Hamburg, St. Pauli Theater, ELVIS - DAS MUSICAL, IOCO Kritik, 02.08.2023

Hamburg, St. Pauli Theater, ELVIS - DAS MUSICAL, IOCO Kritik, 02.08.2023
St. Pauli Theater in Hamburg am Abend © St Paili Theater
St. Pauli Theater in Hamburg am Abend © St Paili Theater

St. Pauli Theater

ELVIS – DAS MUSICAL - von Berhard Kurz

Die Legende Elvis Presley - im St. Pauli Theater wiederauferstranden

von Wolfgang Schmitt

ELVIS PRESLEY – er wird noch immer  der „King of Rock'n'Roll“ genannt, er ist noch immer der erfolgreichste Solokünstler des zwanzigsten Jahrhunderts mit über einer Milliarde verkaufter Schallplatten weltweit.

Geboren wurde Elvis Presley am 8. Januar 1935 in Tupelo, Mississippi. In den Vierziger Jahren siedelte seine Familie um nach Memphis, Tennessee. Seine Karriere und sein märchenhafter Aufstieg begann 1956, als er mit Songs wie „Heartbreak Hotel“, „Don't be cruel“ und „Hound Dog“ die amerikanische Hitparade anführte. Mit seinem guten Aussehen, seiner blues-artigen Stimme, seiner virilen Ausstrahlung, seiner starken Bühnenpräsenz und seiner leidenschaftlichen, temperamentvollen Selbstdarstellung zog er das Publikum schnell in seinen Bann. Seine Songs waren zunächst eine Mischung aus Country-Musik und Rhythm and Blues. Mit „Jailhouse Rock“, „Kiss me quick“, „Good Luck Charm“, „In the Ghetto“, „Kentucky Rain“, „The Wonder of you“ oder „Suspicious Minds“ gelangen ihm Welt-Hits, ebenso mit „It's now or never“, der englisch-sprachigen Version des neapolitanischen Canzones „O sole mio“.

Trailer - ELVIS - das MUSICAL - St. Pauli Theater youtube St Pauli Theater [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

Auch auf der Kino-Leinwand war er erfolgreich, insgesamt 31 Filme drehte er in den späten Fünfziger und Sechziger Jahren, darunter „Flaming Star“, „Blue Hawaii“, „Viva Las Vegas“ oder „Fun in Acapulco“.

Elvis Presley gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Rock- und Pop-Kultur des 20. Jahrhunderts. Während seiner 25 Jahre dauernden Karriere war er mit 150 Songs in den Hitparaden vertreten und 115 Alben wurden veröffentlicht. Legendär war 1973 sein TV- Konzert „Aloha from Hawaii“, welches per Satellit weltweit übertragen wurde. Doch sein Leben auf der „Überholspur“ als Superstar, als einer der erfolgreichsten Entertainer, war begleitet von Ausschweifungen,  einem ungesundem Lebensandel und  jahrelangem exzessivem  Medikamenten-Mißbrauch. All dies forderte seinen Tribut, und so starb er 1977 mit nur 42 Jahren an Herzversagen.

Seitdem wurden zahlreiche Biographien über Elvis Presley geschrieben, Dokumentationen erstellt, Filme über ihn gedreht, so 1979 von Regisseur John Carpenter mit Kurt Russell als Elvis, und 2022 mit Austin Butler als Elvis und Tom Hanks als Colonel Tom Parker.

Nun ist Elvis Presley, der „King of Rock'n'Roll“ also auch auf der Musical-Bühne angekommen.

St. Pauli Theater, Hamburg / ELVIS-Impersonator GRAHAME PATRICK DOYLE © ESTREL
St. Pauli Theater, Hamburg / ELVIS-ImpersonatorGRAHAME PATRICK DOYLE © ESTREL

Der Regisseur und Produzent Bernhard Kurz konzipierte fürs St. Pauli-Theater eine mitreißende zwei-stündige Musical-Show, die den Lebensweg dieses Ausnahmesängers beleuchtete und viele Stationen seiner atemberaubenden Karriere aufzeichnete. Die schlichte Bühne mit kleiner Showtreppe wird eingenommen von der exzellenten, aus sieben Musikern bestehenden Begleitband, die mit ihrem umwerfenden Sound den Saal zum kochen brachten. Rechts positionierte sich das „Stamp-Quartett“, verstärkt durch eine Background-Sängerin. Zwei Tänzerinnen in aufregender Choreographie mit ständig wechselnden raffinierten Las-Vegas-Show-Outfits waren ebenfalls aufgeboten -   und dann betrat ELVIS die Bühne und startete mit „My Way“. Der charismatische irische Sänger Grahame Patrick Doyle läßt den „King of Rock'n'Roll“ wiederauferstehen, er sieht besonders dem späteren Elvis mit der schwarzen Haartolle und den langen Koteletten täuschend ähnlich, egal ob er seine verschiedenen paillettenbestickten weißen Jumpsuits trägt, den engen schwarzen Lederdress, das Glitzer-Jackett oder den eleganten Smoking mit Fliege. Und dann diese Stimme – sie macht die Illusion perfekt und man glaubt wirklich, den echten Elvis vor sich zu sehen und zu hören. Auch den berühmt-berüchtigten Elvis-Hüftschwung - der ihm damals den Spitznamen „Elvis the Pelvis“ einbrachte - hatte er formvollendet einstudiert.

