Hamburg, ALLEE Theater, TURANDOT - Giacomo Puccini, IOCO

TURANDOT: Das Allee-Theater im Hamburger Stadtteil Altona beherbergt nicht nur die Kammeroper, sondern auch das Theater für Kinder, in dem für die jüngeren Zuschauer Stücke wie „Peter und der Wolf“, .........

Hamburg, ALLEE Theater, TURANDOT - Giacomo  Puccini, IOCO
Allee Theater Hamburg / Kammeroper und Theater für Kinder © Dr Joachim Flügel

von Wolfgang Schmitt 

Das Allee-Theater im Hamburger Stadtteil Altona beherbergt nicht nur die Kammeroper, sondern auch das Theater für Kinder, in dem für die jüngeren Zuschauer Stücke wie „Peter und der Wolf“, „Karneval der Tiere“, „Pippi Langstrumpf“, „Däumelinchen“ oder „Ronja Räubertochter“ angeboten werden.

Die Geschichte von der „Prinzessin Turandot“ ist eine Märchenerzählung aus einer umfangreichen Sammlung von persischen Dichtungen, die von dem Orientalisten Francois Pétis de la Croix nach Europa gebracht und unter dem Titel „Tausendundein Tag“ zusammengestellt und veröffentlicht  wurden, ganz nach dem Vorbild der ungleich berühmteren Sammlung von „Tausendundeine Nacht“.

TURANDOT hier Szenefoto @ Partick Sobottka.

Nun hatte Barbara Hass, besuchte Vorstellung am 7.4.2024, diese Geschichte von der „Prinzessin Turandot“ in eine für die Bühne taugliche Form bearbeitet und mit deutschem Text versehen, während Marius Adam Giacomo Puccinis meisterliche Partitur etwas gekürzt, gestrafft und entsprechend den textlichen Vorgaben ein wenig umgestaltet hatte.

An dem herrlichen bunten orientalischen Bühnenbild mit goldenen Drachen und schillernden Farben, von Katrin Reimers entworfen, und den phantasievollen märchenhaften Kostümen von Kerstin Feuerheim konnten sich nicht nur die jungen Zuschauer erfreuen, auch die Erwachsenen hatten ihr Vergnügen daran und genossen natürlich Puccinis großartige spannungsreiche Partitur voller musikalischer Höhepunkte, die zwar in kleiner, dennoch wuchtiger orchesteraler Besetzung mit Klavier, Flöte und Schlagwerk nebst diverser fernöstlicher Schlaginstrumente wie Gong, Klangschalen u.a. genial von Machiko Egushi und ihren Mitstreitern umgesetzt wurde.

Die ausgefeilte Personenregie lag in den Händen von Nora Schumacher, die ein ganz besonderes Augenmerk auf die Abläufe der drei Minister Ping, Pang und Pong legte. Diese drei – Leonhard Geiger, Christian Richard Bauer und Cornelius Lewenberg, gekleidet in grauen Röcken, gelben Hemden mit blauer Schärpe – hatten allerlei tänzerische Choreographien zu bewältigen, bauten aus bunten Klötzen und Versatzstücken Stufen, einen Thron, einen Diwan und anderes, sangen in wunderbarem Dreiklang nicht nur ihre Minister-Passagen, sondern auch Teile des Chors und des Mandarins, und gaben sich in allen ihren Szenen herrlich komödiantisch.

Turandot - hier das Ensemble zum Schlussapplaus @ Wolfgang Radtke

Calaf, der schöne Prinz von Aslatan, war optisch perfekt besetzt mit dem lyrischen Tenor Berus Komarschela, gewandet in ein türkis-blausilbernes Kostüm, der mit heller kräftiger und schön timbrierter Stimme bewies, daß man den heldentenoralen Opern-Hit „Nessun dorma“ – hier  „Keiner schlafe“ - auch mit einer lyrischen Tenorstimme wohlklingend und wirkungsvoll über die Rampe bringen kann.

Natascha Dwulecki, ganz in Pink und Gold gekleidet mit einer riesigen golden funkelnden, mit Rubinen besetzten Tiara auf dem edlen Haupt, war die 'eisumgürtete' Prinzessin Turandot, die jedoch beim Anblick des Calaf schon schwach zu werden schien, jedoch ihrem Prinzipien treu zu bleiben gedachte. Mit ihrem lyrischen Sopran gestaltete sie die Turandot in diesem Rahmen mit warmem Timbre ganz ohne die bei dieser Partie sonst üblichen kalten Schärfen. Ihre Rätselszene mit Calaf  gelang spannend, seine Rätselauflösungen waren hier die Sonne, das Jahr, und das Auge, Turandots Auge. Calaf gab ihr dann ebenfalls drei Rätsel auf, die sie beantworten sollte: seine Herkunft, der Name seines Vaters, und sein eigener Name.

Liu ist in dieser Geschichte aus „Tausendundein Tag“ keine Sklavin, sondern die Freundin und Vertraute Turandots, die Calaf dazu bringt, ihr die Lösung seines Rätsels zu verraten. Lilia-Fruz Bulhakova bot eine anrührende Darstellung der Liu mit herrlich phrasierten zarten Spitzentönen in ihren beiden Arien, auch übernahm sie einige der sonst vom Chor gesungenen Gesangspassagen.

Das Schlußduett zwischen Calaf und Turandot geriet dann auch sehr berührend, als Turandot Calafs drei Rätsel, deren Antworten Liu ihr verraten hatte, lösen konnte – Aslatan, Timur – und sie beim dritten Rätsel, nämlich seinen Namen, mit „Liebe“ antwortete.

Kaiser Altun Chan, wie er in dieser Geschichte hieß, war der von Turandots Launen genervte Vater und wurde von Marcus Prell treffend dargestellt. Ganz in Gold gekleidet, wie es sich für einen fernöstlichen Kaiser gehört, hatte er in diesem Stück umfangreiche Dialoge zu sprechen, bis auf den Beginn, als er einen Vers des Mandarin sang. Stets seine Sympathien für Prinz Calaf und seine Sorge ihn bekundend, war er am Ende froh und glücklich über diesen unerwarteten Ausgang.

Mit dieser vergnüglichen, weniger grausamen Turandot-Variante vonn Puccinis letztem Meisterwerk ist dem Allee-Theater wieder einmal eine wunderbar anzuschauende Inszenierung gelungen, die gern auch noch in der nächsten Spielzeit im Programm bleiben sollte.

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