Hamburg, Staatsoper Hamburg, LUISA MILLER - Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 24.02.2022

Hamburg, Staatsoper Hamburg, LUISA MILLER - Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 24.02.2022
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Staatsoper Hamburg

Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann
Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann

LUISA MILLER - Giuseppe Verdi

- trotz Corona-Beschränkungen - fulminanter Abend mit herausragenden Solisten -

von Wolfgang Schmitt

Die Wiederaufnahme von Verdis Luisa Miller, Premiere 2014, konnte aufgrund der Pandemie und der Abstandsregeln nur halb-szenisch dargeboten werden, d.h. der gesamte Chor sang aus den Seitenlogen des ersten und zweiten Rangs, doch die Solisten auf der Bühne folgten größtenteils den vorgegebenen Regieanweisungen.

Staatsoper Hamburg / Luisa Miller hier das Ensemble zum Schlussapplaus © Wolfgang Schmitt
Staatsoper Hamburg / Luisa Miller hier das Ensemble zum Schlussapplaus © Wolfgang Schmitt

Dennoch wurde es eine wunderbare Aufführung mit hervorragenden Solisten und einem bestens disponierten Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Paolo Arrivabeni, diesem phantastischen und profilierten Verdi-Interpreten. Und wie bereits im November im Nabucco war er auch jetzt und hier wieder in der Lage, das Optimalste aus diesem Orchester herauszuholen. Bereits die Ouvertüre ward wunderbar gestaltet, leichter schwungvoller Klang wechselte sich ab mit sprühenden Farben, lieblich fein gemalte Akzente flossen über in die dramatischen, wuchtigen Passagen. Im weiteren verstand er es durchaus, dem Klangkörper sinnliche Lyrik und schwelgerischen Schmelz effektvoll zu entlocken, dann wieder auftrumpfende, dramatische Ausbrüche während zwischenmenschlicher Konfrontationen, diese sich wiederum abwechselnd mit orchestraler Zurückhaltung bei den lyrischen Stimmungen und den sensiblen sowie auch den opulenteren Rhythmen. Regisseur Andreas Homoki hatte den Choristen eine besondere Rolle zugewiesen, sie stehen in seiner Inszenierung für den Verfall von Moral und Menschlichkeit, wenn die eleganten barocken Roben am Ende nur noch in Fetzen an ihnen herunter hängen. Dies ließ sich in dieser halb-szenischen Aufführung nun jedoch nicht realisieren. Der von Eberhard Friedrich exzellent einstudierte Chor sang aus den Seitenlogen und es gab keinerlei Unstimmigkeiten dank der präzisen Einsatzgebung durch den Dirigenten.

Das schlichte, von Paul Zoller entworfene Bühnenbild, bestehend aus drei hellen, von links nach rechts geschobenen Kästen mit spärlichen Requisiten, einem Sessel, einem Stuhl, einem langen Tisch und einem sehr großen Goldrahmen, in welchen zu den Szenen passende Motive projiziert wurden, lenkte nicht von den intensiv agierenden Solisten ab und ließ als Kontrast deren barocke Kostüme, vorwiegend in Beige- und Braun-Tönen, von Gideon Davey entworfen,  wunderbar zur Geltung kommen.

Staatsoper Hamburg / Luisa Miller hier Liana Aleksanyan als Luisa © Andreas Endermann
Staatsoper Hamburg / Luisa Miller hier Liana Aleksanyan als Luisa © Andreas Endermann

Liana Aleksanyan beherrschte die Bühne als anrührende Luisa Miller und sang mit einer hellen, kräftigen, in allen Lagen perfekt sitzenden Stimme, einer mühelosen sicheren Höhe, federnden Koloraturen, von geradezu betörenden lyrischen Passagen bis hin zum dramatischen Forte. Darstellerisch berührte sie durch ihr differenziertes Spiel, hier insbesondere  in den Szenen mit Miller, ihrem Vater. Dieser wurde von George Petean gesungen, er präsentierte seinen kraftvollen Bariton mit klangvoller Mittellage und beeindruckendem Tiefenregister, besonders auch im ersten Akt mit seiner großen Arie und Cabaletta, „Sacra la scelta“. Darstellerisch gab er sich seiner Tochter gegenüber als fürsorglicher und beschützender Vater. Auch Ramon Vargas als Rodolfo überzeugte mit seinem schön timbrierten, warmen, unangestrengt klingenden Tenor, sicher geführt bis ins obere Register. Für seine große Arie „Quando le sere al placido“ erntete er frenetischen Beifall.

Phänomenal war wieder Alexander Vinogradov in der Partie des rot gewandeten Grafen von Walter, mit seinem voluminösen, markanten Bass, großartig kontrolliert, mit schöner Mittellage und sonorer Tiefe. In der Partie des intriganten Wurm, der sich Hoffnungen auf Lisa macht, jedoch von ihr geohrfeigt und getreten wird, dort wo es weh tut, konnte Alexander Roslavets mit seinem profunden, wohlklingenden Bass und der Art seines bösartigen Gebarens ein überzeugendes Portrait dieses hinterhältigen Charakters liefern. Zwar hat er keine eigene Arie, dennoch ist er nahezu dauer-präsent in die Handlung eingebunden. Besonders interessant klang das Duett der beiden Bässe Graf von Walter und Wurm im zweiten Akt , „L'alto retaggio non ho bramato“.

Yulia Matochkina mit ihrem dunklen, saturierten Mezzosopran gefiel in der Partie der Federica, sie trug in ihren beiden Szenen das ausladendste Barock-Kostüm in giftgrün. In den beiden kleinen Partien der Laura und des Contadino bewährten sich die junge lyrische Mezzosopranistin Kady Evanyshyn und der lyrische Tenor Collin-André Schöning, beide sind Mitglieder des Internationalen Opernstudios der Hamburger Staatsoper.

Obwohl die gesamte Inszenierung, wie sie ursprünglich konzipiert worden war, aufgrund der Pandemie-Bestimmungen nicht realisiert werden konnte, war dieser Abend dennoch ein fulminantes Ereignis mit herausragenden Solisten, einem Ausnahme-Dirigenten und einem bestens disponierten Orchester

Luisa Miller an der Staatsoper Hamburg; die nächsten Termine 23.2.; 27.3.; 31.3.2022

---| IOCO Kritik Staatsoper Hamburg |---

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