Hamburg, Hamburgische Staatsoper, BÜHNE FREI ! – ENDLICH ALLEIN, IOCO
07. 12.2024 Gala Deutsche Muskelschwund-Hilfe e.V.
Jedes Jahr im Dezember veranstaltet die Hamburgische Staatsoper ein Ensemble-Konzert unter dem Begriff „Bühne frei !“ zugunsten der Deutschen Muskelschwund-Hilfe e.V.
Unter der diesjährigen Überschrift „Endlich allein“ hatte man sich in diesem Jahr ein unterhaltsames Programm mit Arien und Liedern vor allem aus Operetten bekannter und weniger bekannter Komponisten ausgedacht.
„Endlich allein“ ist der Titel einer Operette von Franz Léhar, die er 1910 komponierte und die 1914 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde. Allerdings war diese Operette damals nicht wirklich erfolgreich und verschwand bald wieder von den Spielplänen. 1930 nahm sich Franz Léhar dieser Komposition nochmals an und arbeitete sie um. Unter dem neuen Titel „Schön ist die Welt“ erlebte diese Operette 1930 im Berliner Metropol-Theater ihre Erstaufführung mit Richard Tauber in der Hauptpartie.
Das Konzert am 7. Dezember in der Hamburger Staatsoper mit dem exzellenten Ensemble (auf der mit einer Hotelbar und einer knallroten Sitzgruppe ausgestatteten Bühne) wurde humorvoll von Peter Hofbauer im Hotelpagen-Livrée und in charmantem Wiener Dialekt moderiert und führte uns durch die Handlung dieser Operette.
Die musikalische Leitung dieses kurzweiligen bunten Abends hatte Johannes Harneit, dessen Salonorchester das Konzert mit der Ouvertüre aus „Endlich allein“ eröffnete. Aus dieser Operette wurde allerdings nur noch das große Duett aus dem zweiten Akt geboten: „Nur Mut“, gesungen von Kristina Stanek und Jürgen Sacher.
Dafür waren jedoch weitere Franz-Léhar-Stücke ins Programm aufgenommen worden wie das Duett „Lippen schweigen“ aus der „Lustigen Witwe“, vorgetragen von Hellen Kwon und Alexey Bogdanchikov, und der Tenor-Hit „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ , hier gesungen von gleich drei Tenören aus dem Staatsopern-Ensemble: Peter Galliard, Jürgen Sacher und Seungwoo Simon Yang.
Doch auch einige der frech-frivolen Lieder des Operettenkomponisten Ralph Benatzky paßten wunderbar in das Konzept dieses Abends, und so glänzten Katja Pieweck mit „Jeder macht's“ aus „Meine Schwester und ich“, Gabriele Rossmanith mit Benatzkys vertontem Gedicht von Dorothy Parker, „Ninon de Lenclos, on her last Birthday“, und schließlich Renate Spingler mit der „Meditation über den Rauch einer Zigarette“ (die Mezzosopranistin wurde übrigens am Ende dieses Konzertes von Intendant Delnon nach 39 Jahren der Zugehörigkeit zum Staatsopern-Ensemble in den Ruhestand verabschiedet).
Weitere Glanzlichter setzten der junge lyrische Bariton aus dem Internationalen Opernstudio der Staatsoper, William Desbiens mit der Arie „Le Voyageur“ des hierzulande wenig bekannten französischen Operettenkomponisten Robert Planquette (1848-1903), Katja Pieweck mit dem Lied „Unter den Pinien von Argentinien“ (aus dem 1936 in Berlin gedrehten Artisten-Film „Truxa“), Peter Galliard mit dem Richard-Tauber-Schlager „Ich küsse Ihre Hand Madame“ (aus dem 1929 gedrehten gleichnamigen Film mit Marlene Dietrich), und die junge lyrische Sopranistin Olivia Warburton mit dem wunderschönen George-Gershwin-Song „The Man I love“.
Weniger „leichte Kost“ und großartige Sangesleistungen boten schließlich drei Bässe aus dem Staatsopern-Ensemble: Grzegorz Pelutis mit Richard Wagners Wesendonck-Lied „Stehe still“, Alexander Roslavets mit der „Kakerlake“ (aus „Vier Gedichte des Hauptmanns Lebjadkin“ von Dimitri Schostakowitch), und Hubert Kowalczyk mit dem Lied „Zydek“ von Mieczyslaw Weinberg.
Den perfekten Abschluß für ein solches stimmungsvolles Konzert bietet natürlich immer gern der „Feuerstrom der Reben“ aus Johann Strauß' „Die Fledermaus“, zu dem sich sämtliche Mitwirkenden auf der Bühne versammelten und den tosenden Applaus des begeisterten Publikums genossen.