Schwert als Dirigierstab überreichte. Das Publikum war begeistert.
Von den zwölf Musiknummern des Programms, stammten allein sieben vom Rekordhalter Hollywoods, von John Williams.
Er ist als lebende Legende einer der erfolgreichsten und am häufigsten ausgezeichnete Komponist des 20. und 21. Jahrhunderts, für mehr als 100 Filme komponierte er die Musik. Seit mehr als einem halben Jahrhundert knüpft er mit seinen Werken an die spätromantische Tradition und deren große sinfonische Orchesterbesetzung an, Richard Wagners Leitmotivtechnik, Richard Strauss‘ farbenreiche Instrumentation, Gustav Holst oder Edvard Elgars melodische und rhythmische Idiomatik sind auch in seinen Filmkompositionen wieder-zufinden.
Der mittlerweile 92 - jährige 5-fache Oscar- und 25-fache Grammy Gewinner ist mit seiner 54. Oscar Nominierung nicht nur „der Haus-und Hofkomponist“ von Starregisseur Steven Spielberg, er komponierte auch die Musik für die frühen Harry Potter Filme oder für die legendäre „Star Wars“ Filmreihe (Regie: George Lucas).
Mehr als nur ein Hauch von Hollywood wehte also an diesem Abend durch den Konzertsaal im Pfalzbau. Eröffnet wurde mit der Musik einer der erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten, mit der „James Bond Suite“ von John Barry, die in die Anfänge der 60-Jahre führte. Neben dem unverkennbare Bond-Thema, das eigentlich von Monty Norman stammt, mit den tiefen Posaunen, „kreischenden“ Trompeten und dem elastischen „Swing“ des Orchesters, wurden drei weitere Themen der Agentenreihe verarbeitet. Besonders vom legendären „Goldfinger“ Motiv mit seiner sich immer weiter hochschraubenden Spannungslinie war man „gerührt, nicht geschüttelt“.
Ein weiterer Klassiker ist der Score vom italienischen Star-Komponisten Nino Rota, „Godfather“ (Der Pate), ein Ohrwurm-Thema, das von den samtenen Streichern mit bittersüßer Melancholie und schwelgerischer Opernhaftigkeit gespielt wurde und nach New York führt in die Welt der „Corleones“ mit ihren weit verzweigten mafiösen Strukturen.
Die Solisten der Staatsphilharmonie stellten immer wieder ihre besondere Qualität unter Beweis, hier mit einem kantabel gespielten Trompeten- oder dem virtuosen Paukensolo.
Wieder leiteten die heroischen Fanfaren mit Trommelwirbel in den nächsten Film: Der Box-Champion Rocky Balboa läuft zum Kampf seines Lebens auf, im Titelthema mit seinem funkigen Groove lässt Michael Francis nicht nur musikalisch die Muskeln spielen, der hervorragende E-Gitarrist verdiente sich einen Extra-Applaus und spielte anschließend als Violinist weiter.
Der „Raiders March“ aus „Indiana Jones“ ist neben Star Wars einer der größten Erfolge von John Williams aus den 80-er Jahren. Dem modernen Abenteuer-märchen wird durch die Musik ein essentieller Bestandteil hinzugefügt und auch hier führen wieder die fast obligaten Anfangs Trompeten-Fanfaren in medias res und geben als Leitmotiv dem Titelhelden ein heldenhaftes und stolzes Gepräge. Das brillant aufspielende Orchester agiert gekonnt zwischen schmissig-federnden Marschrhythmen und ansteigender Dramatik.
Mit einem weiteren Meilenstein der Filmgeschichte von Williams, dem „Main Titel of Jurassic Park“ starten wir in Gedanken mit wohligem Schauer im Anflug auf die mystische Insel. Vom ruhigen Hornsolo, den Holzbläsern und der Harfe wunderbar vorbereitet, stimmen elastische Streicher das Hauptthema in ruhiger Vorahnung an, das später in hymnischer Grösse erstrahlt. Michael Francis sorgt mit einem spannungsreichen Aufbau für Überwältigungsmomente und bringt den Farb-und Themenreichtum dieser epischen Musik zum Leuchten.
Mit einem innig gespielten melancholischen Violinsolo brachte die junge Geigerin im Dialog mit Englisch Horn die tiefe Trauer und den Schmerz in einem der bewegendsten Filme zum Ausdruck: „Schindlers Liste“. Ein Meisterwerk über die Holocaust Tragödie, die der historischen Figur der NS Zeit - Otto Schindler - ein filmisches Denkmal setzte und für dessen Musik John Williams einen Oscar erhielt. Ein beklemmendes künstlerisches Mahnmal gegen das Vergessen.
Wenn Beat Fehlmann, Michael Francis und Heike Schuhmacher einen Luftballon in den Bühnenhimmel entlassen und seltsame Zaubersprüche munkeln, ist man wahrscheinlich in „Harry Potters“ Zauberwelt eingedrungen, die von John Williams Musik ebenfalls kongenial eingefangen wird.
Funkelnde Celesta-Klänge, die das Übernatürliche imaginieren, geisterhafte Streicherbögen und Hörner gestalten das magische Leitmotiv „Hedwigs Theme“, das als geheimnisvoller Walzer stets mit „Harry Potter“ assoziiert wird. Michael Francis und das Orchester steigern das Thema, das in rauschhafter Opulenz im Tutti eines fulminanten Hexenrittes kumuliert. An dieser Stelle Kompliment an die stark geforderte und hervorragende Blechbläser-Riege.
Nach der spektakulären „Star Wars“-Musik hielt es das Publikum nicht mehr auf ihren Sitzen. Sie spendeten minutenlang stehende Ovationen und Bravorufe!
Ein außergewöhnlicher Abend der Extraklasse!