Auf der Bühnenrückwand laufen Filmsequenzen, beginnend mit den Zeitungs-Schlagzeilen zu seinem plötzlichem Ableben am 16. August 1977, untermalt von dem Gospel-Song „Peace in the Valley“, gesungen vom Stamp Quartett.

Dann beginnt die Geschichte chronologisch mit einer Szene im angedeuteten Sun-Records-Studio, in dem Elvis im blauen Arbeits-Overall seine erste Probeaufnahme singt, „My Happiness“.

Für den Chef von Sun-Records ist Elvis die Entdeckung: Ein weißer Sänger, der wie ein Schwarzer singen kann - und in schneller Abfolge werden die Songs „That's alright Mama“, „All shook up“, „Heartbreak Hotel“, „Hound Dog“, „Stuck on you“ geboten.

St. Pauli Theater, Hamburg / ELVIS-Impersonator GRAHAME PATRICK DOYLE © ESTREL
St. Pauli Theater, Hamburg / ELVIS-ImpersonatorGRAHAME PATRICK DOYLE © ESTREL

Es folgt der Auftritt von Colonel Tom Parker (Daniel Neumann), ständig telefonierend an seinem Schreibtich sitzend, der Elvis von Sun-Records freikauft, ihm einen lukrativen Vertrag mit der RCA-Plattenfirma besorgt, ihn zum Superstar macht und ihn bis zum Lebensende geschickt managt. Ob Parkers Management-Entscheidungen stets die klügsten waren, mag dahingestellt sein, wenn man bedenkt, daß er Elvis' Mitwirkung als Tony in der Verfilmung von Leonard Bernsteins Musical West Side Story abgelehnt hatte (George Chakiris bekam die Rolle), oder in dem Film „A Star is born“ neben Barbara Streisand mitzuwirken (Neil Diamond wurde ihr Filmpartner).

Die Show geht weiter mit den Songs „Devil in Disguise“, „Viva la Vegas“, „Return to Sender“, „King Creole“ und „Love me tender“, während auf der Bühnenrückwand der echte Elvis in verschiedenen Konzertausschnitten zu sehen ist.

Weitere Filmsequenzen zeigen Elvis bei seiner Ankunft in Deutschland, wo er den Militärdienst absolvieren muß, später seine Heirat mit Priscilla Beaulieu. Auch einige Szenen aus seinen zahlreichen Filmen werden auf die Bühnenrückwand projiziert.

Der erste Teil der Show schließt mit einem Medley aus Gospel-Songs, welches Elvis mit dem Stamp-Quartett sang: „Sweet Holy Spirit“, „He touched me“, „How great thou art“. Das Stamp-Quartett war in den 1970er Jahren bis zu Elvis' Tod seine Background-Gruppe, der Sänger Ed Enoch ist noch immer dabei.

Rockig und schwungvoll ging es weiter im zweiten Teil mit „Guitar Man“, „See See Rider“, „Burning Love“, „It's now or never“, „Satisfy me“, „Polk Salad Annie“, und dem gefühlvoll vorgetragenen „If I can dream“. Diesen Song hatte Elvis Dr. Martin Luther King gewidmet, den er stets bewundert hatte für dessen Kampf um die Gleichberechtigung, und in Anlehnung an dessen Rede „I have a Dream“.

Emotional ging es im Programm weiter mit der Ballade „Bridge over troubled Water“ und dem Hit „Can't help falling in Love“, und zum Schluß wurde es nochmals rockig mit „Suspicious Minds“ und „Blue Suede Shoes“.

Ohne eine Zugabe ließ das begeisterte Publikum, welches den „King of Rock'n'Roll“ wohl seit frühester Jugend vergöttert hatte – Durchschnittsalter schätzungsweise 70, einige kamen sogar mit Krücken, Rollator oder Rollstuhl – den phänomenalen Grahame Partick Doyle, seine Background-Sänger und die großartige Begleitband nicht von der Bühne, und so war die letzte Nummer dann „Wooden Heart“, natürlich auch auf deutsch gesungen, „Muß i denn zum Städtele hinaus“.

An diesem phantastischen Abend hatte man das Gefühl, die Legende Elvis Presley ist wiederauferstranden.

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