Berlin, Staatsoper im Schillertheater, DIE ZARENBRAUT von Rimsky-Korsakow, IOCO Kritik, 08.10.2013

Berlin, Staatsoper im Schillertheater, DIE ZARENBRAUT von Rimsky-Korsakow, IOCO Kritik, 08.10.2013
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Staatsoper im Schillertheater © Thomas Bartilla
Staatsoper im Schillertheater © Thomas Bartilla

Staatsoper im Schiller Theater

DIE ZARENBRAUT von Rimsky-Korsakow. In einer Koproduktion mit dem Teatro alla Scala di Milano 08.10.2013

Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus
Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus

Mit der Oper von Nikolai Rimski-KorsakowDie Zarenbraut“ in russischer Originalsprache eröffnete die Berliner Staatsoper ihre neue Spielzeit

(Premiere am 3.10.), in einer Inszenierung von Dmitri Tschernjakow und unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim.

Sehr vielfältig in seinem reichen Werk, sowohl in der musikalischen Form wie auch in den unterschiedlichsten vertonten Stoffe, präsentiert uns Rimsky-Korsakow hier, wie er selbst schreibt, eine „Oper in vorwiegend kantablem Stil“, voller lyrischer Melodien und ausdrucksstarker Belcanto-Arien.

Das wenig bekannte und in westlichen Opernhäusern selten aufgeführte Werk des russischen Komponisten, geschrieben nach der historischen Tragödie von Lew Alexandrowitsch Mei, spielt in Russland während des Terrorregims des Zaren Iwan dem Schrecklichen und handelt von Unterdrückung und Machtmissbrauch.

Der in Moskau geborene, vielfach ausgezeichnete Starregisseur Dmitri Tschernjakow, der auch das Bühnenbild konzipierte (Kostüme: Elena Zaytseva), transferiert das Geschehen in die digitalisierte Welt unserer Gegenwart in Form einer Satire auf die russische Medienpolitik. Der in der Handlung immaterielle, jedoch als omnipräsent, die Schicksale der Figuren lenkende Zar, hat Tschernjakow zu einer virtuellen, aus Stalin, Trotzki und Iwan IV zusammengestellten, Ikone werden lassen.

Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus
Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus

Gezeigt wird, wie diese Ikone als 3-D Animation einer höheren Macht im Geheimen am Computer eines Fernsehstudios (das Equipment wurde hierfür komplett vom ZDF zur Verfügung gestellt) kreiert wird und genauso wie die im Vorfeld schon entschiedene und öffentlich vorgetäuschte Auswahl der Zarenbraut, als Inszenierung einer höheren Macht zur Manipulation des russischen Volkes benutzt wird. In wirkungsvollen Bildern lässt Tschernjakow in bravouröser Personenregie die einzelnen Protagonisten agieren. Die Figuren erscheinen vielschichtig und tiefgründig.

Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus
Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus

Herausragend innerhalb des sehr engagierten, illustren Sängerensembles (bestehend bis auf drei Ausnahmen aus Gastsängern) die Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili in der Rolle der Ljubascha. Internationale Aufmerksamkeit erlangte die aus Georgien stammende Sängerin bereits 2009, durch Ihren durchschlagenden Erfolg als „Carmen“ an der Mailänder Scala an der Seite von Jonas Kaufmann und unter der musikalischen Leitung von Barenboim. Beeindruckend die ausdrucksstarke Durchschlagskraft ihrer wuchtigen und warmen Stimme. Ob lyrische oder hochdramatische Passagen, alle meisterte sie mit rundem ausgeglichenem Klang, sowohl in den Tiefen wie auch in den strahlenden Höhen. Mit großer Bühnenpräsenz und intensiver und mitreißender darstellerischer Gestaltung verkörperte sie den Schmerz und die Verzweiflung ihrer Figur und erntete zum Schluss der Aufführung für ihre grandiose sängerische und szenische Leistung vom Publikum kräftige Ovationen.

Dadurch etwas im Schatten, die Darbietung der aufsteigenden russischen  Sopranistin Olga Peretyatko. Schön mit glasklarer Stimme gesungen, interpretierte sie mit ihrer jugendlichen Frische die Zarenbraut Marfa, eine Partie die ihr jedoch leider nicht die Möglichkeit bot ihre größte Stärke – die brillanten Koloraturen – vorzuführen.

Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus
Staatsoper im Schillertheater / Die Zarenbraut © Monika Rittershaus

Bemerkenswert überzeugend die Interpretation des Bariton Johannes Martin Kränzle als Grajasnoj, sowie die beiden Stargrößen, die bulgarische Primadonna Anna Tomowa-Sintow als Saburowa und der ukrainische Bass Anatoli Kotscherga als Sobatin. Beide nach langjährigen brillanten Karrieren inzwischen stimmlich zwar in die Jahre gekommen, jedoch weiterhin von bewundernswerter und ausdrucksstarker Bühnenpräsenz – wurden vom Publikum mit herzlichen Schluss Ovationen für ihre Leistung honoriert.

Unter den weiteren Solisten: Pavel Cernoch (Lykow), Stephan Rügamer (Bomelius), Anna Lapkovskaja (Dunjascha) und Carola Höhn (Petrowna).

Glanzvoll und voller Hingabe spielte das Orchester unter der meisterlichen musikalischen Leitung von Daniel Barenboim.

Eine rundum gelungene und erfolgreiche Produktion mit vielen ausgezeichneten Teilnehmern.

IOCO / G.G. / 08.10.2013

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