Hamburg, Neue Flora, HERCULES - Musical Weltpremiere, IOCO

HERCULES - Musical: In Hamburg, im Musical-Theater „Neue Flora“, fand nun am 24. März 2024 die offizielle Weltpremiere seines neuesten Musicals HERCULES in der deutschsprachigen Textfassung statt, basierend auf den Disney-Film von 1997 .....

Hamburg, Neue Flora, HERCULES - Musical Weltpremiere, IOCO
Theater Neue Flora © Stage Entertaiment

von Wolfgang Schmitt 

Der US-amerikanische Komponist, Pianist und Produzent Alan Menken (Jahrgang 1949) erlangte weltweite Berühmtheit durch seine Film-Musicals „Arielle the little Mermaid“, „Beauty and the Beast“, „Aladdin“ und „Pocahontas“, für die er sowohl mit dem begehrten „Oscar“ als auch mit dem „Golden Globe“ ausgezeichnet wurde. Für zahlreiche seiner weiteren Filmmusiken erhielt der den populären Musikpreis „Grammy“ und den Theaterpreis „Tony Award“, außerdem zahlreiche Nominierungen für Musicals wie „Der kleine Horrorladen“ und „Der Glöckner von Notre Dame“, sowie viele weitere Auszeichnungen für seine zahlreichen Filmmusiken bei den „Golden Globe Awards“.

In Hamburg, im Musical-Theater „Neue Flora“, fand nun am 24. März 2024 die offizielle Weltpremiere seines neuesten Musicals HERCULES in der deutschsprachigen Textfassung statt, basierend auf den Disney-Film von 1997. Zwar gab es bereits zwei „tryouts“ des Stückes in New York und New Jersey, allerdings nur in einer kürzeren, einaktigen Version. Doch für diese nun offizielle Hamburger Weltpremiere hat der Komponist und Texter noch einige zündende Nummern hinzu komponiert und das Stück auf eine abendfüllende Länge von knapp zwei Stunden erweitert.

Musical HERCULES hier Benét Monteiro als Hercules und Mae Ann Jorolan als Meg - Copyright Stage Entertainment

In diesem Musical geht es um Herkules, den Superhelden der Antike im Kampf gegen die Mächte der Finsternis in der Gestalt von Hades, dem Herrn der Unterwelt. Als Sohn des Zeus und Hera auf dem Olymp geboren wird er von Hades entführt, da ihm prophezeit wurde, daß Herkules ihm einst gefährlich werden kann. Herkules, schon als Baby mit Götterkräften ausgestattet, wird von Hades in der Menschenwelt ausgesetzt, von Despina gefunden und groß gezogen (in der Mythologie eigentlich von Amphytrion und Alkmene). Doch unter den Menschen fühlt er sich als Außenseiter und nicht wirklich akzeptiert aufgrund seines Andersseins. Irgendwann erfährt Herkules von seiner göttlichen Herkunft und will zurück auf den Olymp. Aber Hades weiß dies zu verhindern, also muß Herkules ein Superheld werden, um sein Ziel zu erreichen. Mithilfe des Heldenausbilders Philoctetes, einem Satyr, gelingt es ihm, gegen eine Hydra, den Minotaurus und andere Ungeheuer zu kämpfen, diese zu töten, eine Stadt vor ihnen zu retten und somit Ruhm und Ehre zu erlangen. Aber auch das Thema Liebe darf in diesem Musical nicht zu kurz kommen. Während er sich in immer neue Abenteuer stürzt, begegnet ihm Meg. eine „Sterbliche“, in die er sich verliebt und die seinem Leben eine neue Richtung gibt. Und er erkennt, daß es nicht so sehr auf körperliche Kraft ankommt, sondern daß wahre Helden an der Stärke ihres Herzens gemessen werden.

Alan Menkens Komposition ist eine Mischung aus Pop, Rock, Swing, Jazz mit Gospel- und Soul-Elementen, garniert mit einigen sanften Balladen-Klängen. Die Zuschauer erlebten eine phantastische Show, inszeniert von Casey Nicholaw, der auch wunderschönen Bühnenbilder kreierte mit rotierenden griechischen Säulen, transparenten Statuen für Zeus und Hera, einem goldenen lichtdurch-flutetem Olymp, einer in dunkelblaues Licht getauchten Unterwelt mit eisernen Treppen und ein paar rollenden Kohle-Tendern, einer für die Liebesszene besonders schön gestalteten Gartenanlage mit grüner Hecke und roten Blüten, und ein meist schillernder, funkelnder Bühnenhintergrund. Das ausgeklügelte Licht-Design (von George Reeve und Dane Laffrey) trug sehr viel zum stimmungsvollen Szenario bei.

