CAROL WYATT - 1943-2023 - ein Leben für die Musik, IOCO Personalie, 12.04.2023

CAROL WYATT - 1943-2023 - ein Leben für die Musik, IOCO Personalie, 12.04.2023
Hamburger Staatsoper / Carol Wyatt in Boris Godunow © J. Lieske
Hamburger Staatsoper / Carol Wyatt in Boris Godunow © J. Lieske

CAROL WYATT – ein trauriger Nachruf

- wir werden Carol immer vermissen -

von Wolfgang Schmitt

In den Siebziger und Achtziger Jahren zählte Carol Wyatt (20. Oktober 1943 – 1. April 2023) zu den gefragtesten Mezzosopranistinnen im deutschsprachigen Raum und im europäischen Ausland. Carol Wyatt verfügte über umfangreiche Gastverträge mit der Hamburger Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, den Opernhäusern Köln und Düsseldorf-Duisburg, sie war Gast an der Münchner Staatsoper, in Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Hannover, gab ihr Debüt an der Berliner Staatsoper Unter den Linden als Amneris und an der Wiener Staatsoper als Eboli. Eboli zählte neben Azucena, Amneris, Santuzza,  Dorabella und Marina zu ihren absoluten Glanzpartien.

Carol Wyatt stammt aus Marshall, Texas, studierte Gesang zunächst an der Baylor University in Waco, Texas, bei Tina Piazza, und setzte ihre Studien in Italien am Konservatorium in Mailand bei Tommaso Jappelli fort.

Carol Wyatt als Tigrana in Edgar von Puccini youtube Callas&Co [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]

Ihr offizielles Bühnendebüt gab sie am Teatro Massimo in Palermo als Amneris in Aida. Zu Beginn der Siebziger Jahre kam sie nach Deutschland und wurde von Christoph von Dohnanyi ans Opernhaus Frankfurt engagiert. Zwei Jahre später holten August Everding und Horst Stein sie an die Hamburgische Staatsoper, wo sie sich ihre Partien des dramatischen Mezzosopran-Fachs erarbeiten konnte.

Neben ihren Aktivitäten und Opernengagements in Deutschland führten sie ihre internationalen Gastspiele u.a. nach Italien zum Spoleto Festival (Mozart-Requiem unter Thomas Schippers), nach Florenz als Fricka in Rheingold und Die Walküre unter Zubin Mehta, an die Opera Ireland nach Dublin als Amneris, an die English National Opera North in Leeds als Charlotte in Werther, an die Canadian Opera in Toronto als Johanna in Tschaikowskys Jungfrau von Orleans, an die Opernhäuser von Belgrad und Split als Amneris, in die USA nach Cincinnati (Rossinis Il Conte Ory unter Thomas Schippers), an die Portland Opera als Azucena, zum Verdi-Festival in San Diego als Amneris in einer Aida-Neuinszenierung von Tito Capobianco, nach New York zu Mendelssohns Elias in der Avery Fisher Hall unter Zubin Mehta mit Sherrill Milnes und Leona Mitchell. Mendelssohns Elias sang sie u.a. auch bei den Göttinger Händel-Festspielen und in der Hamburger Musikhalle, wo sie auch den Messias sowie Bachs Passionen, Verdis Requiem und alljährlich Beethovens Neunte sang. Weitere Konzertgastspiele führten sie u.a. auch nach Wien, Genf, Helsinki und Madrid, auch in der Berliner Philharmonie war sie ständiger Gast.

Neben ihren Partien des dramatischen Mezzosopran-Fach unternahm sie auch Ausflüge in Sopran-Fach, so sang sie bei der Schubertiade in Hohenems die Partie der Laura in Schuberts „Die Freunde von Salamanka“, in Turin sang sie die Sopran-Partie in ZemlinskysLyrische Sinfonie“, für RAI Torino nahm sie Dallapiccolas „Volo di Notte“ (La Signora Fabien) sowie Schostakowitschs 14. Sinfonie auf, um schließlich 1986 ihr Rollendebüt als Fidelio-Leonore zu geben, die sie an diversen deutschen Opernhäusern sang, u.a. am Staatstheater Hannover, und am Opernhaus St.Gallen in der Schweiz gab sie ihr Rollendebüt als Marie in Alban Bergs Wozzeck.

Zu ihrem Repertoire zählen weitere zeitgenössische Opern wie Bernd Alois Zimmermanns Die Soldaten (Partie der Gräfin de la Roche, die sie in Neuinszernierungen an der Hamburger Staatsoper und an der Deutschen Oper Berlin sang), Gottfried von Einems „Kabale und Liebe“ (Lady Milford), Alfred Schnittkes „Faust-Kantate“ (die sie bei den Wiener Festwochen und auch in Helsinki sang), Wolfgang Rihms Oedipus (Partie der Iokaste),  desweiteren Lieder von Igor Strawinsky (Shakespeare-Lieder, Scherzlieder, Katzenwiegenlieder), Leonard Bernsteins „Symphony No. 1 „Jeremiah“, und Luciano BeriosFolk Songs“, die sie sowohl mit den Wiener Symphonikern als auch mit den Berliner Philharmonikern sang.

Anfang der 2000er Jahre gründete sie die „Song of Joy Ministries“ und wurde ordinierte Pastorin. Am 1. April 2023 verstarb Carol Wyatt im Alter von 79 Jahren.

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