Hamburg, Staatsoper, L´ELISIR D´AMORE, IOCO

Staatsoper Hamburg: Donizettis L'Elisir d'Amore aus dem Jahre 1977 hat auch nach 47 Jahren noch nichts von ihrem ursprünglichen Charme eingebüßt. Regie führte damals Jean-Pierre Ponnelle ....

Hamburg, Staatsoper, L´ELISIR  D´AMORE, IOCO
STAATSOPER HAMBURG @ Kurt Michael Westermann

von Wolfgang Schmitt

Die originelle Inszenierung von Donizettis L'Elisir d'Amore aus dem Jahre 1977 hat auch nach 47 Jahren noch nichts von ihrem ursprünglichen Charme eingebüßt. Regie führte damals Jean-Pierre Ponnelle, der auch das immer noch wunderschön anzuschauende Einheits-Bühnenbild eines toskanischen Dorf-Idylls entworfen hatte.

Sorgfältig, detailgetreu und liebevoll wurde diese Wiederaufnahme mit all' ihrem Witz und ihrer Spritzigkeit aufbereitet und begeisterte das Publikum in der leider nicht ausverkauften Staatsoper aufs Neue.

Musikalisch war der Abend ein Hochgenuss. Unter der passionierten Leitung von Matteo Beltrami spielten die Hamburger Symphoniker (das Philharmonische Staatsorchester ist derzeit mit Messiaens Saint Francois D'Assise in der Elbphilharmonie beschäftigt) gleich von der Ouvertüre an schwungvoll und temporeich im Einklang mit dem oftmals turbulenten Bühnengeschehen, und so sprühte und funkelte es geradezu aus dem Orchestergraben.

LIEBESTRANK hier das Ensemble zum Schlussapplaus @ Wolfgang Radtke

Einen bedeutenden Anteil an dieser überaus gelungenen Aufführung hatte auch der von Christian Günther einstudierte Chor, der nicht nur klangschön sang, sondern auch szenisch mit einigen komödiantischen Einlagen brillierte.

Mariam Battistelli, eine Gastsängerin aus Wien, Foto unten, gab ihr Hamburger Debüt vor vier Jahren als Musetta. Seitdem ist ihr klangvoller lyrischer Koloratursopran größer, runder und virtuoser geworden. Die Höhe klingt klar und sicher, und die perlenden Koloraturläufe gestaltete sie mit funkelnder Intensität. Sie ist sehr schlank, eine aparte Erscheinung in ihren cremefarbenen Kleidern, grazil in ihren Bewegungen, charmant in ihrer Darstellung der resoluten, raffinierten Adina, und ihre Gestik sowie ihr mimischer Ausdruck passten sich wunderbar der herrlichen Musik Donizettis an.

Der junge lyrische Tenor Seungwoo Simon Yang war zwei Jahre lang Mitglied des Internationalen Opernstudios der Staatsoper und hat seit dieser Spielzeit einen Festvertag im Großen Haus. Neben diversen kleineren Rollen sang er den Alfred in der „Fledermaus“, und der Nemorino ist seine erste richtig große Partie, die er mit seiner warm timbrierten, runden, volltönenden Tenorstimme bravourös meisterte. Seine Arien „Adina credimi“ und besonders die bekannteste Arie dieser Oper, „Una furtiva lagrima“ gelangen ihm gefühlvoll, mit lyrischem Schmelz und geschmeidigem Glanz, so daß es eine reine Freude war, ihm zuzuhören.

Liebestrank hier Mariam Battistelli als Adina @ Wolfgang Radtke

Andrzej Filonczyk als temperamentvoller Belcore auf dem hölzernen Fahrrad prunkte mit seinem kernigen virilen Bariton, und gab sich machohaft eitel in seiner eleganten weißen Paradeuniform. Seine wunderbare kraftvolle Stimme von dunklem Timbre mit gut ansprechendem Höhenregister setzte er markant und mit ausgeprägter Gewitztheit ein. Seine Anwerbungs-Szene mit Nemorino, „Venti scudi“, geriet zu einem gesanglichen und darstellerischen Höhepunkt.

Die Bass-Buffo-Partie des Quacksalbers Dulcamara zählt zu den Glanzrollen von Tigran Martirossian. Hier ist er in seinem Element, legt ein grandioses komödiantisches Gebaren mit viel Witz und Spielfreude an den Tag, wenn er auf seiner Pferdekutsche sitzt und den staunenden Dorfbewohnern seine zahlreichen Allheilmittel aufschwatzen will. Auch in stimmlicher Hinsicht hatte er einen sehr guten Abend mit seinem wohlklingenden, perfekt geführten Spielbass. Mit seiner Auftrittsarie „Udite, udite o rustici“ hatte er das Publikum bereits für sich eingenommen, und nach seinem  Duett mit Adina im zweiten Akt, der Barcarole „Io son ricco e tu sei bella“, gab es lang anhaltenden Szenenapplaus.

In der gar nicht mal so kleinen Partie der Giannetta, denn sie ist ständig mit dem Chor auf der Bühne, glänzte Yeonjoo Katharina Jang mit klangschönem lyrischen Sopran und agiler, lebhafter  Darstellung.

Das Publikum hatte an diesem Abend großen Spaß und sparte nicht mit donnerndem Applaus für alle Beteiligten.

 

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