SENTIMIENTOS - Eine feurige spanische Fiesta
- Flamenco begeistert im GOP Varieté-Theater -
von Hanns Butterhof
Wenn zu Beginn von Sentimientos, der laufenden Show am GOP Varieté-Theater Münster, „außergewöhnliche Künstler“ angekündigt werden, so ist das zwar auch völlig zutreffend. Aber wesentlich an Sentimientos ist die begeisternde Fiesta-Atmosphäre voller Lebensfreude, die jede einzelne artistische Leistung einbindet und überwölbt.
Es ist die feurige spanische Musik, meist life zur Gitarre gespielt von dem mitreißenden Duo Los Machos, bei der man fast vergisst, wo man ist. Man fühlt sich vielmehr versetzt in einen Abend auf der Plaza, auf dem im klassischen schwarz-roten Kostüm Flamenco getanzt wird. Wo Zuschauer auf den Bänken sitzen, im Takt der Musik mitklatschen und im Hintergrund ein Feuer lodert. Das ganze zehnköpfige Ensemble hat den Flamenco im Blut, und wenn ihn Maria Madrid und Alejandra Castel oder Antonio Vargas Montiel voller Temperament tanzen, bleibt nur „Olé!“ zu rufen.
Dann treten die Artisten im Schwung der Musik auf. Carolina Padrón tanzt mit Anmut und innerer Kraft mit dem Chinesischen Pfahl, als wäre er der Partner, dem ihr Lied gilt. