Hamburg, Kammeroper, „DIE KLEINE ZAUBERFLÖTE“, IOCO

Hamburg, Kammeroper, „DIE KLEINE ZAUBERFLÖTE“, IOCO
Annick Mörth, Lea Kohnen, Berus Komarschela, Felix Jungwirth copyright Wolfgang Radtke

3. 11.

 

Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ ist nicht nur ein Meisterwerk der Opernliteratur, sondern auch eine bezaubernde Reise durch eine Welt voller Magie, Liebe und Weisheit. Uraufgeführt 1791 kurz vor Mozarts Tod, begeistert diese Oper bis heute mit ihrer wunderbaren Musik. Sie ist zu Recht eine der meist gespielten Opern der gesamten Opernliteratur und Mozarts erfolgreichste Komposition schlechthin.

Das Hamburger Allee-Theater im Stadtteil Altona beherbergt sowohl die Kammeroper als auch das „Theater für Kinder“. Und speziell für das junge Publikum hatte der Intendant Marius Adam „Die kleine Zauberflöte“ auf den Spielplan gesetzt, auf 1 ½ Stunden gekürzt und selbst inszeniert.

 

Die Charaktere dieser Oper sind liebevoll gestaltet und vielschichtig. Während die Partien des Tamino und der Pamina nobel und idealistisch erscheinen, bedienen Papageno und Papagena die komödiantische, humorvolle Seite. Es gibt viele Dialoge, die mit Witz und Charme in klarer verständlicher Weise diese vielfältige Geschichte erzählen, die kompletten Handlungsstränge der originalen „Zauberflöte“ bleiben jedoch erhalten. „Die kleine Zauberflöte“ ist also der ideale, leicht verständliche, optimale Einstieg für Kinder und Jugendliche in die Welt der Oper, doch auch für die Erwachsenen bietet „Die kleine Zauberflöte“ durchaus amüsante Unterhaltung.

Susanne Lichtenberg, Simon Thorbjörnsen copyright Wolfgang Radtke

Kathrin Kegler entwarf ein wunderschön anzuschauendes, märchenhaftes Bühnenbild in herrlichen Farben: wir sehen eine felsige Landschaft, in der Tamino von der Riesenschlange überrascht wird. Wir sehen einen silbernen Sichelmond für den Auftritt der Königin der Nacht, oder eine ägyptisch anmutende Festung, in der Pamina gefangen gehalten wird. Den Bühnenhintergrund bildet ein Prospekt aus blauem Himmel mit fliegenden Vögeln, die Papageno gern alle fangen möchte. Es gibt eine Giraffe, ein Zebra, einen Löwen, einen Bären, und Monostatos hat stets einen Schmusekater bei sich. Ein Heißluftballon fliegt über die Bühne, in seinem Korb sind allerdings statt der drei Knaben drei weiße Friedenstauben.

Passend zu diesem malerischen Ambiente schuf Marie Theres Cramer die bunten phantasievollen  Kostüme. Das fröhlichste Kostüm trug natürlich Papageno, ein rotes Hemd und wild gemusterte Schlabberhosen, die von Hosenträgern gehalten wurden, und passend dazu hatte seine Papagena ein rotes Kleid an mit bunter Schürze und einem orange-farbenen Fell um die Hüften. Tamino trug einen weißen Tropenanzug mit schwarzen Stiefeln, seine Pamina ein helles mit Blumen besticktes Kleid. Die Königin der Nacht und ihre drei Damen in langen königsblauen Kleidern, Sarastro ganz würdevoll mit langem Rauschebart, einem goldenen Helm und passendem langen Mantel. In dieser Inszenierung war der Sarastro eine reine Sprechrolle, dargestellt von Felix Jungwirth, auf die beiden Bass-Arien wurde hier leider verzichtet.

