Berlin, Komische Oper Berlin, Premiere - My fair Lady, IOCO Kritik, 28.11.2015
Großartige Darsteller für „My fair Lady“ Premiere. 28.11.2015
Erstmals am letzten November-Samstag, an der Komischen Oper Berlin präsentiert, das weltberühmte Musical „My fair Lady“, in der Regie von Andreas Homoki, ehemaliger Intendant der Komischen Oper und aktuell Intendant des Opernhauses Zürich.
„My fair Lady“, dass zu den weltweit beliebtesten Musicals gehört, basiert auf dem erfolgreichen Schauspiel „Pygmalion“ des irischen Autors George Bernard Shaw, dass wiederum auf dem von Ovid geschilderten Mythos des gleichnamigen Künstlers beruht. Während in der mythologischen Erzählung der Bildhauer, enttäuscht von den Frauen, sich seine eigene, ideale Frau in Stein meißelt und sie dann zum Leben erweckt wird, geht es in der Komödie des Literaturnobelpreisträgers Shaw, der eine Karikatur der damaligen Londoner Gesellschaft zeichnen wollte, etwas anders zu. Hier ist es kein Künstler, sondern der Sprachwissenschaftler und Phonetik Spezialist, Professor Higgins, der anstatt der Frauenstatue ein vulgäres Blumenmädchen mit der feinen Sprache, sittlichen Manieren und einer eleganten Garderobe ausstatten und zur Dame machen will.
Da sich Shaw Zeit seines Lebens einer musikalischen Vertonung wiedersetzt hatte, konnte erst nach seinem Tod, als die Rechte dafür vergeben wurden, das Werk zu einem Musical bearbeitet und schließlich mit der Musik von Frederick Loewe und den Liedtexten von Alan Jay Lerner uraufgeführt werden.
Die erfolgreiche Premiere dieses Musicals, dass im Gegensatz zu Shaws Stück mit einer Art „Happy End“ durch die letztendlich entstandene Liebe zwischen dem Professor und der Blumenverkäuferin Eliza ausgestattet wurde, fand am 18. April 1956 in New York im Mark Hellinger Theatre, mit Julie Andrews und Rex Harrison in den Hauptrollen statt. Seitdem wurde „My fair Lady“ immer wieder weltweit in die Repertoires sämtlicher Theater- und Opernhäuser aufgenommen.
In einer deutschen Fassung wurde das Musical erstmals 1961 im Berliner Theater des Westens aufgeführt, indem der spezifische Londoner Dialekt „Cockney“ ins „Berlinerische“ übersetzt worden war. 1964 kam dann auch die berühmte Verfilmung (mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle), die dem Musical noch zusätzlichen Ruhm verschaffte.
So ist auch diese Neuproduktion der Komischen Oper Berlin mit großem Beifall vom Publikum honoriert worden. Die solide Inszenierung von Homoki glänzt zwar nicht durch Originalität oder besonderen Einfallsreichtum, verschafft aber mit bester Personenregie den Darstellern zu ihrer großartigen Leistung. Allen voran der Berliner Schauspieler Max Hopp als Professor Henry Higgings. Dem Publikum der Komischen Oper bestens aus vorangegangene, erfolgreichen Produktionen bekannt, zeichnet er mit viel Witz, aber auch viel Sensibilität, den eingefleischten Junggesellen und lässt ihn trotz seiner frauenverächtlichen Züge rührend liebenswert erscheinen. Applaus für die Glanzleistung!
Auch Katharine Mehrling begeistert mit ihrer charaktervollen und spritzigen Interpretation der Eliza Doolittle. Ihre jazzige Stimme passt zwar mehr zu der frechen und vorlauten Göre als zu der verträumten und zerbrechlichen Eliza nach ihrer „Verwandlung“, jedoch bekommt die Figur vielleicht gerade dadurch mehr Glaubwürdigkeit. Sehr schön das Evergreen „Ich hätt getanzt heut Nacht“.
Ausgezeichnet Jens Larsen als Elizas Vater, Alfred P. Doolittle. Mit großer Bravur und mit bereits mehrfach in anderen Rollen bewiesenem, schauspielerischem Talent, verkörperte der Bassist die sympathische Figur.
Überzeugend auch alle anderen Darsteller: Die Schauspielerin Susanne Häusler als Mrs Higgins, die langjährigen Ensemblemitglieder Christoph Späth und Christine Oertel als Oberst Pickering und Mrs. Pearce und ganz besonders beeindruckend Johannes Dunzals (Mitglied des Opernstudios) als Freddy - sowohl szenisch wie vor allem gesanglich. Mit seinem strahlenden Tenor und voller Inbrunst sang er seinen Song und sorgte für einen der Highlights des Abends. Auch die Chorsolisten waren klangvoll und spielfreudig wie immer.
Das Orchester spielte unter der sicheren musikalischen Leitung der estnischen Dirigentin Kristiina Poska, seit 2012/2013 erste Kapellmeisterin an der Komischen Oper. Hier und da hätte man sich vielleicht nur etwas mehr Schwung gewünscht.
Das recht wenig spannende, aber für die Umstände gut gelöste Bühnenbild, bestehend aus einigen überdimensionalen, immer wieder anders angeordneten Grammophonen und einem stilvollen, auf einer Rundschiene laufenden Vorhang, wurde von Frank Philipp Schlösmann geschaffen. Kostüme von Metchield Seipel.
Unter den Premierengästen zahlreiche Prominente, u. A. der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit.
Insgesamt ein sehr gelungener Theaterabend und eine empfehlenswerte Produktion, vor allem den bestens zusammengestellten und hervorragenden Darstellern und ihrer Glanzleistung zu verdanken.
IOCO / Gilberto Giardini / 28.11.2015
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