Hamburg, Kanzlei Dr. Strate, Kammerkonzert Seungyeon Lee, Marketa Janouskova, IOCO

Hamburg, Kanzlei Dr. Strate, Kammerkonzert Seungyeon Lee, Marketa Janouskova, IOCO
Marketa Janouskova, Seungyeon Lee copyright Melanie Roy

  1. März 2025

Pianistin Seungyeon Lee und Geigerin Marketa Janouskova begrüßten mit frischem, bestrickendem Spiel am Holstenwall den Frühling

 

Rechtsanwalt Dr. Gerhard Strate hat in seiner Kanzlei im Dachgeschoss in der Hamburger Neustadt gegenüber den Gerichten ein ideales Refugium für Arbeit, Begegnungen und Konzerte geschaffen. Hier widmet er sich seinen Tätigkeiten als Rechtsanwalt, Konzertveranstalter und Musikbotschafter.

Mit Gerhard Strate tauchen die Zuhörer mehrmals im Jahr live und auch im Stream in unterschiedliche Klangwelten ein. Mittelpunkt seines intimen Konzertsaals ist ein Steinway Flügel, der auf bewundernswerte Weise über die Dächer einschwebte. Sein immenses Gespür für Talente, seinen erlesenen Geschmack und das weit in die Musikszene gesponnene Netzwerk lassen sich unter https://strate.net/konzerte/ erleben.

 

Als Auftakt des Abends wählten Seungyeon Lee und Marketa Janouskova Johannes Brahms „Violinsonate Nr. 2 in A-Dur“. Eindrücke eines Aufenthalts am Schweizer Thunersee und die dortigen idyllischen Landschaftseindrücke sollen den Komponisten zu den weichen meditativen Klängen geführt haben. Wie ein sanftes Fließen erscheint das Werk, das sich neben warmer, melodischer Schönheit durch einen inwendigen lyrischen Charakter auszeichnet. Beide Künstlerinnen warteten mit ungemein betörendem Spiel auf. In sanftem schlichtem Ton nahmen sie den ersten Satz, wie eine Begegnung, in der sie sich kennenlernten und zueinander fanden. Ausgezeichnet präsentierten sie die Ausdrucksvielfalt des Stückes. Die anfängliche Elegie bliesen sie mit heiterem Schwung fort. Die tänzerische Leichtigkeit des letzten Satzes füllten sie mit Elan und Lebensfreude.

Brahms Komposition lebt stark von den Kontrasten der Instrumente, aber auch von ihrem Zusammenspiel. Gelingt den Solistinnen jenen tastenden Ton der Wellenbewegungen und der Variationen der Spiegelungen der Sonne auf dem imaginären See, entfaltet das Werk einen grandiosen Zauber. Dies glückte vollendet. Beide Künstlerinnen fanden einem gemeinsamen poetischen Tongemälde und ließen Brahms musikalische Einfälle in zunächst leicht anschwellender Weise und später mit farbenreichem Zauber erklingen. Marketa Janouskova beglückte durch unglaublich suggestive Piani und frohen Farbreichtum. Seungyeon Lee bestach durch einen anmutigen Strom feiner Nuancen und blühender Töne. Mit wachem Blick und behendem Spiel verfolgten sie sich und befeuerten einander zu blitzend berauschenden Klängen.

 

Darauf folgte Sergei Rachmaninoff „Morceaux de salon“, Op.6. Elf Jahre nach dem Werk von Brahms entstanden zeigt es einen weichen träumerischen aber auch zupackenden Rachmaninoff. Die Schönheiten und Inspirationen des Werkes sind von einer gewissen Schwermut durchzogen. Die Solisten entfalteten wieder Reigen einnehmender Klänge und melodischer Kaskaden. Marketa Janouskova spielte ein ungemein wehmütiges trauriges Lamento und sie überzeugte durch eine durchgängig suggestive Erzählung. Seungyeon Lee zeigte erneut ein großes Bouquet mitreißender Tonfarben und Variationen. Beide Künstlerinnen spielten das Werk in seiner melodischen und sinnlichen Vielfalt differenziert und teilnahmsvoll.

 

Beschwingt folgte George Gershwins „An American in Paris“. Jascha Heifetz hat es für Violine und Klavier eingerichtet und das virtuose Stück so auch kammermusikalisch verewigt. Das Stück fängt die Eindrücke und Erlebnisse eines amerikanischen Touristen in Paris ein und glänzt mit lebhaften Melodien und jazzigen Elementen.

Marketa Janouskova konnte ihre Virtuosität erneut mit schnellen Läufen und aufregenden Flageolett-Tönen vorführen.

Seungyeon Lee spielte unglaublich farbenreich und faszinierende die Jazz-Klänge, die sie sich rhythmisch groovig aneignete und so konnte sie auch die orchestralen Klänge des Stückes präsentierten. Rhythmisch beschwing, lässig und tänzerisch entführten die Künstlerinnen in eine Jazzwelt voller Energie, Farben und Frohsinn.

Seungyeon Lee, Marketa Janouskova copyright Mona Schröder

Schlusspunkt war Maurice Ravels „Tzigane“. Ravel schrieb das Stück 1924 für die ungarische Geigerin Jelly d'Arányi. Sie hatte ihn mit traditioneller Zigeunermusik bekannt gemacht, die das Werk in seiner Gestalt und Rhythmik auch prägt. So erinnerten die Melodien auch an den Eingangs erklungenen Brahms mit seinen Ungarischen Tänzen. Marketa Janouskova glänzte mit leidenschaftlichem Feuer und virtuosem Spiel. Ravels raffinierte Sprache war bei ihr in den besten Händen, weil sie die Essenz der Musik raffiniert sowie leidenschaftlich ausströmte. Auch die sehnsüchtigen Melodien und ausdrucksstarken Passagen wurden von ihr und Seungyeon Lee fulminant musiziert. Beiden gelang es bravourös, die Farben des Stückes aufzugreifen und durch ihr ausdrucksvolles Spiel, zwischen Klavier und Geige Kontraste zu schaffen aber auch gemeinsame schwungvolle, mitreißende Akzente zu setzen.

Als Zugabe gaben sie noch Paul Schoenfields "Square Dance" mit federnder Leichtigkeit und frischem tänzerischen Schwung.

Markenzeichen von Marketa Janouskova und Seungyeon Lee sind technische Brillanz, musikalische Sensibilität, Improvisationsgeist und ihre großen Künstlerseelen, die die Musik wie Luft atmen und versprühen. Zudem verfügen beide Virtuosinnen über die Fähigkeit, ihre Partnerin zu spüren, zu verinnerlichen und sich miteinander zu einer musikalischen Symbiose zu verschmelzen.

Beeindruckend, mit welchen Nuancen und Feinheiten Seungyeon Lee und die Geigerin Marketa Janouskova an die Kompositionen herangingen. Träumerisches Schwelgen, Farben, Blitze Räusche und vieles mehr entlockten sie mit unbändiger Kunstfertigkeit ihren Instrumenten. So rollten sie einen melodischen Teppich aus, der die Zuhörer fließend umwob, mit großer Suggestivität bestrickte und begeisterte.

Ein mitgerissenes Publikum bejubelte den Abend, der voll musikalischer Sensibilität und großem Feuer war. Dank an Marketa Janouskova, Seungyeon Lee und den Veranstalter Dr. Gerhard Strate.

Seungyeon Lee, Dr. Gerhard Strate, Marketa Janouskova copyright Gerhard Strate

Read more