Wien, Wiener Staatsoper, OTELLO - Giuseppe Verdi, 20.06.2019

Wien, Wiener Staatsoper, OTELLO - Giuseppe Verdi, 20.06.2019
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Wiener Staatsoper

Wien / Wiener Staatsoper © Starke
Wien / Wiener Staatsoper © Starke

OTELLO - Giuseppe Verdi

Premiere 20. Juni 2019

Mit Otello steht am 20. Juni 2019 die letzte Premiere in dieser Spielzeit auf dem Programm der Wiener Staatsoper. Giuseppe Verdis auf Shakespeares gleichnamigem Theaterstück basierende Oper Otello kam bereits kurz nach der Uraufführung 1887 an der Mailänder Scala im März 1888 erstmals zur Aufführung im Haus am Ring und ist seitdem – mit kurzen Unterbrechungen – ein Fixpunkt im Repertoire. Nach der letzten Premiere im Oktober 2006 (Dirigent: Daniele Gatti, Inszenierung: Christine Mielitz) kommt es nun zu einer weiteren Neuproduktion von Verdis „Dramma lirico in vier Akten“.

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Am Pult steht der international renommierte Dirigent Myung-Whun Chung, der zurzeit u. a. Erster Gastdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden ist. Im Haus am Ring debütierte er 2011 mit Simon Boccanegra und dirigierte in weiterer Folge noch Vorstellungen von La traviata, die Premiere von Rigoletto (2014) sowie Don Carlo. Mit Otello wird er nun seine fünfte Verdi-Oper im Haus am Ring leiten.

Inszeniert wird die anstehende Neuproduktion von Adrian Noble, der mit Otello nach Alcina (2010) und Hänsel und Gretel (2015) seine dritte Arbeit an der Wiener Staatsoper präsentiert. Noble kehrt mit diesem Stück inhaltlich wieder einmal indirekt zu seinen Wurzeln zurück – der britische Theatermann war jahrelang Mitglied, künstlerischer Leiter und Intendant der Royal Shakespeare Company. Zu Beginn seiner Überlegungen standen zwei Aspekte: die bekannten, aber auch die weniger beachteten Veränderungen, die Giuseppe Verdi und Arrigo Boito für ihre Oper an der Shakespeare’schen Vorlage vornahmen und der Umstand, dass Shakespeare (sexuelle) Eifersucht als gefährlichste und in ihren grausamen Auswirkungen als zerstörerischste menschliche Emotion einstufte, die weit über Hass und Zorn hinausgeht. Beide Ausgangspunkte sollten für die Regie bestimmend werden. Zusätzliche Inspirationen fanden Noble und sein Ausstatter Dick Bird – dieser war bisher u. a. für die New Yorker Met, das Londoner Royal Opera House, die Opéra Comique, die Bregenzer Fstspiele, das Shakespeare’s Globe, das National Ballet of Japan und das English National Ballet tätig und präsentiert sich mit Otello erstmals im Haus am Ring – darüber hinaus in den Werken von Ibsen und Strindberg respektive in deren psychologischer Auslotung der Facetten der Eifersucht sowie in einigen Gemälden Edvard Munchs, die ebenfalls die Eifersucht thematisieren und das Verhältnis Otello-Desdemona-Cassio auf ideale Weise abzubilden scheinen, wie Staatsoperndramaturg Andreas Láng im Magazin „Prolog“ erläutert.

Der Shakespeare-Stoff musste natürlich von Verdi und Boito gestrafft und für Musiktheatererfordernisse komprimiert werden, u. a. wurde der originale erste Schauspiel-Akt in der Oper weggelassen, dessen Inhalt aber, so Adrian Noble, dennoch „im Bewusstsein der Sängerinnen und Sänger verankert sein muss und in ihre Aktion mitzunehmen ist.“ Besonders sticht allerdings das Hinzufügen des zentralen Credos von Jago in der Oper heraus: „Ich glaube“, so der Regisseur im Interview mit Andreas Láng lachend, „Verdi und Boito haben sich während vieler gemeinsamer Abendessen nur darüber unterhalten, warum Jago ist, wie er eben ist, warum er Otello das alles eigentlich antut?“ Tatsächlich erklärt Shakespeare Jagos Handeln nicht, zeigt vielmehr eine extrem vielschichtige, unnahbare Figur, die er nicht verurteilt.

„Durch das Credo wird Jago in der Oper zweifelsohne etwas von seiner Ambiguität genommen, er wird schwärzer, böser, dadurch fassbarer und – operntauglicher.“ Und er wird Teil einer religiösen Struktur, die die Gesamthandlung durchzieht und von Noble aufgenommen und auch in diesem Sinne bebildert wird: Desdemona bekommt zum Beispiel in ihrer Reinheit die ikonographische Position der Madonna, der Sturm am Beginn etwas vom Jüngsten Gericht, wie Andreas Láng die kommende Neuproduktion beschreibt. Die Handlung von Otello wird in der Inszenierung von Adrian Noble und seinem Ausstatter an den Beginn des 20. Jahrhunderts verlegt, die Atmosphäre des Schauplatzes ist geprägt vom Gegensatz der venezianischen Besatzer auf der einen Seite und der lokalen (zum Teil muslimischen) Bevölkerung auf der anderen. So werden vor dem Hintergrund des Kolonialismus die Spannungen zwischen den fremden Machthabern und den ansässigen Beherrschten deutlich herausgearbeitet.