HERCULES hier die Darsteller*innen zum Schlussapplaus @ Wolfgang Radtke

Gleich die erste Szene zog das Publikum in ihren Bann, als gleich die fünf Musen auftraten, den Song „The Gospel Truth – Alles ist wahr“ schmetterten und mit ihrem dramatischen Auftakt an Soul-Girl-Groups der Sechziger Jahre wie die „Marvelettes“ oder die „Crystals“ erinnerten. Diese fünf Musen führten wie der rote Faden durch die gesamte Handlung, begeisterten nicht nur durch ihren poppigen Soul- und Gospel-Gesang wie z.B. bei „Von Zero auf Hero“, sondern auch durch ihre zahlreichen Kostümwechsel, von eleganten weißen oder goldfarbenen Roben bis hin zu an Wagners Walküren erinnernden rot-goldenen Rüstungen und Helmen (Kostümentwürfe von Gregg Barnes und Sky Suitser) und den kunstvollen exquisiten Perücken (Mia M. Neal).

Der Titelheld, der junge Brasilianer Benét Monteiro, der im letzten Jahr als „Hamilton“ im Operettenhaus brillierte, und der für den Hercules offenbar seinen Muskelaufbau trainiert hatte, war auch hier wieder der strahlende Mittelpunkt und glänzte sowohl mit seiner prächtigen Tenorstimme, die er besonders zur Geltung bringen konnte in seinem Song „Endlich angekommen“ oder seinem „Shooting Star“, als auch mit seinem schauspielerischen und tänzerischem Vermögen. Kostümiert war er passend, so als sei er aus einem italienischem Monumental-Sandalenfilm entsprungen.

Als sein „HeldenausbilderPhiloctetes, genannt Phil, in seinem Satyr-Kostüm, halb Mensch halb Ziegenbock, gefiel Kristofer Weinstein-Storey mit brillanter Darstellung und mit kraftvollem Gesang wie in seinem Lied „Bleibt nur die Hoffnung“.

Mae Ann Jorolan in der Rolle der Megara, Meg genannt, war die schlanke schöne Geliebte des Hercules, tänzerisch und auch stimmlich mit samtenem Mezzosopran hervorragend, wie sie u.a. in dem gefühlvollen Song „Ich bin nicht verliebt“ unter Beweis stellte.

Hervorragend war auch die Leistung von Detlef Leistenschneider in der Rolle des Hades, des Herrn der Unterwelt, ganz in dunkelblau gekleidet und mit blauen Haaren, der humorvoll seinen Mutterkomplex ausspielte und gesanglich mit klangvollem Kavaliersbariton begeisterte, u.a. in dem Song von der kalten Hölle und in den Szenen mit seinen beiden Gehilfen Karl (Mario Saccoccio) und Heinz (André Haedicke), die ihrerseits einige herrlich witzige Kabinettstücke ablieferten.

Auch die weiteren Partien waren sowohl schauspielerisch als auch sängerisch optimal besetzt: Stefano Francabandiera als Göttervater Zeus, Marta di Giulio als seine Gemahlin Hera, Sofie Mefan als Despina mit dem innig empfundenen „Wiegenlied“, die das Baby Hercules fand und großzog, und Bathoni Buenokuar als temperamentvolle Schenkwirtin Medusa.

Die wunderbaren fünf Musen mit ihren kräftigen lauten Belter-Stimmen waren Leslie Beehan als Kalliope, Chastity Crisp als Thalia, Venolia Manale als Terpsichore, Uzoh als Klio, und Shekinah McFarlane als Melpomene.

Beeindruckend waren immer wieder die oftmals schon an Akrobatik erinnernden Choreographien des Tanzensembles, von Casey Nicholaw und Tisha Scott meisterhaft einstudiert.

Die musikalische Leitung hatte Hannes Schauz, er setzte das raffiniert poppige Arrangement von Menkens Komposition vom Auftakt mit „Alles ist wahr“ bis zum fulminanten Schluß mit „Ein Stern geht auf“ perfekt und facettenreich um.

Allen an diesem großartigen, sehens- und hörenswerten Musical-Projekt Beteiligten sei gewünscht, daß es recht lange im Spielplan der Hamburger Neuen Flora Bestand haben wird

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