Hamburg, Theater an der Elbe, MJ–DAS MICHAEL JACKSON MUSICAL, IOCO

Hamburg, Theater an der Elbe, MJ–DAS  MICHAEL  JACKSON  MUSICAL, IOCO
Benét Monteiro, Tanz-Ensemble copyright Stage Entertainment Matthew Murphy

01.12.2024 Premiere

Michael Jacksonwar ein Phänomen, einer der schillerndsten und rätselhaftesten Pop-Künstler unserer Zeit, der eine 40 Jahre andauernde einzigartige Karriere mit vielen Höhen und Tiefen hinlegte. Er war ein musikalisches Genie, das Millionen Menschen weltweit faszinierte und in seinen Live-Auftritten bezauberte. Sein bizarres Privatleben, seine Capricen und Eigentümlichkeiten gaben stets Anlaß zu irgendwelchen Spekulationen. Sein Schimpanse Bubbles, seine kurze Ehe mit Lisa Marie, der Tochter Elvis Presleys, ebenso eine weitere kurze Ehe mit einer Krankenschwester und die Geburt seiner drei Kinder – Prince, Paris und Blanket – verwirrten seine große Fangemeinde und warfen Fragen auf.

Schon als 5järiger stand er in seiner Heimatstadt Gary, Indiana, auf der Bühne. Mit seinen vier Brüdern Jackie, Tito, Jermaine und Marlon bildete er die Boy-Group The Jackson Five.

Vom ehrgeizigen Vater mit strenger Hand trainiert und gemanagt, nahm die Gruppe erfolgreich an Talentwettbewerben teil und hatte Auftritte, die der Familie schon ein kleines Einkommen einbrachten. 1968 spielten sie als Vorprogramm der Soul-Band „Bobby Taylor & the Vancouvers“, die bei der Detroiter Plattenfirma Motown unter Vertrag waren. Bobby Taylor empfahl die Gruppe dem Motown-Boss Berry Gordy und arrangierte eine Audition. Gordy war schwer begeistert von der Gruppe, besonders aber von dem kleinen talentierten Michael. Die Gruppe wurde sogleich unter Vertrag genommen. Ausgesuchte Komponisten und Texter schrieben erste Songs für die Jackson Five, die Motown-Queen Diana Ross protegierte die Gruppe, so daß nichts mehr schief gehen konnte. Ende 1969 hatten die Jackson Five ihren ersten Nummer-Eins-Hit, „I want you back“, in Amerika und weltweit. Doch nicht nur als Lead-Sänger der Jackson Five brillierte Michael, schon bald durfte er Soloalben ohne seine Brüder für Motown aufnehmen und konnte 1972 mit dem Song „Ben“ einen Nr.1-Hit landen. Doch die Anfangsjahre bei Motown waren nur der Beginn von Michael Jacksons sensationeller Karriere, die ihn zu einem der größten und bedeutendsten Entertainer des 20. Jahrhunderts werden ließ (neben Elvis Presley und Frank Sinatra).

Mit dem Wechsel von Motown zum Plattenlabel Epic 1976 ließen die Chart-Erfolge der Gruppe ein wenig nach, doch Michaels Karriere als Solo-Künstler verlief weiterhin erfolgreich mit Hits wie „Rock with you“ und „Don't stop till you get enough“. Auch das Angebot, in einem Film sein Talent als Schauspieler auszuprobieren, ließ nicht auf sich warten, und so drehte er unter der Regie von Sidney Lumet den Film „The Wiz“ (Der Zauberer von Oz) an der Seite von Diana Ross und Lena Horne. Die Musik zu diesem Film stammte großenteils von dem Musikproduzenten Quincy Jones, mit dem er weiterhin zusammenarbeitete und dem er seine Erfolge mit den Alben „Off the Wall“, „Thriller“, und „Bad“ zu verdanken hatte, die sich millionenfach weltweit verkauften und die Michael endgültig zum absoluten Superstar katapultierten.

Für jemanden, der während seiner Teenager-Zeit mit dem Motown-Sound und mit den Jackson Five quasi aufgewachsen ist, war die Premiere dieses Michael-Jackson-Musicals im „Theater an der Elbe“ im Hamburger Hafen natürlich das Ereignis,welches einen in die Jugendzeit zurück versetzte und nostalgische Gefühle aufkommen ließ.

Seit Februar 2022 läuft das Michael-Jackson-Musical höchst erfolgreich am New Yorker Broadway und sorgt für Rekord-Einnahmen. Es wurde in den USA bereits mit vier Tony Awards und einem Grammy ausgezeichnet.

Seit März 2024 wird das Musical ähnlich erfolgreich in London aufgeführt. Nun ist es auch in Hamburg angekommen, und dem Premierenjubel nach zu urteilen wird es auch hier bei uns ein Riesenerfolg werden.