Für das Lichtdesign zeichnet, wie bereits in Adrian Nobles Staatsoperninszenierungen von Alcina und Hänsel und Gretel, Jean Kalman verantwortlich

Die Besetzung

In der Titelpartie ist Aleksandrs Antonenko zu erleben. Der weltweit gefragte lettische Tenor debütierte 2006 als Des Grieux (Manon Lescaut) an der Wiener Staatsoper und sang hier weiters noch Hermann (Pique Dame), Otello, Cavaradossi (Tosca) und Dick Johnson (La fanciulla del West) – der neue Otello ist seine erste Premierenproduktion am Haus.

Angesprochen auf das Erste, was ihm bei Otello ins Auge sticht, antwortet er im Gespräch mit Oliver Láng für den „Prolog“: „Die Liebe, die sehe ich zweifellos als Allererstes. Unbedingt! Natürlich erblicke ich auch vieles andere, aber an erster Stelle steht für mich in dieser Oper die Liebe. Als zweites dann aber gleich die Eifersucht. Diese beiden hängen bei Otello eng zusammen: die zentralen Emotionen, aus denen sich die Handlung des Otello speist“. Auf die Frage, ob Otello Desdemona zu wenig oder zu viel liebt, äußert er sich wie folgt: „Ich weiß nicht, ob man das einfach so beantworten kann. Er liebt sie sehr, das ist eine Tatsache. Dass er sie umbringt, weil er denkt, dass sie ihn betrügt: das ist eine andere Sache. Es geht ihm da auch, und er scheint hier wie ein Priester, darum, dass ihre Seele nicht verloren gehen soll. Wir dürfen nie vergessen: Otello ist eine Geschichte aus dem 16. Jahrhundert, Shakespeare brachte sie Anfang des 17. Jahrhunderts heraus; und dann wurde sie durch die Brille von Verdi, also aus dem 19. Jahrhundert, betrachtet. Wobei: Das Thema ’funktioniert’ so und so: Denn es sind zeitlose Themenstellungen und Motivationen, die wir erleben: Eifersucht und Neid. Das ist nicht etwas, was es nur in einer Epoche gegeben hätte. Daher können wir die Otello-Geschichte auch heute verstehen und sie ist ebenso aktuell, wie sie es zu Zeiten Shakespeares oder Verdis war. Nur sind die Umstände anders ausgestaltet. Ich weiß nicht, wie die Geschichte im Handy-Zeitalter verlaufen wäre …“

Die Desdemona verkörpert die international gefragte Staatsopern-Ensemblesängerin Olga Bezsmertna – sie ist dem Publikum des Hauses am Ring durch unzählige Auftritte, u. a. als Contessa d’Almaviva (Le nozze di Figaro), Rusalka, Tatjana (Eugen Onegin), Pamina (Die Zauberflöte), Mimì (La Bohème) und Rachel (La Juive) bestens bekannt. Die Desdemona verkörperte sie im Haus am Ring bereits 2017; Otello ist nun nach Ariadne auf Naxos (als Echo), Armide (als Phénice), Pelléas et Mélisande (als Mélisande) und zuletzt Dantons Tod (als Lucile) ihre fünfte Staatsopernpremiere.

Ihre ersten Gedanken zu Otello betreffen die „unglaubliche Musik. Ich stelle mir immer aufs Neue die Frage, wie Verdi das in seinem Alter, nach so einem reichen Schaffen zuvor, gelingen konnte? Otello war ja anfangs nicht unbedingt sein Lieblingsprojekt – und dann diese Musik! Mit so viel innerer Kraft. Und Spannung. Und Intensität. Natürlich kommt in dem Stück vieles vor, Liebe, Leidenschaft, Eifersucht. Aber die Musik, sie umfasst das alles und macht es zu einem Ganzen. Daher steht sie für mich immer im Vordergrund und auf sie fällt mein erster Blick. Damit meine ich nicht einmal nur meine Partie, sondern die gesamte Oper.“ Ihre Desdemona sieht sie in der Charakter-Farbigkeit komplementär zu Jago: „Sie ist ja engelsgleich. Das ist sie einfach!“, wie sie im Gespräch mit Oliver Láng bemerkt.

Als Jago gibt der aus Weißrussland stammende Bariton Vladislav Sulimsky sein Debüt im Haus am Ring. Er wurde 2004 Solist des Marrinskij-Theaters und gastierte bisher weiters u.a. in Malmö, Stockholm, Baden-Baden, am Theater an der Wien, in Moskau, Basel, Edinburgh, Paris, Madrid, Turin und Berlin sowie bei den Salzburger Festspielen.

In den weiteren Partien sind die Staatsopern-Ensemblemitglieder Margarita Gritskova als Emilia (Rollendebüt am Haus), Jinxu Xiahou als Cassio, Leonardo Navarro als Roderigo, Jongmin Park als Lodovico (anstelle von Ryan Speedo Green, Rollendebüt am Haus) und Manuel Walser als Montano (Rollendebüt am Haus) zu erleben; die Bianca verkörpert Katharina Billerhart.

Es spielen das Orchester der Wiener Staatsoper sowie das Bühnenorchester der Wiener Staatoper, es singen der Chor und der Extrachor der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Thomas Lang sowie die Kinder der Opernschule der Wiener Staatsoper.

Otello im Livestream, im Radio sowie am Wiener Rathausplatz.  Die Premiere am 20. Juni 2019 wird mit WIENER STAATSOPER live at home weltweit live in HD übertragen (www.staatsoperlive.com) sowie ab 19.30 Uhr live-zeitversetzt auf Radio Ö1 (+ EBU) ausgestrahlt.

Die Vorstellung am 30. Juni 2019 wird ab 21.30 Uhr live-zeitversetzt im Rahmen des Film Festivals auf den Wiener Rathausplatz übertragen.

---| Pressemeldung Wiener Staatsoper |---

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