Berlin, Deutsche Oper, LA TRAVIATA - Giuseppe Verdi, IOCO Kritk,
LA TRAVIATA - Die hier besprochene Inszenierung der Theaterlegende Götz Friedrich (04.08.1930 – 12.12.2000) wird bereits seit fast 25 Jahren und genau 161 Vorstellungen an der Deutschen Oper Berlin überaus erfolgreich gespielt.
161. Vorstellung seit der LA TRAVIATA - Premiere 30.11. 1999 in der Deutschen Oper Berlin - Inszenierung der Theaterlegende Götz Friedrich
von Karin Hasenstein
Ein Plädoyer für die Freiheit
La Traviata von Giuseppe Verdi gehört auch 170 Jahre nach ihrer Uraufführung am 6. März 1853 im Teatro La Fenice, Venedig, zu den meistgespielten Opern weltweit. Sie liegt auf Platz 3 hinter Mozarts Zauberflöte und Bizets Carmen.
Die besprochene Inszenierung von Theaterlegende Götz Friedrich (04.08.1930 – 12.12.2000) wird bereits seit fast 25 Jahren und genau 161 Vorstellungen an der Deutschen Oper Berlin überaus erfolgreich gespielt.
Die Oper gehört an nahezu allen Opernhäusern zum Standardrepertoire, ist sie doch ein Selbstläufer, der für stets gefüllte Häuser sorgt. Darüber hinaus bietet sie eine dramatische Handlung mit zahlreichen eingängigen „Hits“. Dabei scheint es unerheblich, dass die der Oper zugrundeliegende Dichtung „La Dame aux Camélies“ von Alexandre Dumas einen Konflikt beschreibt, der in dieser Form heute nicht mehr so aktuell ist wie zur Entstehungszeit des Romans.
Aber Götz Friedrichs Inszenierung aus dem Jahr 1999 funktioniert dennoch. Warum tut sie das, wo heute so oft bemängelt wird, dass moderne Inszenierungen das nicht tun? Weil sie handwerklich einfach gut ist.
Der Geschichte liegt eine tragische Konstellation zugrunde. Es geht um eine Liebe, die nicht gelebt werden kann, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Die berühmte Kurtisane Violetta Valéry hat sich glücklich ins harmonische Landleben zurückgezogen.
Die Partitur von Giuseppe Verdi entstand in äußerst kurzer Zeit, denn der Komponist befand sich in einem Schaffensrausch und gleichzeitig in Geldnot. Eine äußerst kreative Kombination.
Verdi lebte in "wilder Ehe" mit der Opernsängerin Giuseppina Strepponi zusammen. Sein persönliches Bekenntnis zu dieser Verbindung kollidierte mit den bigotten Moralvorstellungen seiner Zeit. Verdi hat generell eine Portion Sozialkritik in seinen Opern untergebracht. Die Handlung in der eigenen Gegenwart anzusiedeln, war damals unüblich.
Das zentrale Interesse des Dramatikers galt der Romanvorlage „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas. Das Stück funktioniert auch heute noch, weil die Hauptfigur der Violetta Valéry als Charakter funktioniert.
Das „Amami, Alfredo!“ im zweiten Akt ist von emotionaler Durchschlagskraft. Violetta stirbt schließlich mit dem Wort „O, gioia!“ – „Freude!“ auf den Lippen.
Götz Friedrich zeigt die Handlung in einem deutlich stilisierten bürgerlichen Milieu des 19. Jahrhunderts. Zentraler Ort des ersten Aktes ist ein großer Ballsaal, in dem sich ein vergnügungssüchtiges Publikum amüsiert.
Der Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann wählt dafür ein Einheitsbühnenbild, das im Wesentlichen über alle drei Akte gleichbleibt, in einigen entscheidenden Details jedoch modifiziert werden kann, so dass trotz Einheitsbühne verschiedene Orte entstehen können. Dabei dienen zahlreiche Fenster und beinahe raumhohe Türen dazu, Violettas inneren und äußeren Zustand widerzuspiegeln. Die einst prunkvollen Räume verfallen im Verlauf des Stückes zusehends und stehen dabei für Violettas Zustand, der sich mehr und mehr dramatisch verschlechtert. Es ist ein äußeres Erfahren-Machen der inneren Welt Violettas.
1. Akt – Das Fest
Die Ouvertüre erklingt bei geschlossenem Vorhang. Als dieser sich öffnet, gibt er den Blick frei auf einen einzigen, die komplette Breite der Bühne einnehmenden dunklen Raum. Hinten oben und an den Seiten befinden sich Fenster, durch die Licht in den Raum fällt. Die hohen Türen zum Saal sind geöffnet.
