Theaterschule COBI: Theaterluft - auch für reales Leben, IOCO Interview, 27.02.2021
Theaterschule COBI - Theaterluft für Kinder, Jugendliche, Erwachsene
- Improvisation - Bewegung - Sprache -
von Viktor Jarosch
IOCO besuchte Nicole Strehl, Leiterin der privaten Theaterschule COBI im oberfränkischen Coburg, um über die Ziele ihrer Theaterschule, über Theater AGs, integratives Klassentheater, Kulturwerkstätten zu hören. Nach Strehls Motto „Theater macht Spaß“ werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene für das Theaterspielen begeistert. Doch die vielseitigen Übungen in Schauspiel, Theater, Tanz in der Theaterschule COBI sollen nicht nur auf der Bühne wirken, sie sollen auch in unserem Alltag zu "freundlichen" Lebenshelfern werden.
Menschliche Kommunikation findet von Geburt an in der gesprochenen Sprache, der Körpersprache und deren „Zusammenspiel“ statt: "Persönliche Einstellungen und "Lebens"-Erfahrungen", so Nicole Strehl, "zeigen sich hier ebenso wie die Einflüsse der in Corona-Zeiten zunehmenden Digitalisierung. Kinder, Jugendliche wie Erwachsene: alle suchen ihr persönliches Selbstverständnis in Ausdruck und Sprache; sensibilisieren so ihre Wahrnehmung und üben soziale Kompetenz".
Theater, Bewegung, Sprache, Tanz, Gesang kann einseitiger, ungewollter Entwicklung entgegenwirken. Sensorik, Koordination, Körper- und Sinneswahrnehmung werden in der Theaterschule COBI spielerisch gefördert. Rollenspiele wirken gezielt sprachunterstützend und vertiefen zugleich kommunikative Fähigkeiten. Kinder wie Erwachsene lernen, ihre Sinne zu sensibilisieren, Wahrnehmungen zu verbalisieren, auf andere zuzugehen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Mehr als eine Liebesgeschichte - Albert und Victoria der Theaterschule COBI youtube Trailer ITV Coburg [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]
Bereits im Alter ab 4 Jahren können die Kleinsten in der Theaterschule COBI Theaterluft schnuppern und unter professioneller Anleitung das Theaterspielen erlernen. Neben dem Spaßfaktor werden menschliche Kompetenzen und Soft Skills gefördert.
Nicole Strehl studierte zunächst Theaterwissenschaften und Pädagogik bevor sie als Betriebswirtin und Marketingplanerin abschloss. In ihrer Diplomarbeit "Relationship Theater Marketing" beschäftigt sie sich intensiv mit dem Kinder- und Jugendtheater. Sie arbeitete an verschiedenen Theatern und unterrichtete an einer Schweizer Privatschule. Nach fast zehnjährigem Aufenthalt in der Schweiz erfüllte sich die gebürtige Coburgerin im April 2012 mit der Theaterschule COBI ihren persönlichen Traum.
Das anfänglich reine Kindertheater entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer erfolgreichen Theaterschule, die weit über Coburgs Grenzen bekannt ist. In normalen Zeiten spielen über 250 Kinder, Jugendliche und mittlerweile auch Erwachsene jede Woche in den eigenen Theaterräumen sowie in Schulen und Kindergärten begeistert Theater. Das Angebot umfasst Theater AGs, integratives Klassentheater, Kulturwerkstätten sowie zahlreiche Workshops. Im Laufe der Zeit hat die Theaterschule ein umfangreiches Repertoire an Stücken aufgebaut und kann bei deren Ausstattung auf einen eigenen Kostüm- und Requisitenfundus zurückgreifen. Dabei schreibt Nicole Strehl die Theaterstücke entweder selbst oder passt sie individuell und altersgerecht an. So führte sie u.a. mit Grundschülern eine Fassung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ auf.
Theaterworkshop im Museum: Martin Luther der Theaterschule COBI youtube Trailer Kunstsammlungen der Veste Coburg [ Mit erweitertem Datenschutz eingebettet ]
Im Frühjahr 2015 übernahm Nicole Strehl zusätzlich die künstlerische Leitung für "Theater ohne Grenzen", ein integratives Großprojekt des Kultur- und Schulservices der Stadt und des Landkreises Coburg.
Die private Theaterschule ist Kooperationspartner der Veste Coburg, siehe Trailer oben, und des Naturkundemuseums Coburg sowie der Kantorei Evangelische-Lutherische Kirchengemeinde Coburg St.Moritz. Als mehrfacher Finalist von „Kinder zum Olymp“ ist die Theaterschule COBI zudem bundesweit Praxisbeispiel für vorbildliche Kooperationsprojekte zwischen Schule und Kultur.
„Es ist wunderbar zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln. Anfangs überwiegt die Schüchternheit, viele kommen noch nicht aus sich heraus, können eine Rolle noch nicht annehmen. Im Laufe der Zeit können sie sich dann richtig in eine Rolle hineinversetzten,“ erklärt Nicole Strehl gegenüber IOCO stolz und ergänzt: “Die Fortgeschrittenen können sich richtig in eine Rolle fallen lassen.“ Dazu braucht es natürlich viel Vertrauen in sich selbst, aber auch in die Arbeit von Strehl und ihrem Team, zu dem neben ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern auch Alexandra Kraft als Mitarbeiterin und „Mädchen für alles“ gehört. „Zudem helfen geeignete Personen aus meinem persönlichen Umfeld oft mit“, verrät Strehl, „anders würden wir die umfangreiche Arbeit wohl gar nicht bewerkstelligen können.“ Dabei geht es um die ganzheitliche Theaterarbeit mit Schauspiel, Inspizienz, Technik, Kostüme und Maske sowie Dramaturgie. „Da steckt sehr viel Zeit und noch mehr Liebe drin, das muss man leben“, ergänzt Strehl und lacht: „Wir haben zu fünft auch schon mal über 15 Stunden die Wartburg als detailgetreues Modell für einen zehn Sekunden Auftritt in unserem Martin Luther Stück gebaut.“
Natürlich trifft auch die Corona-Krise die Theaterschule hart: viele Kurse und Auftritte konnten nicht stattfinden. Die Theaterschule COBI befindet sich zeitweise in einer Art Dornröschenschlaf, den sie mit Filmprojekten unter strengen Hygieneauflagen und Online-Kursen überbrückt. Dazu gehört auch das Projekt COltur (Coburgs Kulturszene im Netz). „Die wertvollen Filmerfahrungen, die wir in dieser Zeit gemacht haben, möchten wir auch zukünftig mitnehmen“, erklärt Nicole Strehl, die „ihr“ Theater vermisst und sich über die aktuelle Kultursituation sehr besorgt zeigt: „Fast 260`000 Unternehmen mit 1,2 Mio. Kernerwerbstätigen sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig und leisten einen wichtigen Beitrag zur deutschen Volkswirtschaft! Wir alle brauchen zum Überleben Unterstützung, ansonsten wird die Kulturlandschaft auseinanderfallen!“
Ihr Lieblingszitat hat Nicole Strehl von Max Reinhardt: „Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters. Es ist der seligste Schlupfwinkel für diejenigen, die ihre Kindheit heimlich in die Tasche gesteckt und sich damit auf und davon gemacht haben, um bis an ihr Lebensende weiterzuspielen.“
"Und so wird die Theaterschule COBI hoffentlich noch lange für das Leben wie die Bühne bereichern", hofft Nicole Strehl
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