Wien, Volksoper, Die Räuber von Giuseppe Verdi, 14.10.2017
Die Räuber von Giuseppe Verdi
Libretto Andrea Maffei, Deutsche Fassung Hans Hartleb In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere am Samstag, 14. Oktober 2017
Mit Giuseppe Verdis Oper Die Räuber (I masnadieri) setzt die Volksoper ihre Tradition fort, das Repertoire um selten gespielte Werke zu erweitern. Genau 116 Jahre sollte es nach der Uraufführung dauern, ehe Die Räuber 1963 an der Volksoper aufgeführt wurde. Die Produktion wurde bis 1970 neunundzwanzig Mal gespielt. Am 14. Oktober 2017 feiert die zweite Inszenierung von Verdis Räuber Premiere an unserem Haus.
„Viva Verdi!“
Verdi komponierte das Stück 1847 nach Friedrich Schillers gleichnamigen Sturm-und-Drang-Drama für das Haymarket Theatre in London. Bei einem Kuraufenthalt im Sommer 1846 im Veneto fasste er den Entschluss, sich zwei Stoffe von Shakespeare und Schiller vorzunehmen: Macbeth und Die Räuber. Die Idee dazu entstand wohl in Gesprächen mit seinem Freund Andrea Maffei, der sein Kurgenosse war und Shakespeare und Schiller ins Italienische übersetzt hatte. Verdi, der eine Vorliebe für explosive Vater-Kind-Beziehungen hatte, fand seinerseits Gefallen an der Geschichte rund um den Konflikt des ungleichen Brüderpaars Karl und Franz Moor.
Bei der Uraufführung am 22. Juli 1847 stand der Komponist selbst am Dirigentenpult, und Verdis Faktotum Emanuele Muzio vermeldete einen großen Erfolg: „Der Maestro wurde gefeiert, auf die Bühne gerufen, allein und mit den Darstellern, es wurden ihm Blumen zugeworfen, und man hörte nichts als: Viva Verdi!“
„Und nun zum Schafott!“
Andrea Maffei, der Schillers Drama als Opernlibretto einrichtete, setzte den Schwerpunkt auf die Familientragödie. Der zentrale Konflikt der Oper ist die Beziehung des übermächtigen, dabei ungerechten Vaters zu seinen Söhnen: Karl, der ältere und bevorzugte, ist durch eine Intrige seines Bruders Franz beim Vater Maximilian in Ungnade gefallen und hat sich einer Räuberbande angeschlossen. Franz vereitelt auch Karls Versuch, sich mit dem Vater zu versöhnen. Karls Verlobte Amalia, die wie eine Tochter im Haus Maximilians aufgewachsen ist, fällt den Rivalitäten und Konflikten der Männer zum Opfer. Als Franz’ Machenschaften endlich aufgedeckt werden, ist ein glückliches Ende unmöglich geworden. Verdis Oper endet lapidar mit Amalias Tod von Karls Hand und mit dessen Ausruf: „Und nun zum Schafott!“
Der Regisseur Alexander Schulin hat mit der Bühnenbildnerin Bettina Meyer und der Kostümbildnerin Bettina Walter ein Konzept entworfen, in dem der Familienkonflikt mit bestechender Klarheit zugespitzt wird. So bildet Maximilians Haus das Zentrum des Geschehens, auf das sich die „Kinder“ beziehen und wo über Zugehörigkeit und Fremdheit entschieden wird. In der Rolle des Grafen Moor ist Kurt Rydl zu erleben; alternativ ist Andreas Mitschke besetzt. Als Franz wird der Bariton Boaz Daniel zu hören sein. Er hat bereits im Jahr 2000 als Don Giovanni an der Volksoper debütiert. Mit ihm alterniert Alik Abdukayumov als Bösewicht. Die Rolle des Karl übernimmt Vincent Schirrmacher, abwechselnd mit Mehrzad Montazeri, die ukrainische Sopranistin und Hausdebütantin Sofia Soloviy verkörpert die Amalia, alternierend mit Anja-Nina Bahrmann. Die musikalische Leitung der Neuproduktion übernimmt Jac van Steen, der in der vergangenen Saison mit großem Erfolg die konzertanten Aufführungen von Korngolds Das Wunder der Heliane dirigiert hat.
Dirigent: Jac van Steen/Lorenz C. Aichner, Regie: Alexander Schulin, Bühnenbild: Bettina Meyer, Kostüme: Bettina Walter, Choreinstudierung: Holger Kristen, Dramaturgie: Helene Sommer
Besetzung: Maximilian/Moser: Kurt Rydl/Andreas Mitschke, Karl, sein erstgeborener Sohn: Vincent Schirrmacher/Mehrzad Montazeri, Franz, sein jüngerer Sohn: Boaz Daniel/Alik Abdukayumov, Amalia, seine Nichte: Sofia Soloviy/Anja-Nina Bahrmann
Herrmann, Kammerdiener: David Sitka/Alexander Pinderak, Roller: Christian Drescher/Thomas Sigwald; PMVOW
Die Räuber von Giuseppe Verdi an der Volksoper Wien: Premiere am Samstag, 14. Oktober 2017, Weitere Vorstellungen am 18., 22., 27., 30. Oktober, 1., 8., 15., 23., 29. November, 7., 11. Dezember 2017