Der Blick fällt auf das zentral im Raum stehende Bett, auf dem Violetta Valéry liegt. Hinten links steht eine Person. Die dunkle Verkleidung ist bis vor das Portal gezogen.
Die hohen Türen öffnen sich, Violetta wird angekleidet, sie trägt einen langen roten Mantel. Die Festgesellschaft strömt herein. Durch die hinteren geöffneten Türen erkennt man einen Bankettsaal. Der Opernchor als Festgesellschaft trägt festliche Ballkleider, Abendgarderobe (Kostüme: Klaus Bruns)
Beim Trinklied „Libiamo nel‘lieti calici“ zeichnet Friedrich ästhetische Bilder wie in einem historischen Gemälde des 19. Jahrhunderts. Dieser Eindruck vermittelt sich im Laufe des Abends noch öfter und macht einen großen Teil der Ästhetik dieser Inszenierung aus. Bei Friedrich ist alles stimmig und harmonisch, greift sinnvoll ineinander. Der Chor bleibt zunächst dezent im Hintergrund, lässt den Solisten den nötigen musikalischen und szenischen Raum, um die Ausgangssituation zu etablieren. Nach und nach kommt der gesamte Chor nach vorne, besetzt den Raum und ein neues Bild entsteht. Alle Gäste prosten dem Traumpaar Violetta und Alfredo zu.
Die musikalische Darbietung wie auch die Szene sind so überzeugend, dass nach dem Trinklied spontaner Szenenapplaus ausgelöst wird.
Nach dem Trinklied schwankt Violetta leicht, es wird deutlich, dass sie schwach ist. Die Gäste verlassen nach und nach den Saal, Violetta und Alfredo bleiben alleine zurück. Alfredo singt ein Bekenntnis an die Liebe „Un di felice eterea“, Violetta stimmt ein mit „Ah, se ciò è ver, fuggitemi…“, schließlich sinken beide auf ihr Lager.
Die Gäste strömen wieder in den Saal und tanzen, Alfredo schickt sich an zu gehen, vorher fragt er aber, wann er wiederkommen darf. Violetta reicht ihm eine Blume und sagt, wenn diese verwelkt ist. Alfredo ist erfreut, es ist eine Kamelie, also am nächsten Tag!
Alle Gäste gehen ab, die hohen Türen werden geschlossen. Die äußere Welt bleibt draußen. Violetta bleibt alleine zurück. Ihr „E strano“ beleuchtet ihre innere Welt. Mit den Worten „O, gioia“ läuft sie zu ihrem Mantel und zieht ihn an. Ihr Monolog ist sehr verinnerlicht, ruhig und ausdrucksvoll, sehr intensiv.
Mit dem impulsiveren „Follie, follie!“ bricht die Frage aus ihr heraus, was sie noch hoffen kann. Dann folgt ihr Bekenntnis zur Freiheit – „Sempre libera“, sie muss frei sein, greift zum Champagner, während hinter ihr ein Bediensteter drei Türen öffnet, Licht fällt in den Raum, die äußere Welt wird wieder erfahrbar. Von draußen ertönt die Stimme Alfredos „Di quell’amor ch’e palpito“.
2. Akt – Die Abwärtsspirale beginnt
Im ersten Bild des zweiten Aktes sind alle Fenster und Türen des Einheitsraumes geöffnet. Alfredo trägt einen weißen Anzug. Er bringt Blumen für Violetta. Annina muss Violettas Besitz verkaufen, da sie bankrott ist, sie will zurück nach Paris. Violetta trägt ein langes Kleid und das Haar offen. Sie erhält einen Brief.
Flora Bervoix lädt sie zu einem Fest ein.
Aus dem Hintergrund taucht Giorgio Germont auf, Alfredos Vater. Er trägt Reisekleidung, einen Mantel und Zylinder. Violetta gesteht ihm, dass sie mittellos ist. Sie offenbart ihm ihre Liebe zu Alfredo und das Gott ihre (zweifelhafte) Vergangenheit auslöschen wird. Giorgio Germont erklärt Violetta, dass er zwei Kinder hat, Alfredo und seine Schwester („Gott schenkte mir eine Tochter“).
Er setzt Violetta mit der Nachricht unter Druck, dass der Verlobte seiner Tochter diese verlassen werde, wenn Alfredo nicht zurückkommt. Violetta schlägt vor, dass sie und Alfredo sich für eine Zeit trennen, aber das lehnt Vater Germont ab. Er wendet sich zum Gehen und verabschiedet sich mit den Worten „Werden Sie für immer glücklich!“ Im Hintergrund erkennen wir eine junge Frau, die vor den geöffneten Türen steht und hineinschaut. Alfredos Schwester.
Verzweifelt verspricht Violetta, einzig Alfredo zu lieben. Sie schreibt einen Brief an Alfredo und einen an seinen Vater. Als Alfredo kommt, berichtet der Diener, dass Violetta nach Paris gefahren ist.
Alfredo liest den Brief, seine Gefühle schwanken zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Er macht sich selber Mut und schwört, Violetta bis zu seinem letzten Atemzug zu lieben. Zu seinen letzten Worten schließen die Diener alle Türen und Alfredo bleibt in der Dunkelheit zurück. Die äußere Welt ist ausgesperrt. Er hält sich die Ohren zu und tobt, schwört Rache.
Sein Vater erscheint und erklärt, dass nicht die Zeit für weitere Vorwürfe ist. Er verspricht Alfredo, „Vater und Schwester werden dich trösten!“ Alfredo versucht verzweifelt aus dem (emotionalen) Gefängnis auszubrechen, probiert alle Türen, aber sie sind alle verschlossen. Er bleibt gefangen. Pene Pati vermittelt die innere Not und emotionale Gefangenheit Alfredos sehr intensiv und einfühlsam mit großer Dramatik. Er findet das Schreibzeug von Violetta und plötzlich kommt ihm ein Gedanke: Violetta muss auf dem Fest von Flora sein! Er schwört Rache für seine Verletzung und sein Unglück.
Der zweite Akt wird durch die Pause geteilt. Mit dem zweiten Bild geht es weiter. Spritzig leitet das Orchester zu Floras Fest über. Durch dünne schwarze Vorhänge entstehen mehrere Ebenen auf der Bühne. Die vorherrschenden Farben sind rot, schwarz und grün.
Im Hintergrund stehen einige Tische. Der Damenchor tritt Libretto gemäß als Zigeunerinnenchor auf („Noi siamo zingarelle“) Dieses drückt sich durch lange schwarze Haare, rote Blumen im Haar, schwarze Hüte und lange rote Röcke oder Kleider aus. Flora trägt ein sexy rotes Bustier, schwarze Hot Pants und lange schwarze Lackstiefel. Es herrscht eine aufgeheizte erotische Stimmung.
Der Auftritt des Herrenchores „Di Madride noi siamo mattadori“ wird durch einen Lichtwechsel auf rotes Licht angekündigt. Die Bewegungen sind nicht zufällig, sondern sorgfältig choreografiert. Die ganze Chorszene auf Floras Fest ist üppig und aufwändig ausgestattet und eine wahre Augenweide. Die Türen an den beiden Seitenwänden sind geöffnet beziehungsweise ausgehängt. Der Verfall des Raumes geht unaufhaltsam weiter. Das Bild ist geprägt von immer neu gestellten Chortableaus von großer Ausdruckskraft. Der großartige und spielfreudige Chor der Deutschen Oper wird nicht einfach nur „hingestellt“, sondern intelligent und aussagekräftig inszeniert.
Nach der großen Chorszene schließt sich das Kartenspiel als Unterhaltung an. Die Männer überreden Alfredo zum Spielen. Violetta erscheint in Begleitung von Baron Duphol. Sie trägt ein weißes Abendkleid und einen weißen Pelz. Als sie Alfredo beim Kartenspiel erblickt, bereut sie, gekommen zu sein. Alfredo lädt Baron Duphol ein, gegen ihn zu spielen. Alfredo gewinnt. Glück im Spiel…? Ein Omen?
Alle gehen nach dem Spiel ab. Violetta bittet Alfredo, zu gehen. Sie erinnert sich an das Gespräch mit seinem Vater und will seinem Glück nicht im Wege stehen. Alfredo glaubt, dass sie das tut, weil sie Duphol liebt und will, dass sie ihm schwört, ihm zu folgen.
Der Chor betritt wieder die innere Szene „(Ne appellaste?“) Auch hier gestaltet Friedrich wieder ein großes eindrucksvolles Chortableau. Die Frauen tragen prächtige in verschiedenen Rottönen gehaltene Abendkleider, die Herren Smoking.
Giorgio Germont erscheint und erklärt, wer die Frauen beleidigt, missachtet sich selbst. Violetta ist unter ihrem Schmerz und der fortschreitenden Krankheit zusammengebrochen. Sie ruft Alfredo, mit gebrochener Stimme, todtraurig und am Ende. Sie erklärt, dass sie Alfredo noch im Sterben lieben wird. Leider sind an dieser zauberhaften Stelle leichte Abstimmungsprobleme zwischen Bühne und Graben zu spüren, die sich aber schnell verlieren. Violetta strauchelt, Alfredo will zu ihr, Duphol hält ihn zurück. Nach einem letzten Chortableau wird das Licht abgeblendet.
