Hamburg, Staatsoper Hamburg, LA LUNA - Uraufführung - Lorenzo Romano, IOCO Kritik, 29.06.2022
LA LUNA - Kammeroper von Lorenzo Romano - Uraufführung
- DER MOND - geliebtes Objekt vieler Phantasien -
von Wolfgang Schmitt
Der Mond hat seit Menschengedenken eine große Faszination ausgeübt und alle möglichen Phantasien angeregt, auch und gerade in der Musik, und ganz besonders auch dann, wenn es um das alles überragende Thema „Liebe“ geht. Bestes Beispiel ist wohl hier Antonin Dvoraks Lied an den Mond aus seiner Oper Rusalka. Auch Paul Linckes herrliche Operette Frau Luna offenbarte wunderschöne Phantasien über unseren Erdtrabanten.
Deutsche Schlager insbesondere der Sechziger Jahre hatten den Mond zum Thema, wie „Der Mann im Mond“, „Nur der Mond ist schuld daran“, und Conny Froboess plante sogar „Meine Hochzeitsreise mach' ich auf den Mond mit dir“. Amerikanische Evergreens wie „Fly me to the Moon“, „Moonlight Serenade“, „Moon River“ aus dem Film „Frühstück bei Tiffany“, oder den von Richard Rodgers und Lorenz Hart komponierten Song „Blue Moon“ hört man noch immer gern, ebenso Rock-Songs wie Janis Joplins „Half Moon“ oder „Bad Moon Rising“ von Credence Clearwater Revival... Der großartige Film „Moonstruck“ („Mondsüchtig“) mit Nicholas Cage, Cher und Olympia Dukakis wurde mit drei Oscars und zwei Golden Globes ausgezeichnet. Nicht vergessen werden soll in diesem Rahmen auch der witzige Song „Tintarella di Luna“ von der wunderbaren italienischen Chanson-Ikone Mina.
Doch nun haben wir den italienischen, 1985 in Florenz geborenen Komponisten Lorenzo Romano, der sich in seiner Kammeroper La Luna, gemeinsam mit seinen Librettisten Johannes Blum und Giuliano Bracci mit dem Thema „Mond“ auseinandersetzt, wobei die Bezeichnung „Kammeroper“ nicht wirklich trifft. Denn was wir auf der Spielfläche der Opera stabile in der Hamburger Staatsoper, erleben, ist eher als pralles Musiktheater zu bezeichnen, dank der ideenreichen Inszenierung von Ron Zimmering. Zu sphärischen Klängen, utopisch anmutenden Lautmalereien, atonalen Geräuschkulissen erschuf und entwickelte er die kleinen Geschichten mit Mondbezug in ansprechenden Bühnenbildern von Ute Radler, während Benjamin Burgunder phantasievolle Kostüme und der Raumfahrt nachempfundenen Anzüge entwarf.
Unter der Leitung des Dirigenten Rupert Burleigh spielten sechs Musiker – Flöte, Klarinette Geige, Cello, Klavier, Schlagzeug –, Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters, und unterstrichen spannungsvoll die in fünf Teile aufgegliederte Handlung: Genesis – Mondsucht – Fantastic Trips – Man on the Moon – Planet B. Viele schöne Klangpassagen kamen von der Flöte, einige schräge Töne steuerte die Geige bei.
Die „Show“ begann mit der Schauspielerin Johanna Link, die die Mammutaufgabe der Erzählerin hatte, die einzelnen Teile de Handlung kommentierte und augenzwinkernd mit Bravour bewältigte. In der Anfangsszene steht sie am Herd und bereitet in einer Pfanne einen Pfannkuchen, dieser wird dann auf auf die Großleinwand projiziert und sieht aus wie der Mond. Das Phänomen der Werwölfe wird im folgenden thematisiert, es wird Bezug genommen auf Georg Büchners Woyzek, wie er in einer Mondnacht seine Marie ermordet. Die Mondlandung der Amerikaner von 1969 wird ebenfalls in einer Szene sogar ziemlich realistisch dargestellt, wenngleich auch die Frage thematisiert wurde, ob die Originalaufnahmen nicht vielleicht doch in einem Hollywood-Studio nachgestellt worden waren. Auch ein Blick in die Zukunft wird geworfen, wenn der Mond als Ziel des zukünftigen modernen Tourismus angedacht wird.
Kady Evanyshyn und Nicholas Mogg über "La Luna" an der Staatsoper Hamburg youtube Staatsoper Hamburg [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]
Die sieben Gesangssolisten waren mit großem Engagement und sichtlicher Spielfreude bei der Sache. Pia Davila mit leuchtendem Sopran und Kady Evabyshyn mit warm timbrierten Mezzosopran hatten größere Szenen, in denen sie ihre schönen Stimmen gut zur Geltung bringen konnten. Die Tenöre Collin-André Schöning und Seungwoo Simon Yang sowie der Bass Han Kim füllten ihre Rollen durchaus engagiert aus. Der Bariton Nicholas Mogg glänzte besonders in seiner Szene als Woyzek, und als besonders schönstimmig in seinen Passagen fiel der junge Bassist Hubert Kowalczyk auf, der seine Partie recht kurzfristig für seinen erkrankten Bass-Kollegen übernommen hatte.
Alles in allem war La Luna eine durchaus interessante, sehenswerte Aufführung, und es wäre dem Komponisten zu wünschen, daß diese Inszenierung nicht die Einzige bleiben wird.
LA LUNA an der Staatsoper Hamburg, die weiteren Termine 28.6; 1.7.; 2.7.; 3.7.2022
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