Hamburg, Hamburger Kammeroper, Das Land des Lächelns - Franz Lehár, IOCO Kritik, 18.02.2022
DAS LAND DES LÄCHELNS - Franz Lehár
West-östliche Liebe - doch ohne Happy-End
von Wolfgang Schmitt
Die Spielzeit 2021/22 schreitet voran, und diese höchst erfolgreiche Neuinszenierung des Hausherrn Marius Adam mit den geschmackvollen Bühnenbildern von Monika Diensthuber – anfangs gediegenes Wiener Jugendstil-Ambiente, später dann exotische chinesische Gartenarchitektur - wird Ende Februar abgespielt sein. Ein Wiederaufnahme in einer der kommenden Spielzeiten wäre wünschenswert.
Eine sehr amüsante Regie- und Ausstattungsidee gelang dem Team mit der Reise des Liebespaars Lisa und Sou Chong von Wien nach China in einem Heißluftballon, wobei es ihnen auf die geographischen Stationen der Ballonfahrt wohl nicht so genau ankam, wenn zunächst der schiefe Turm von Pisa, dann die ägyptischen Pyramiden, dann Draculas transsylvanisches Spukschloß, die Moskauer Basilius-Kathedrale, das Taj Mahal und schließlich auch noch der Südpol überflogen wurde, bis man zur Landung in China ansetzte, übrigens mit dem Grafen von Pottenstein im Dauerlauf und mit hängender Zunge immer hinterher rennend.
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An diesem Abend sang der lyrische Tenor Paul Sutton den Sou Chong, er steht nahezu durchgehend auf der Bühne und meistert diese Partie beachtlich. Er gestaltete den zwischen Liebe und Pflichtbewußtsein hin und her gerissenen Prinzen vornehm, edel und gefühlvoll, bot gesanglich eine schöne, warm timbrierte Mittellage, im Höhenregister ist die Stimme sicherlich noch ausbaufähig. „Von Apfelblüten einen Kranz“ klang wunderbar gefühlvoll und innig empfunden, die beiden melancholischen Arien „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Immer nur lächeln“ konnte er wunderschön intonieren, und sein Duett mit Lisa, „Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt“ offenbarte einen tief gefühlten sängerischen Schmelz von Zweisamkeit. Als Lisa konnte auch Svenja Schicktanz an diesem Abend restlos überzeugen. Sie war stimmlich überaus präsent, verfügt über einen kräftigen, perfekt geführten, in der Höhe wunderbar strahlenden Sopran, und über eine sympathische, intensive Ausstrahlung, spielte eindrucksvoll natürlich, traurig in „Alles vorbei – Ich möcht' wieder einmal die Heimat sehn“ und dennoch selbstbewußt, wenn sie erkennen muß, daß ihre Liebe unter den gegebenen Umständen der althergebrachten kulturellen Eigenheiten und Traditionen keinen Bestand haben kann.
In der Partie der chinesischen Prinzessin Mi, der Schwester Sou Chongs, glänzte Natascha Dwulecki. Gleich ihr Auftrittslied “Im Salon zur blauen Pagode“ sang und gestaltete sie bezaubernd. Auch ihre beiden Duette mit dem charmanten, spielfreudigen, stets bühnenpräsenten Robert Elibay-Hartog und seinem markanten Kavaliersbariton, „Meine Liebe, deine Liebe“ und „Wenn die Chrysanthemen blühen – Du bist so lieb“, waren Höhepunkte dieses Abends, dazu waren diese beiden Nummern auch noch anmutig choreographiert.
Titus Witt übernahm gleich drei Sprechrollen, nämlich die des noblen Grafen Ferdinand von Lichtenfels, Lisas Vater, sowie des korrupten Obereunuchen, und des Onkel Tschang mit grauer Langhaarperücke und einem schrillen, farbenfrohen Mantel. Die ansonsten klassisch geschmackvollen, in Braun- und Beige-Tönen gehaltenen, der fernöstlichen Mode nachempfundenen Kostüme entwarf Hannah Petersen.
Ettore Prandi leitete sein kleines, aus Streichern und Piano bestehendes Kammerorchester und zauberte, neben einigen Walzerklängen und Wiener Operettenseligkeit, mit dem Einsatz insbesondere von Bratsche und Cello einen Hauch fernöstlicher Stimmung, die dem Abend im zweiten Teil noch eine besondere Atmosphäre verlieh.
Es wäre sehr schade, wenn diese schöne, sehens- und hörenswerte, und vom Publikum sehr gut aufgenommene Produktion nun in der Versenkung verschwinden würde
Das Land des Lächelns in der Hamburger Kammeroper; die weiteren Termine 20.2.; 26.2.; 27.2.2022
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