3. Akt – Das Ende ist unausweichlich
Der Beginn des dritten Aktes ist im Pianissimo, mit zerbrechlichen zarten Klängen in den Streichern. Der äußere Verfall des Bühnenraumes schreitet weiter voran, symbolisch für Violettas emotionalen und körperlichen Verfall. Alle Fenster und Türen sind mittlerweile zerstört und funktionslos, die Mauern haben Risse oder sind bereits eingestürzt. Das Gebäude hat seinen einstigen Glanz verloren, ist zerbrochen, so wie Violetta an ihrem Schmerz zerbrochen ist. Sie liegt auf dem blanken Bettgestell, nur in ein weißes Nachthemd gehüllt, ohne Decken. Draußen ist es dunkel geworden und durch die leeren Türrahmen sind Fragmente von Säulen zu erkennen. Die noch im Raum befindlichen Möbel, Tische und Stühle, sind umgefallen und ebenfalls beschädigt.
Annina leistet Violetta Gesellschaft. Die letzten verbliebenen Türen sind ausgehängt, alle Fenster sind offen oder fehlen ganz, es gibt keinen Schutz mehr. Die Barriere zwischen Innen und Außen ist aufgehoben. Die Bäume im Garten sind abgebrochen und umgestürzt.
Violetta bittet um ein Glas Wasser. Der Doktor ist gekommen. Violetta berichtet ihm, dass der Priester schon da war und ihre Seele ruhig ist. Der Doktor sagt Annina, dass Violetta nur noch wenige Stunden zu leben hat und geht. Violetta betrachtet sich im Spiegel und erkennt, dass es zu spät ist („E tardi“)
Ihr letztes Aufbegehren wird zu ihrem Abschied von der Welt und vom Leben. „Addio, del passato…“ Das Orchester geht gut und einfühlsam mit und unterstreicht die tiefe Verzweiflung von Violetta. „Lächle der vom Wege Abgekommenen zu, nimm sie auf, oh Gott. Es ist alles zu Ende!“
Das Licht wechselt wieder zu Rot, durchzogen von Lichtblitzen. Es ist Fastnacht. Drei riesige Totenfiguren bewegen sich über die Bühne. Violetta tanzt wie in Trance. Alfredo kommt und sagt zu der Sterbenden, dass sie Paris verlassen. „Uns erwartet eine frohe Zukunft“, reden sie sich träumend ein.
Violetta will in eine Kirche gehen, um Gott für Alfredos Rückkehr zu danken. Sie stolpert, will ihm aber beweisen, dass sie stark ist: „Sieh, ich lächle!“ Plötzlich realisiert sie „Wenn deine Rückkehr mich nicht rettet, so kann mir niemand auf der Welt helfen!“ Mit dem verzweifelten Ausruf „Gran Dio!“ erkennt sie schließlich, dass sie sterben wird.
Alfredo kommt mit seinem Vater und dem Doktor zurück. Giorgio erkennt im Angesicht der sterbenden Violetta, was er angerichtet hat.
Alle wenden sich ab, als Violetta sich mit den Worten „Ascolta, Alfredo“ in sterbendem Pianissimo an ihren Geliebten wendet, der ihr daraufhin versichert, dass sie nicht sterben werde. Sie wünscht sich, dass Alfredo heiraten soll, wenn sie stirbt und gibt ihn damit frei. Sie beginnt zu fantasieren, denkt, sie kehre ins Leben zurück. Tanzend und mit den Worten „o gioia!“ stirbt Violetta. Das Licht geht aus, der letzte Akkord des Orchesters erklingt im Fortissimo.
Große musikalische Leistung des Ensembles
Das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Dominic Limburg trägt maßgeblich zum Gelingen des Abends bei. Das Vorspiel zum ersten Akt gestaltet Limburg zart und leicht, die Dynamik ist differenziert. In den großen Chorszenen hält er mit großen Gesten Chor und Orchester sehr gut zusammen. Angesichts des zum Teil intensiven Spiels des Chores ist das umso bemerkenswerter. „Si ridesta in ciel aurora…“ läuft geradezu brillant, super präzise im Metrum. Der Chor der Deutschen Oper Berlin (Einstudierung Thomas Richter) agiert einmal mehr als brillanter Klangkörper, der auch szenisch und choreographisch facettenreich eingesetzt werden kann.
