Hamburg, Opernloft, Opern-Slam - SOMMER, SONNE, MEER, IOCO Kritik, 18.07.2023
OPERN-SLAM - SOMMER, SONNE, MEER
- ein „Sängerkrieg“ - zwischen vier Ensemblemitgliedern und Einbeziehung des Publikums -
von Wolfgang Schmitt
Die Opernsaison 2022/23 neigt sich dem Ende zu, und so erfreute das direkt an der Elbe gelegene Hamburger Opernloft seine Besucher nochmals mit einem Opern-Slam, einer Art „Sängerkrieg“ zwischen vier Ensemblemitgliedern unter Einbeziehung des Publikums, welches durch donnernden Applaus entscheidet, wer am Ende die Krone des Abends davonträgt.
Das Programm dieses Konzertes war äußerst vielfältig, auch weniger bekannte Opernarien wurden dargeboten. Das Publikum wurde animiert mitzuraten, um welche Arie aus welcher Oper und von welchen Komponisten es sich handelte, und zur Belohnung wurde man mit Schnaps abgefüllt.
Die witzig-charmante Moderation übernahmen die Intendantinnen Susann Oberacker und Yvonne Berboom, wobei letztere auch bei einigen Gesangsnummern mitwirkte.
Das Motto dieses Konzertabends mit Opernarien, Musical-Songs, Schlagern und einigen Volksliedern zum Saisonausklang lautete Sommer, Sonne, Meer, und so hörten wir „Summertime“, „O sole mio“, „Some enchanted Evening“ aus dem Musical South Pacific von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein, das Lied von der kleinen Möwe, die nach Helgoland fliegt, aber auch Arien aus dem gegenwärtigen Repertoie des Opernlofts und Nummern, die sich die Solisten dieses Abends ausgesucht hatten.
Eröffnet wurde das Konzert mit dem Ensemble aus Cosi fan tutte. Freja Sandkamm, die charismatische junge Dänin mit ihrem perlenden lyrischen Koloratursopran begann mit einem Volkslied aus ihrer Heimat von der „kleinen Apfelblüte“, glänzte im Verlauf des Abends mit Rusalkas „Lied an den Mond“, „Porgi Amor“ aus Figaros Hochzeit, und bewies nach ein paar Kostümwechseln schließlich auch noch ihre Vielseitigkeit mit dem Soul-Klassiker „At last“ von Etta James. Auch ließ sie sich im Laufe des Abends noch mit dramatischer Attacke zu Brünnhildes „Hojotoho“-Rufen aus der erfolgreichen Opernloft-Produktion Der Ring des Nibelungen hinreißen.
Die junge Chilenin Rocio Reyes ließ ihren warm timbrierten lyrisch-jugendlichen Sopran strömen, zunächst in Gershwins Summertime, berührte mit Puccinis „Un be di vedremo“ aus Madame Butterfly und „Mi chiamano Mimi“ aus La Boheme, besonders jedoch mit der innig empfundenen Arie „Depuis le Jour“ aus Gustave Charpentiers Oper Louise. Zwei Songs aus ihrer südamerikanischen Heimat folgten, „Gracias a la vida“ von der chilenischen Komponistin Violeta Parra, sowie ein argentinisches Tango-Lied, desweiteren William Bolcoms originellen Song „Amor“, welchen sie überaus temperamentvoll darbot.
Die lyrische Mezzosopranistin Nora Kazemieh hatte sich als ersten Song Edith Piafs „La vie en rose“ ausgewählt, amüsierte das Publikum dann sichtlich mit der keck und schelmisch vorgetragenen Arie der Rosina „Una voce poco fa“ aus Rossinis Barbier von Sevilla, um schließlich mit Octavians „Wie du warst“ einen spannenden Vorgeschmack auf die für Oktober '23 geplante Opernloft-Neuproduktion Der Rosenkavalier zu bieten. Gemeinsam mit Freja Sandkamm sang Nora Kazemieh das Blütenduett aus Madame Butterfly und das Blumen-Duett aus Leo Delibes' Oper Lakmé. In diesen beiden wunderbar austarierten Duetten verschmolzen die schön timbrierten Stimmen der beiden Sängerinnen harmonisch und nuanciert zu reinstem Wohlklang.
Der Vierte im Bunde dieser Sängerriege war Lukas Anton mit seinem kräftigen Bariton, der zunächst mit Humor und Charme den Song „Schau nicht auf die Uhr“ anstimmte, dann mit Malatestas Arie „Bella siccome un angelo“ aus Donizettis Don Pasquale“ und Escamillos Arie aus Carmen das Publikum erfreute. Später sang er Frank Sinatras Welthit „Strangers in the Night“ sowie den besonders gelungenen Musical-Song aus South Pacific, „Some enchanted Evening“. Es folgten zwei effektvoll vorgetragene Duette mit Freja Sandkamm: „Bess you is my Woman now“ aus Gershwins Porgy and Bess, und das neapolitanische Canzone „O sole mio“..
Als Hommage an die Stadt Hamburg gab es noch „Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins“, und als letzte Nummer, quasi als der „Rausschmeisser“ dieses Abends wurde schließlich „In Hamburg sagt man Tschüß“ präsentiert, in welche das beigeisterte Publikum lustvoll und fröhlich mit einstimmen konnte.
Der gemessene Applaus-Pegel war für die vier Solisten am Ende in etwa gleich hoch, wobei Freja Sandkamm letztendlich mit ein paar Dezibel mehr in Führung lag und sie als Siegerin dieses Abends hervorging.
Es war ein wunderbar vergnüglicher Konzertabend, kompetent und einfühlsam geleitet von der exzellenten Pianistin Amy Brinkman-Davis am Flügel, und gelegentlich auch begleitet vom Tuten des in See stechenden Aida-Kreuzfahrtschiffes. Nun geht auch das Opernloft in die Sommerpause, und wir freuen uns schon auf die neue Spielzeit 2023/24.