Münster, GOP, ALIVE: Das Leben spielt, IOCO
„Alive. Das Leben spielt“ ist die neue Show am GOP Varieté-Theater Münster. Regisseur Robin Witt will in seiner ersten Inszenierung zeigen, dass das Erwachsenen-Leben Muster wiederholt, die sich schon im Sandkasten zeigen. Dazu hat ihm Sebastian Drozdz einen Spielplatz der Sonderklasse ......
„Alive“: die neue Show am GOP Münster; mitreißende Artistik - so auch auf Rollschuhen
von Hanns Butterhof
„Alive. Das Leben spielt“ ist die neue Show am GOP Varieté-Theater Münster. Regisseur Robin Witt will in seiner ersten Inszenierung zeigen, dass das Erwachsenen-Leben Muster wiederholt, die sich schon im Sandkasten zeigen. Dazu hat ihm Sebastian Drozdz einen Spielplatz der Sonderklasse auf die Bühne gebaut, mit einem grünen Hügelchen, von dem eine Rutsche herabführt, und weder Sandkasten noch Wippe oder Klettergerüst fehlen.
Dort bezaubert gleich zu Beginn Shu Takada tänzerisch schwungvoll mit dem Jojo, seine Geschwindigkeit und Kunstfertigkeit sind atemberaubend. Besinnlich ist später der Auftritt von Sarah Stachowicz am Spinning Pole, einem sich um die eigene Achse drehenden Stab. Obwohl dessen Fliehkräfte erheblich sind, ist der eleganten Akrobatin die Kraft nicht anzusehen, die sie für ihre schwierigen Haltepositionen benötigt.
Den Wahnsinn auf Rollschuhen entfaltet dann das Trio Skating Nistorov. Wenn Eugenio Nistorov auf einem kleinen runden Podest seine Partnerinnen Lara und Alina in halsbrecherischer Geschwindigkeit im Kreis schwingt, sie manchmal nur mit einem Tuch um den starken Nacken hält, stockt dem Publikum der Atem und spitze Angstschreie werden hörbar.
Die Spielplatz-Wippe benutzt das Trio Faludy aus Letícia Anna Losonczi, Artúr Salem Hema und Bálint Kis für ihre gewagten Acts als Teeterboard. Dabei springt einer der Männer von einem Podest auf das freie Ende der Wippe und schleudert damit die zarte Letícia zu mehrfachen Salti in die Höhe, um sie dann mit dem starken zweiten Mann sanft aufzufangen.
Dass auch Langsames sehr fesselnd sein kann, kann man mit Mia Ferreira erleben. Wenn sie auf dem selten zu sehenden Washington Trapez, das aussieht wie eine harmlose Kinderschaukel, in großer Höhe freihändig schwingend Kopfstand macht, bekommt man schon beim Zuschauen Muskelkater in all den Partien, die für derlei schwierige Balance-Fertigkeiten beansprucht werden. Den Gipfel fesselnder Langsamkeit aber erklimmt Sebastian Berger. In der Rolle eines Physik-Professors springt er mit zwei metallischen Stäben und bis zu vier kleinen Bällen in einer kaum zu beschreibenden Art mit den Gesetzen der Schwerkraft um, dass ein wirklicher Professor in echte Erklärungsnöte käme; man muss es mit eigenen Augen gesehen haben; seine „Objektmanipulation“ ist einfach großartig!
Für schlichtere Komik und Entschleunigung sind Christoph Muchsel, der seinen durchtrainierten Körper beim Handstand präsentiert, und Jeff Hess zuständig. Der sucht immer wieder den Kontakt zum Publikum, aus dem er auch einen Zuschauer zu einem wirklich lustigen virtuellen Tennis-Match auf die Bühne holt. Darüber, dass die Regie-Idee Längen produziert, ohne doch richtig deutlich zu werden, trägt die tolle Akrobatik hinweg, der nach zwei Stunden der Beifall des Publikums galt.
„Alive“ im GOP-Varieté-Theater Münster - bis zum 28.4. 2024 - Mittwoch bis Sonntag - link HIER!
Bilder: 1) Sarah Stachowicz am Spinning Pole.
2) Trio Faludy am Teeterboard.
Fotos: GOP Varieté