Die armenische Sopranistin Nina Minasyan ist eine ideale Violetta. Ihr Sopran klingt leicht und brillant, verfügt über eine sichere strahlende Höhe und einen guten Fokus. Beispielhaft sei ihr „Follie! Follie!“ genannt, die Spitzentöne brillant, astrein platziert, leicht und perlend, sehr gut ausgeführt.
Der junge Tenor Pene Pati (Alfredo) wurde in Samoa geboren und ist in Neuseeland aufgewachsen. Er gilt als das außergewöhnlichste Tenortalent des letzten Jahrzehnts. Zunächst war er als Autodidakt gesanglich unterwegs, erhielt schließlich seine Gesangsausbildung an der University of Auckland und an der Wales International Academy of Voice in Cardiff.
Pati bietet beim „Libiamo“ einen klaren Spinto, wunderbare runde Höhe und viel leidenschaftliche Italianità. Bei „Un di felice“ besingt er die Liebe zur Liebe an sich, leicht, ruhig und unaufdringlich. Sein „Lunge da lei“ weist einen klaren Vordersitz auf, sein Fokus ist sehr präsent und ausgesprochen leidenschaftlich und mit viel tenoralem Schmelz. Den jungen stürmischen Liebhaber gibt er absolut überzeugend. Pati wird sicher noch von sich reden machen.
Giorgio Germont wird von dem amerikanischen Bariton Thomas Lehman gesungen. Lehman gehört seit 2014 zum Ensemble der Deutschen Oper Berlin und ist dort stets eine sichere Bank als Charakterbariton. Als Giorgio Germont vermochte er erneut zu überzeugen. Mit seinem warmen leicht dunkel timbrierten Bariton verlieh er dem Vater Alfredos große Glaubwürdigkeit und Tiefe und berührte auch durch sein intensives Spiel.
Die junge italienische Mezzosopranistin Arianna Manganello singt Flora Bervoix mit interessantem Timbre und großer Spielfreude. Michael Bachtadze studierte Gesang in seiner Heimatstadt Tbilisi/ Georgien und in Deutschland. Der Bariton gestaltete souverän die Rolle des Baron Duphol mit angenehm dunklem Timbre und großer Ausdruckskraft.
Die Nebenrollen waren aus dem wunderbaren Ensemble der Deutschen Oper Berlin wie gewohnt allesamt überzeugend und sehr gut besetzt.
Die Inszenierung von Götz Friedrich aus dem Jahr 1999 überzeugt wie erwähnt durch ihre stringente Spiegelung der Seelenzustände Violettas im zusehends verfallenden Bühnenbild und ihre konsequente Personenregie. Die klare Farbgestaltung und Reduzierung auf wenige Akzente wirkt auf den Zuschauer und lenkt den Fokus auf die innere und äußere Entwicklung der Personen. Die Handlung wird klar und überzeugen auf die Bühne gebracht und nicht in irgendein Paralleluniversum gezwängt. Dadurch ist sie absolut zeitlos und auch im 25. Jahr auf dem Spielplan der Deutschen Oper Berlin noch frisch und unterhaltsam. Die opulenten Kostüme von Klaus Bruns ergänzen diese Inszenierung ideal.
Unter den zahlreichen Produktionen von La Traviata ist diese Produktion von Götz Friedrich eine klare Empfehlung der Rezensentin / IOCO.
LA TRAVIATA - Deutsche Oper Berlin - Termine, Karten - link HIER!
Leitung / Besetzung
Musikalische Leitung Dominic Limburg,
Inszenierung Götz Friedrich,
Bühne Frank Philipp Schlößmann,
Kostüme Klaus Bruns,
Licht Ulrich Niepel,
Spielleitung Gerlinde Pelkowski,
Chor Thomas Richter
Choreographische Mitarbeit Klaus Beelitz
Violetta Valéry Nina Minasyan,
Alfredo Germont Pene Pati,
Giorgio Germont Thomas Lehman,
Flora Bervoix Arianna Manganello,
Annina Sylvia Rena Ziegler,
Gaston Ya-Chung Huang,
Baron Duphol Michael Bachtadze,
Marquis von Obigny Dean Murphy,
Doktor Grenvil Gerard Farreras
Giuseppe, Violettas Diener Kangyoon Shine Lee.
Ein Bote Kyle Miller (Belcanto Stipendiat)
Ein Diener bei Flora Alexander Hoffmann
Der Chor der Deutschen Oper Berlin
Das Orchester der Deutschen Oper Berlin
Die Statisterie der Deutschen Oper Berlin