Hamburg, Fola Dada, David Helbock, Random Control Ensemble - Privatkonzert, IOCO

Atemberaubende Soiree - Fola Dada, David Helbock und Random Control Ensemble verzaubern und beschwingen ein Konzert in einer Hamburger Anwaltskanzlei

von Michael Stange

In der Musikstadt Hamburg werden atemberaubende Konzerte auch durch privates Mäzenatentum ermöglicht. Ein Akteur ist der durch seinen langen erfolgreichen Einsatz in der Strafverteidigung und seine wissenschaftlichen Leistungen bekannte Rechtsanwalt Dr. Gerhard Strate. Im obersten Stockwerk der mit seinen Partnern betriebenen Kanzlei findet ein hochwertiges Konzertleben statt. Mittelpunkt des Konzertsaals ist ein Steinway Flügel, der 2021 mittels eines Kranes in den sechzig Meter über der Straße liegenden Saal expediert wurde.

Bei seinen Soireen beweist Dr. Strate sein immenses Gespür für Talente und exquisiten Geschmack. Ungeplant und pandemiebedingt musste das Konzertleben online starten.

Auf der Webseite der Kanzlei sind die bisherigen Konzerte unter https://strate.net/konzerte/ gut dokumentiert. Neben phantastischen Künstlerinnen wie der Pianistin Seungyeon Lee oder dem Lisa Wolff Quartett finden sich dort viele weitere aufregende Abende.

Das Jahr 2024 begann im Salon Strate mit dem Komponisten und Pianisten Leon Gurvitch. Sein zweites Konzert folgte in der Elbphilharmonie und am 20. Juni 2024 ist er im Hamburger Bechstein Centrum zu erleben. Seinen bewährten Geschmack bewies Dr. Strate mit der erneuten Verpflichtung des Wiener Jazzpianisten David Helbock.

Helbock brachte für dies Konzert langjährige Partner mit, mit denen er als Random Control Ensemble auftritt. Johannes Bär ist fürs Blech zuständig und beherrscht Trompete, Bassflügelhorn, Alphorn und Tuba. Andreas Brogers Fach sind Blasinstrumente wie Saxophon, Klarinette und Flöte. Sein größtes Kabinettstück war das gleichzeitige Spiel von Saxophon und Klarinette. Das Trio wurde vokal prominent durch die Sängerin Fola Dada ergänzt.

David Helbock ist ein begnadeter Pianist und Komponist. Seine CD-Einspielungen veröffentlicht er aktuell beim Label Act Music, wo auch eine spritzige lebendige Einspielung mit dem „Random Control Trio“ vorliegt.

Helbocks Kompositionen zeichnen sich durch teils durch spritzigen Beat und Schwung aus. Daneben finden sich introvertierte Stücken mit einer Mischung zwischen Atonalität und groovigem Verve. In ihnen offenbart Helbock erratisch packende Inspirationen, die eine vergnügliche Achterbahnfahrt zwischen Melos und Abgrund bieten. Gegenläufige Schwingungen und Stimmungen aus unwirklichen Gegenwelten paaren sich mit melodischen Einfällen. So wird das gerade Gehörte oft gleichsam auf den Kopf gestellt und in das genaue Gegenteil verkehrt. So wurde der Name des Trios zum Programm und stand für Momente melodischen Zufalls aber auch die stete Kontrolle über den musikalischen Fluss.

Die Einflüsse von Helbocks Kompositionen sind universell und reichen von international bekannten Pianisten wie Herbie Hancock oder Keith Jarrett bis zur österreichischen Volksmusik. Seine Musik ist von ungemeiner Erfindungskraft und packender Suggestivität. So sind die Zuhörer schon von den ersten Tönen bis zum Schluss in seinen Bann gezogen.

Der Abend beinhaltete einen Reigen an Kompositionen von David Holbeck. Mit dem Titel „Infant Joy“ nach einem Gedicht von William Blake wurde der Einstand gegeben. Rhythmisch groovig aber auch atonal kam es, wie später in „lnfant Sorrow“ daher.

Ein wichtiges Stück des Abends war die Komposition „Sophie Scholl" in der Holbeck das Schicksal der Widerstandskämpferin durch lange Akkorde und einfache Dreiklänge musikalisch bebildert. Die Schwere der Seele und der Zeit drücken leise dunkle Akkorde zu Beginn aus. Später kommt das Saxophon hinzu, das an einen sich langsam im Wind verdüsternden schweren Himmel erinnert. Diese getragene Melancholie bietet sowohl ein Bild der düsteren Zeit in der sie lebte als auch des Aushauchens ihres jungen Lebens. Ein ungemein starkes eindringliches Werk.

Dem gespielten Titel „Freiheit“ liegt das gleichnamige Gesicht von Erich Fried zugrunde. In ihm konstatiert der Dichter, dass das Herrschen von Freiheit ein Irrtum oder eine Lüge sei.

Dies vertonte Helbock mit einem eingangs düster atonal schrill klirrendem Klavier das sich mit vokalem Gemurmel von Johannes Bär paarte. Daran schloss sich ein swingender Sound an, den das Saxophon dominierte. Durch die unzusammenhängenden dadadistischen Einwürfe Fada Dodas von mit Freiheit assoziierten Worten wurde so ein grooviges Zerrbild zwischen Freiheit und deren Verschwinden musiziert. Weitere Stücke und Zugaben rundeten das spannende Programm ab.

David Holbeck ist ein Künstler, der fesselt und musikalisch und wahnsinnig suggestive Kompositionen kreiert. Seine Musik ist mit vollem Herzen geschaffen, geht ins Blut und reißt mit. Pianistisch spielte er mit Feuer und berührte durch innige Momente.

Fola Dada bereicherte den Abend mit ihrer warmen reichtimbrierten Soul-Stimme, die ein wenig an Gloria Scott erinnerte und wohlig markant in den Saal strömte. Johannes Bär und Andreas Broger waren wahre Meister der verschiedenen jeweils eingesetzen Instrumente.

Die Zuhörer riss es von den Sitzen. Alle Stücke erwiesen sich als wahre Kabinettstücke eines freien Musizierens mit Momenten der übersprudelnden Freude und des Innehaltens.

Großer Jubel für das Ensemble und den Veranstalter Dr. Gerhard Strate.