Benét Monteiro und das Tanz-Ensemble copyright Stage Entertainment Matthew Murphy

Die Handlung des Musicals – entworfen von der Pulitzer-Preisträgerin Lynn Nottage, beeindruckend inszeniert und choreographiert von Christopher Wheeldon – dreht sich zunächst um die intensive Probenarbeit zu Michaels legendärer „Dangerous“-Tour im Jahr 1992. Die Bühne ist der große Probenraum, in der sich die gesamte Crew – Band, Tänzer, Roadies – auf die große Welt-Tournee vorbereitet und der Perfektionist Michael allen auf die Nerven geht mit immer neuen Ideen und mit finanziell nicht mehr erfüllbaren weiteren Forderungen. Eine Reporterin des Pop-TV-Senders MTV, Rachel (Eve Rades), ist mit ihrem Kameramann (Pedro Reichert) anwesend, sie soll die Probenarbeit für eine Reportage begleiten und Michael interviewen, ihn zu seinerKarriere und zu seinem Leben befragen. Die Rückblenden zu den Anfängen seiner Karriere mit seinen vier Brüdern fließen so in die Handlung ein: Der erste Auftritt im New Yorker „Apollo“, die Begegnung mit dem großen Berry Gordy von der Plattenfirma Motown, die Mitwirkung in der Fernsehshow „Soul Train“, und immer wieder Vater Joseph, der seine Söhne, und besonders Michael, mit harter Hand zu immer weiteren Höchstleistungen antreibt.

Benét Monteiro hat sich – nach seinen letzten Erfolgen als „Hamilton“ und als „Hercules“ – mit seinen sängerischen und tänzerischen Fähigkeiten nun auch die Figur des Michael Jackson zu eigen gemacht. Die sanfte Stimme, die perfekte Interpretation der Songs, der „Moonwalk“, alles gelingt ihm so wunderbar, daß man glaubt, der „King of Pop“ sei wiederauferstanden.

Doch Benét Monteiro ist nicht der einzige Michael-Darsteller. In den Rückblenden der Anfangsjahre der Jackson Five wurde der etwa zehnjährige Michael von dem Kinderdarsteller Luangespielt und gesungen. Er war großartig in den frühen Songs „ABC“, „I want you back“, „The Love you save“, und besonders in seinem Duett mit Mutter Katherine, der stimmgewaltigen Jessica Mears. Gemeinsam sangen sie „I'll be there“, nachdem Michael von seinem Vater (David Hughey) wegen irgendeines Fehlers gemaßregelt und verprügelt wurde.

Es gab noch einen dritten Michael: der etwa 20jährige MJ wurde von Prince Damienverkörpert, und man muß Stage Entertainmentwirklich das Kompliment machen, diese drei Protagonisten absolut treffend ausgesucht zu haben, denn auch Prince Damienist ein begnadeter Tänzer und seine helle weiche Stimme kommt der Michael Jacksons vom Timbre her sehr nahe.

Der „Soundtrack“ des Musicals ist eine einzige Aneinanderreihung von Hits der Jackson Five bzw. von Michael als Solo-Künstler, angefangen bei „Billie Jean“ und „Beat it“ über „Blame it on the Boogie“ und „Don't stop 'til you get enough“ bis hin zu „Man in the Mirror“, „Smooth Criminal“ oder „They don't care about us“, brillant arrangiert und ausgeführt durch das von Aday Rodriguez Toledogeleitete Haus-Orchester, sowie in eindrucksvoller Choreographie von den zahlreichen Tänzerinnen und Tänzern begleitet.

Die Handlung endet mit dem Start der „Dangerous“-Tour 1992 in München – seine längste und größte Tournee, die ihn um die ganze Welt führen sollte.

Zu diesem Zeitpunkt war von Michael Jacksons Merkwürdigkeiten noch nicht die Rede. Einzig seine beginnende Abhängigkeit von Schmerzmitteln wurde in diesem Musical thematisiert, aufgedeckt von der MTV-Reporterin Rachel. Die seltsamen Psychosen, die er später entwickelte und die später größere Schlagzeilen machten als seine Hits, waren 1992 noch nicht auffällig. Seine Schönheits- und Nasenoperationen, die gebleichte Haut bzw. eine angebliche Weißfleckenkrankheit, die Eßstörungen, das Herumlaufen mit einer Gesichtsmaske, und schließlich der angebliche Kindesmissbrauch waren 1992 noch kein Thema. Letzteres konnte auch nie eindeutig bewiesen werden, da die Kinder und deren Eltern sich immer wieder in Widersprüche verstrickten, sich durch solche Vorwürfe und Klagen hohe Geldzahlungen erhofften, jedoch schlußendlich ihre Anschuldigungen widerriefen. Solche gravierenden Probleme waren für Michaels ohnehin labilen Gesundheitszustand nicht gerade förderlich.

Sein letztes Album, „Invincible“, erschien 2001, mit dem ihm ein letzter bedeutender Erfolg beschieden ward. Für 2009 wurde eine Welttournee unter dem Titel „This is it“ mit insgesamt 50 Konzerten geplant. Doch er war für solch ein großes Projekt sowohl körperlich zu schwach und offenbar psychisch am Ende. Denn während der Proben zu dieser Mammut-Tournee starb Michael Jackson am 25. Juni 2009, 50jährig, aufgrund einer Überdosierung von Schmerzmitteln und Psychopharmaka.

Schlussapplaus copyright Wolfgang Radtke

Was bleibt ist die Erinnerung an ein Ausnahme-Talent und an einen phantastischen Musiker, dessen Karriere über 40 Jahre anhielt und dessen Alben sich über 200 Millionen mal verkauften.

Das „Michael Jackson Musical“ leistet gewiß einen großen Beitrag, diese Legende am Leben zu halten.

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