Monostatos und der Priester wurden von einer Person gesungen: der Tenor Christian Richard Bauer gefiel mit seiner buffonesken Darstellung des Monostatos und seiner traurigen Arie „Alles fühlt der Liebe Freuden“ (die nicht mehr opportune Zeile „... weil ein Schwarzer häßlich ist ...“ wurde umgedichtet in „... weil ein Schurke einsam ist.“). Er trug eine Art Lakaienkostüm in beige und violett, und eine große blonde Lockenperücke. In seinen Szenen, die er als Priester hatte,  bekam er eine breite Kardinalschärpe umgehängt.

Gesanglich ließ diese Vorstellung keine Wünsche offen. Berus Komarschela als nobler Tamino begann mit einem glanzvollen „Zu Hilfe, zu Hilfe ...“, empfindsame lyrische Passagen gingen ganz natürlich in kraftvoll ausgesungene Töne über. Das schöne Timbre seiner lyrischen Tenorstimme konnte er dann insbesondere bei seiner Bildnis-Arie unter Beweis stellen, und sein Zusammenspiel mit Pamina in ihren gemeinsamen Szenen hatte etwas anrührendes.

Lea Kohnen als Pamina sah anmutig aus, agierte charmant in ihren Szenen mit Papageno und besonders mit Tamino, bot stimmlich einen schön phrasierenden, virtuos eingesetzten lyrischen Sopran, den sie in ihrem Duett mit Papageno, „Bei Männern, welche Liebe fühlen“, und natürlich in ihrer großen, innig empfundenen Arie „Ach ich fühl's“ wunderbar zur Geltung bringen konnte.

Als Königin der Nacht im nachtblauen Gewand und mit einer aus goldenen Pfeilen bestehender Krone beeindruckte die junge Koloratursopranistin Annick Mörth in ihren beiden Arien „Oh zittre nicht“ und „Der Hölle Rache“ mit perfekter Gesangstechnik, blitzsauberen Koloraturläufen und klaren funkelnden Spitzentönen ohne jegliche Schärfen.

Papageno sorgt mit seinem Humor und seinen allzu menschlichen Schwächen für die nötige heitere Note. Simon Thorbjörnsen zeigte einen angenehm timbrierten, belastbaren lyrischen Bariton und hatte keinerlei Mühe, sich darstellerisch voll zu entfalten. In der temperamentvollen Susanne Lichtenberg hatte er seine perfekte Papagena gefunden. Keck und spielfreudig ging sie das Duett und die große Schlußszene mit ihm an, mit einem kleinen Kinderwagen voller Puppen als besonderem Gag am Schluß.

Die drei spielfreudigen charmanten Damen, die zu Beginn den ohnmächtigen Tamino medizinisch mit Verband und großer Spritze versorgten, den prahlerischen Papageno maßregelten und ihm ein Schloß vor seinen vorlauten Mund hängten, wurden von Annick Mörth, Lea Kohnen und Susanne Lichtenberg dargestellt und in schöner Harmonie gesungen, bevor diese in ihre Rollen als Königin, Pamina und Pagagena schlüpften. Aus dem Off klangen die Stimmen der drei nicht vorhandenen Knaben - in Form der drei Friedenstauben in dem über die Bühne schwebenden Heißluftballon.

Mozarts Musik ist einfach himmlisch, die Melodien sind einprägsam und durchdringen sein Werk mit emotionaler Tiefe. Der musikalische Leiter in dieser restlos ausverkauften Matinee-Vorstellung war Yohan Kwon, der auch am Flügel saß und trotz kleiner Besetzung im Orchestergraben - trotz verschlankter Partitur - mit Geige (André Böttcher) und Flöte (Teruyo Takada) eine enorme Klangfülle und wunderbar aufeinander abgestimmte Klangfarben erzeugen konnte.

Ensemble copyright Wolfgang Radtke

Langen begeisterten Applaus gab es am Ende von den kleinen und den großen Zuschauern für dieses phantastische Mozart-Erlebnis.

                                                                                                                          

 

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