Hamburg, Staatsoper Hamburg, HÄNSEL UND GRETEL - Engelbert Humperdinck, IOCO Kritik, 17.12.2022

Hamburg, Staatsoper Hamburg, HÄNSEL UND GRETEL - Engelbert Humperdinck, IOCO Kritik, 17.12.2022
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Staatsoper Hamburg

Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann
Staatsoper Hamburg © Kurt Michael Westermann

HÄNSEL UND GRETEL - Engelbert Humberdinck

Ein romantischer Klassiker - Fünfzig Jahre alt und noch immer frisch

von Wolfgang Schmitt

Es ist kaum zu glauben, daß diese von Peter Beauvais inszenierte Märchenoper von Engelbert Humperdinck nun schon seit 50 Jahren auf dem Spielplan der Hamburger Staatsoper steht - somit die „dienstälteste“ Inszenierung -  und alljährlich zur Weihnachtszeit wiederaufgenommen wird. Noch immer wirkt das klassisch-naturalistische, wunderschön anzuschauende Bühnenbild von Jan Schlubach märchenhaft romantisch und zeitlos und verzaubert zwei Stunden lang das zahlreich erscheinende ganz junge Publikum und deren Eltern. Auch die zweckmäßigen, im Falle der Hexe und des Sand- und Taumännchens phantasievollen Kostüme, von Barbara Bilabel und Susanne Raschig entworfen, können sich noch sehen lassen.

Hänsel und Gretel hatte am 6. Dezember 1972 Premiere unter der musikalischen Leitung von Marek Janowski. Die Premierenbesetzung war damals Elisabeth Steiner und Regina Marheineke als Hänsel und Gretel, Arlene Saunders und Franz Grundheber als das Elternpaar Gertrud und Peter Besenbinder, Edith Lang als Hexe, Cvetka Ahlin als Sandmännchen, und Yoko Kawahara als Taumännchen.

Trailer - Olivia Boen ist Gretel  in HÄNSEL UND GRETEL youtube Staatsoper Hamburg [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

Die jetzige Wiederaufnahme anläßlich des 50. Geburtstages dieser Produktion ward wiederum perfekt und sorgfältig einstudiert. Geleitet wurde das Philharmonische Staatsorchester von Mark Wigglesworth, es wurde der reichhaltigen Partitur vollauf gerecht, spielte klar und lebendig und bestach durch einen wunderschön ausgebreiteten spätromantischen Klangteppich, in dem sich  volkstümlich-eingängige Passagen mit lebhaft aufbrausenden Orchesterwogen abwechselten. Insbesondere die Hörner in der Ouvertüre erzeugten einen herrlich warmen Wohlklang, auch die Zwischenspiele und die romantischen Stellen mit weichen Streichern gelangen feinsinnig und wunderbar klangschön.

Jana Kurucova mit ihrem hell eingefärbten lyrischen Mezzosopran sang und spielte den Hänsel wie ein echter Lausbub. Olivia Boen glänzte als Gretel mit warmen lyrischen Sopran, strahlender Höhe, und darstellerisch waren beide fabelhaft. Es war herrlich anzusehen, wie sie tanzten, fröhlich und übermütig über die Bühne tollten, sich stritten, und die sich im Laufe der Zeit zu echten Volksliedern entwickelnden Duette „Brüderchen komm tanz mit mir“, „Suse liebe Suse was raschelt im Stroh“ sangen, sowie später auch Gretels „Ein Männlein steht im Walde“. Anrührend und stimmungsvoll war die Szene im dunklen Wald, als sie den Abendsegen beteten.

Staatsoper Hamburg / HÄNSEL UND GRETEL hier Szenefoto © Hans-Joerg Michel
Staatsoper Hamburg / HÄNSEL UND GRETEL hier Szenefoto © Hans-Joerg Michel

Das Elternpaar waren Katja Pieweck als sorgenvolle und gestresste Mutter Gertrud mit klangvollem dramatischen Sopran, und Chao Deng als leicht beschwipster Peter Besenbinder mit seinem warmen, volltönenden Bass-Bariton. Besonderen Spaß hatte das Publikum an der Hexe von Hellen Kwon, die aus ihren Auftritten grandiose Kabinettstückchen machte. Szenisch und auch stimmlich überaus präsent setzte sie ihren Sopran sowohl ironisch-schmeichlerlisch als auch schrill und scharf ein. Ihr Hexenritt über den Bühnenhimmel wurde vom Publikum gebührend beklatscht.

Staatsoper Hamburg / HÄNSEL UND GRETEL hier Schlussapplaus © Wolfgang Schmitt
Staatsoper Hamburg / HÄNSEL UND GRETEL hier Schlussapplaus © Wolfgang Schmitt

Das Sandmännchen wurde von Claire Gascoin mit samtenem lyrischen Mezzosopran gesungen, und als Taumännchen präsentierte Yeonjoo Katharina Jang ihre helle, in der Höhe strahlende Soubrettenstimme. Diese beiden jungen Sängerinnen sind seit dieser Spielzeit Mitglieder des Internationalen Opernstudios der Hamburgischen Staatsoper, und man darf gespannt sein, wie sich diese beiden Stimmen weiter entwickeln werden. Der Kinder- und Jugendchor der Hamburger Staatsoper, von Luiz de Godoy einstudiert, als erlöste Lebkuchenkinder stimmte strahlend mit ins Finale ein.

Auch nach 50 Jahren ist die Inszenierung in dem stimmungsvollen Bühnenbild noch durchaus sehenswert; es bleibt der Wunsch, sie noch weitere Jahre zur Weihnachtszeit auf dem Spielplan der Staatsoper zu erleben.

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