Berlin, Komische Oper Berlin, Premiere - Die Zirkusprinzessin, IOCO Kritik, 20.12.2015
Die Zirkusprinzessin von Emmerich Kálmán
Désirée Nick hautnah: Als Zirkusdirektor!
Noch kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember, fand an der Komischen Oper Berlin die Premiere der konzertanten Aufführung der Operette Die Zirkusprinzessin von Emmerich Kálmán statt: An der Seite der fünf Opernsänger die provokante Kabarettistin mit scharfer Zunge, Désirée Nick. In dieser Produktion schlüpft die Schauspielerin und Entertainerin in die Rolle der Direktorin des Zirkus Stanislawski –Hauptschauplatz des Geschehens – und moderiert und verbindet oder kommentiert die verschiedenen aneinander gereihten, ausgewählten Gesangsnummern.
Das Werk des ungarischen Operettenkomponisten Emmerich Kálmán (1882 – 1953) wurde 1926 am Theater an der Wien uraufgeführt. Die Handlung spielt teilweise in Sankt Petersburg und dem dortigen Zirkus Stanislawski, wie auch in Wien. Im Mittelpunkt der mit falschen Identitäten, Nebenbuhlern, Intrigen, Husaren und bunten Zirkusartisten gespickten Geschichte, steht der mysteriöse Mister X und seine Liebe zur Fürstin Fedora Palinska. Parallel zu diesem eher romantischen, sentimentalen Paar wird auch die Liebesgeschichte des buffonesken Paares Mabel Gibson und Toni Schlumberger erzählt und zum Schluss, nach zahlreichen, verwirrenden Missverständnissen, Blamagen und Enttäuschungen, finden beide Paare letztendlich wieder zueinander und dem Happy End steht nichts mehr im Wege.
Die Handlung, die wohl mehr als Vorwand für schöne Melodien und spritzige Tanzeinlagen zu verstehen ist, rückt bei dieser Produktion fast gänzlich in den Hintergrund. Zum einen natürlich, da es sich hierbei um eine verkürzte, konzertante Version, mit nur ausgewählten Gesangsnummern und ohne Dialoge handelt, zum anderen aber auch wegen des kaum erkennbaren, wenig überzeugendem szenischen Konzepts. Der Versuch, durch die Kostümierung der Darsteller und deren Interagieren das Geschehen dem Publikum so näher zu bringen, bleibt unbefriedigend. Weder die zwar hübschen, aber wenig originellen und wenig die Figuren charakterisierenden Kostüme, noch das klischeehafte und veraltet wirkende Posieren der an der Rampe sitzenden oder stehenden Sänger konnte dem Ganzen etwas Bedeutendes beitragen.
Allein Desirée Nick mit starker Bühnenpräsenz, in grünem Glitzerkostüm mit Zylinder, Feder und durchgängig konsequent gestalteten Figur, verlieh dem Abend Charakter. Zwar blieb Nick ihrem bekannten Bühnencharakter treu, jedoch nutzte sie Revue-Elemente, die, auch wenn stark Clinche behaftet, dem Abend exzentrische Kapriolen gab. Nur manchmal kamen ihre Textpassagen nicht ganz so locker daher, wie man es sonst bei ihr gewohnt ist, jedoch war ihre Performance stets engagiert und höchst professionell. Als Einlage gab Frau Nick dann noch eine Kostprobe ihres sängerischen Könnens, indem sie als Gag die berühmte Arie der Adele aus der Fledermaus zum Besten gab ...
Eher farblos fielen, auch wenn bemüht, die Sänger aus. Trotz des durchaus soliden sängerischen Niveaus und der wirklich schönen und gefälligen Melodien, waren keine wirklichen Highlights zu verzeichnen. Unter den Sängern drei Gastsolisten; die österreichische Sopranistin Alexandra Reinprecht als Fürstin Fedora, der ungarische Tenor Zoltán Nyári als Mister X und Ivan Turšic als Prinz Sergius Wladimir. Miss Mabel und Toni hingegen, waren von den Mitgliedern des festen Ensembles mit Julia Giebel und Peter Renz besetzt. Das Orchester spielte beschwingt unter der musikalischen Leitung des österreichisch-ungarischen Dirigenten Stefan Soltez.
Ein insgesamt eher liebloses Theaterereignis, das leicht untergeprobt wirkte und nicht ganz dem sonstigen hohen Niveau der anderen Produktionen der Komischen Oper gerecht wurde. Schade.
Unter den zahlreichen eingeladenen prominenten Gästen, auch Yvonne Kálmán selbst, die Tochter des Komponisten.
IOCO / G.G. / 20.12.2015
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