Berlin, Komische Oper Berlin, Premiere - La Vie en rose - Edith Piaf, IOCO Kritik, 13.12.2015
Musicalabend um Édith Piaf: La Vie en rose
Édith Piaf - Der Spatz von Paris
Hundert Jahre wäre sie geworden – die legendäre, 1,47 Meter kleine, französische Chanson-Sängerin Édith Piaf (1915 - 1963). Fast auf den Tag genau, präsentierte die Komische Oper Berlin am 13. Dezember die Premiere des Chansonabends zu Ehren der großen Künstlerin. (Am 19. Dezember 2015, genau an Piafs Geburtstag, konnte man den Konzertabend ein zweites Mal erleben.)
Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Édith, begann ihre sängerische Laufbahn auf den Pariser Straßen, wurde aber dann von dem Kabarettbesitzer Louis Leplée entdeckt und als Chanteuse in sein Kabarett geholt. Der große künstlerische Durchbruch gelang ihr gegen Ende der dreißiger Jahre, dem Schallplattenaufnahmen und Auftritte in ganz Europa folgten. Das Leben von Édith Piaf, das gekennzeichnet war von Elend, Traurigkeit und vielen Schicksalsschlägen, großen Leidenschaften, aber auch von Drogen- und Alkohol Exzessen, hat sich immer in den Liedern dieser großartigen Künstlerin widergespiegelt. Sie lebte und liebte mit vollem Einsatz und ließ all das Erlebte in ihre Lieder immer einfließen. 1961 starb sie nach langer Krankheit, ist aber mit ihren Chansons und Balladen unvergesslich geblieben.
Mittelpunkt dieses besonderen Konzertabends - natürlich neben der Piaf – die erfolgreiche Schauspielerin und Sängerin Katherine Mehrling, dem Publikum der Komischen Oper bestens aus ihrer bejubelten Interpretation der Daisy Darlington in der Abraham Operette Ball im Savoy bekannt, oder aus ihrer letzten Verkörperung der Eliza in dem Musical My Fair Lady. Nach ihrem Studium in Schauspiel und Musical in London und New York, folgten zahlreiche Engagements in Deutschland und der Schweiz mit Hauptrollen in verschiedenen bekannten Musicals, wie Evita, Funny Girl oder Kiss me Kate. Seitdem ist die Wahlberlinerin auch immer wieder auf Berliner Theaterbühnen zu erleben. Bereits zwei Soloprogramme hat sie dem französischen Chanson gewidmet – ein von ihr sehr geliebtes Genre neben dem Jazz.
Begleitet vom vielseitigen Orchester der Komischen Oper, unter der musikalischen Leitung des baskischen Akkordeonisten Enrique Ugarte, interpretierte sie einfühlsam und mit perfekter französischer Aussprache Piafs Welterfolge, angefangen von L’Accordeoniste über Milord und Padam bis hin zu Non, je ne regrette rien oder dem wohl bekanntesten La vie en rose, zu dem sie selbst den Text schrieb. Katherine Mehrlings Interpretation der Lieder ist, als große Bewunderin der Piaf zu der sie sich bekennt, zwar an den Ausdruck der Chanson-Legende angelehnt, hat jedoch durch ihre eigene unverkennbare, rauchige Stimme, und im Zusammenspiel mit den neuen und teilweise überraschenden Arrangements von Enrique Ugarte, einen eigenen, persönlichen Stil. Mit viel Charme führte sie das Publikum durch die wunderbaren Melodien und Texte. Nur gelegentlich merkte man ihr ihre Ehrfurcht vor der großen Piaf an, die sie etwas zu bescheiden, ja sogar fast etwas eingeschüchtert wirken lies.
Nicht desto trotz begeisterte sie das Publikum und wurde mit herzlichem Applaus belohnt. Ein ganz besonderer Genuss war auch das hervorragende, ausdruckstarke und beseelte Akkordeon Spiel von Enrique Ugarte. Ein gelungener musikalischer Abend in Erinnerung an die Künstlerin mit großer Seele, Édith Piaf.
IOCO / G.G. / 13.12.2015
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