Hamburg, Staatsoper Hamburg, AIDA - Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 16.04.2022
Italienische Opernwochen 2022 an der Hamburger Staatsoper
AIDA - Giuseppe Verdi
- Riccardo Massi - ein große Stimme begeistert als Radames -
von Wolfgang Schmitt
Die "Italienischen Opernwochen 2022" an der Hamburger Staatsoper endeten am 8. April 2022 mit AIDA, einer Produktion, über welche IOCO im März bereits berichtet hatte, link HIER! IOCO berichtet erneut von der letzten Vorstellung der AIDA am 8. April, um Riccardo Massi zu erleben, der in dieser Vorstellung die Partie des Radames übernahm und diesen Abend tatsächlich zu einem besonderen Ereignis machte.
Riccardo Massis Tenorstimme ist groß und kraftvoll, wohlklingend, angenehm dunkel timbriert, das Tiefenregister ist baritonal eingefärbt, die glanzvolle Höhe klingt ungefährdet und das hohe B gleich in seiner großen Auftrittsarie „Celeste Aida“ kam strahlend und bombensicher. Er ist groß und schlank, hat eine sympathische Ausstrahlung und eine enorme Bühnenpräsenz, war auch darstellerisch ein überzeugender Radames. Er ist in der Lage, die strahlenden Spitzentöne lang auszuhalten, hat hierfür den langen Atem und genügend stimmliche Reserven, er kann wunderbar phrasieren und in den ruhigeren, gefühlvollen Momenten der Oper – so im Nil-Akt und besonders auch im Schlußduett - lyrischen Tenorschmelz präsentieren. Es ist bereits vier Jahre her, daß Riccardo Massi sein Debüt an der Hamburger Staatsoper als Cavaradossi gegeben hatte, und man wünscht sich sehr, daß solch ein Weltklasse-Tenor desöfteren hier in Hamburg zu hören wäre.
Offenbar angestachelt durch diesen Partner hatte auch Tatiana Serjan als Aida einen relativ guten Abend. Im Vergleich mit der besuchten Vorstellung am 25. März war ihre Gesangslinie diesmal recht ausgeglichen, wenngleich manche hohen Töne zittrig klangen und die unteren Lagen ihrer großen dunklen Sopranstimme oftmals noch zusätzlich abgedunkelt wurden und sich während der Duette mit Amneris kein Kontrast mehr ergab. Dennoch war der Gesamteindruck, den sie an diesem Abend hinterließ, recht positiv.
Violeta Urmana hatte als dem Alkohol zugetane Amneris sowohl stimmlich als auch darstellerisch wieder einen grandiosen Abend, die Gerichtsszene geriet für sie wiederum zu einem Triumpf. Auch Amartuvshin Enkhbat als Amonasro konnte mit seinem warm trimbrierten, samtenen Bariton, in allen Registern wunderbar geführt, wiederum überzeugen.
Alexander Roslavets als Ramphis hatte seine großen Momente besonders im zweiten Bild, in dem er seinen edlen Bass strömen lassen konnte. Romano dal Zovo lieh seine profunde Bass-Stimme dem König, Marie-Dominique Ryckmanns sang die Tempelsängerin mit ihrem glockenhellen Sopran aus dem Off, und der junge Tenor Seungwoo Simon Yang hatte seinen kurzen Auftritt als Bote.
Das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Daniele Callegari bot nach der wunderbar filigranen Ouvertüre temporeichen und differenzierten Verdi-Klang, die „Aida-Trompeten“ im Triumpfmarsch, in den vorderen Seitenlogen des ersten Ranges platziert, klangen wiederum perfekt. Auch der Staatsopernchor, besonders im zweiten Akt und später die Herren während der Gerichtsszene, sang wunderbar ausgewogen, präzise und klangschön. Am Ende gab es Ovationen für die Solisten, den Dirigenten, besonders jedoch für Riccardo Massi.
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