Hamburg, Hamburgische Staatsoper, RIGOLETTO - Giuseppe Verdi, IOCO Kritik, 21.03.2023
RIGOLETTO - Giuseppe Verdi
- Italienische Festwochen an der Staatsoper -
von Wolfgang Schmitt
Im Rahmen der diesjährigen ltalienischen Opernfestwochen an der Hamburgischen Staatsoper wurde auch der von Andreas Homoki inszenierte Rigoletto von Giuseppe Verdi aus dem Jahre 1994 in dem interessanten, von Wolfgang Gussmann entworfenem geometrischen Bühnenbild wiederaufgenommen.
Die Besetzung am 17.3.2023 war hochkarätig in den Hauptpartien. George Gagnize in der Titelpartie als Rigoletto ging völlig auf in der Charakterisierung dieses „Hofnarren“, der hier keineswegs lustig ist, sondern ein Mensch, der leidet und ein Vater, der seine Tochter nur beschützen will vor der Außenwelt und der dekadenten Hofgesellschaft. Mit seinem dunklen ausdrucksvollem Heldenbariton und seiner kraftvollen Darstellung kam er einer Idealbesetzung des Rigoletto ziemlich nahe.
Pretty Yende sang in der letzten Spielzeit an der Hamburger Oper bereits Violetta und Manon, nun stellte sie sich dem gespannten Hamburger Publikum als Gilda vor. Nach einem etwas vorsichtigen Beginn entfaltete sich ihr edler lyrischer Koloratursopran und schwang sich in „Caro nome“ auf zu leuchtenden, strahlenden Höhen und weichen Koloraturen. In der Arie „Tutte le feste al tiempo“ besticht sie mit makelloser Stimmführung, virtuos und warm in der Mittellage. Temperamentvoll in ihrem Spiel, charmant in ihrer Ausstrahlung und von aparter, charismatischer Bühnenpräsenz, so gestaltete sie die Gilda hinreißend und war auch in den Szenen und Duetten mit Rigoletto und dem Herzog stets der bezaubernde Mittelpunkt der Szenerie.
Diese Vorstellung brachte auch die Begegnung mit dem amerikanischen Spinto-Tenor Matthew Polenzani als Herzog von Mantua. Seine in allen Lagen sicher geführte geschmeidige, hell eingefärbte Stimme verfügt über eine feine lyrische Klangqualität und bietet eine Bandbreite zwischen gewandter Piano-Kultur und dramatischer Attacke. Seine erste Arie „Questa o quella“ und den absoluten „Hit“ dieser Oper, „La Donna e mobile“, präsentierte er routiniert und wirksam mit glanzvoller Höhe, und auch in seiner Arie „Ella mi fu rapita“ mit der anschließenden Cabaletta „Passente amor“ im zweiten Akt konnte er verführerischen Glanz und tenoralen Schmelz aufbieten.
Tigran Martirossian lieh dem Mörder Sparafucile seinen markanten Bass-Bariton, Marta Swiderska als aufreizend tänzelnde Maddalena gefiel im Quartett des vierten Aktes mit ihrem dunklen, sinnlichen Mezzosopran.
Die übrigen kleineren Partien waren adäquat besetzt mit Katja Pieweck als korrupte Giovanna, die sich vom Herzog für sein Rendezvous mit Gilda bezahlen läßt, sowie mit Chao Deng als Marullo, Seungwoo Simon Yang als Borsa, Hubert Kowalczyk als Graf Ceprano und Sujin Choi als Gräfin Ceprano. Blake Denson mit laut polterndem Bassbariton war der Graf Monterone.
Einen sehr guten Abend hatte das Philharmonische Staatsorchester unter der inspirierten Leitung von Stefano Ranzani, einem profilierten Verdi-Interpreten, der es verstand, die Partitur dieser Oper leidenschaftlich, dramatisch zupackend und effektfreudig auszukosten und den italienischen Verdi-Wohlklang nuanciert und mit fein abgestimmten Tempi strömen zu lassen. Den Solisten war er ein aufmerksamer Begleiter, und auch der von Christian Günther vortrefflich einstudierte Herrenchor der Staatsoper mit seinen mannigfaltigen szenischen Aufgaben, gekleidet in gelb-schwarzen Anzügen mit roten Gesichtsmasken, sang differenziert, klangschön und wunderbar ausgewogen.
Rigoletto war an diesem Abend nahezu ausverkauft; das begeisterte Publikum belohnte die Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus.