Wien, Ehrbarsaal Wien, Thomas Weinhappel - Benefizkonzert, IOCO Aktuell, 14.04.2019
Benefizkonzert - Thomas Weinhappel
- "willing to march into hell for a heavenly cause!“ -
von Elisabeth König
Der österreichische Bariton Thomas Weinhappel hatte bereits 2018 mit zwei beeindruckenden Liederabenden in Wien auf sich aufmerksam gemacht. Nun lud er im März 2019 zu einem weiteren außergewöhnlichen Event: Ein hochkarätig besetztes Benefizkonzert im Wiener Palais Ehrbar sollte Aufmerksamkeit wecken und Spenden für Kinder lukrieren, die von Neurofibromatose betroffen sind. Den Ehrenschutz dafür übernahm die Bühnenlegende Prof. Birgit Sarata, deren Eröffnungsrede sich berührend mit der Thematik des Abends auseinandersetzte.
Die Wiener Pianistin Ekaterina Nokkert sorgte für bravouröse Klaviersoli - ihre Interpretation von Alfred Grünfelds virtuos-beschwingter „Fledermausparaphrase“ und Gershwins „Prelude Nr.1“ riss das Publikum mit und sorgte für gute Stimmung. Mit großer Souveränität und Einfühlsamkeit begleitete sie auch den Tenor und Allrounder des Showgeschäfts Reinwald Kranner bei seiner ersten Arie, Puccinis Nessun dorma.
Den perfekten Klangteppich bereitete den Sängern den Rest des Abends der begnadete Manfred Schiebel, dessen feinsinnige und energiereiche Begleitung stets den richtigen Ton traf. Nicht umsonst ist er einer der begehrtesten Begleiter der Wiener Musikszene.
Thomas Weinhappels erste Arie, Bizets „Auf in den Kampf“, ließ aufhorchen, nicht nur aufgrund der stimmlichen Verve. Er gab damit gleichzeitig auch das Motto des Abends vor: Er und seine Freunde wollen kämpfen – gegen nichts Geringeres als Neurofibromatose, eine bislang unheilbare Krankheit. sie kämpfen dafür, dass mehr als 4.000 Kinder in Österreich nicht länger darunter leiden müssen.
Aus dem Programmheft erfährt man, warum Thomas Weinhappel sich in diesen Kampf wirft: Während seiner Zeit als Sängerknabe erkrankte er an einer der zum Formenkreis der Fibromatose gehörenden Krankheit. Er durchlebte zahlreiche Operationen, musste die Möglichkeit einer Amputation seines Armes erfahren und erkennen, was es hieße, deshalb vielleicht auf das Singen für immer verzichten zu müssen. Die Krankheit zeigte ihm, wie wichtig die Musik und das Singen für ihn und seinen Lebensweg waren und sind.
Thomas Weinhappel hatte Glück: Die Operationen verliefen gut, er wurde gesund und hat heute die Möglichkeit, sich für Leidensgenossen mit der unheilbaren Form der Erkrankung, der Neuro-Fibromatose, stark zu machen. Das von ihm initiierte Benefizkonzert, das die spendenfreudigen BesucherInnen im ausverkauften Wiener Ehrbar-Saal genossen, war in jeder Hinsicht ein Erfolg.
Mit Vergnügen hörte man Weinhappel in seiner Paraderolle Hamlet: „O vin, dissipe la tristesse“, „Être ou ne pas être“, „Spectre infernal“ und „Ombre chère“ klangen faszinierender als je zuvor und schienen als dunkle Mahnmale gegen die Krankheit im Raum zu stehen. Auch zwei Ausflüge in das deutsche Fach mit Wagners Wolfram („Blick ich umher“) und Donner („Heda, hedo“) wurden vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen.
Die zweite Hälfte des bereits zur Pause bejubelten Benefiz-Konzertes nutzten Weinhappel und Kranner, um die Zuhörer mit schwungvollen und bekannten Ohrwürmern für die Genres Operette und Musical zu begeistern.
Während Kranner mit „Somebody to love“, dem Hit der Rockgruppe Queen, beeindruckte, brillierte Weinhappel mit „Dein ist mein ganzes Herz” und Graf Krolocks Arie „Die unstillbare Gier” aus dem Tanz der Vampire. Er verlieh der Rolle faszinierende und völlig neue Farben und hauchte der Rolle neues Leben ein. Auch als Biest aus dem Disney-Musical Die Schöne und das Biest mit „Wie kann ich sie lieben?“ zeigte er mit bedingungsloser Authentizität und musikalischem Feingefühl, dass er als Opernsänger auch im Musicalgenre zuhause ist.
Reinwald Kranner, gefeierter Musicaldarsteller, betörte das Publikum schließlich als Phantom der Oper mit seinem subtil erotischen und stimmschönen „The Music of the Night“.
Das Duett des Abends zwischen Reinwald Kranner und Thomas Weinhappel, Elton Johns „Can you feel the love tonight” aus dem König der Löwen, vereinte zwei Stimmen, die in ihrer Unterschiedlichkeit doch wundervoll miteinander harmonieren. Man darf hoffen, davon in Zukunft deutlich mehr zu erleben.
Das Publikum war sich einig: Es war ein gelungener Abend, der mit höchster musikalischer Qualität zeigte, dass sich Musical und Oper wunderbar verbinden lassen. Weinhappel und seinen Freunden gelang es, die Zuhörer mit ihrer Begeisterung für die Musik und den Zweck des Abends mitzureißen und lösten Wogen der Hilfsbereitschaft aus.
Mit seiner letzten Nummer aus dem Mann von La Mancha bekundete Weinhappel, dass die Bekämpfung der heimtückischen Krankheit kein „Unmöglicher Traum“ bleiben soll. Die Aufrichtigkeit seines Anliegens vermittelte sich in jedem Moment des Songs; und mit glanzvoller Hoffnung in der Stimme deklarierte er „to be willing to march into hell for a heavenly cause!“
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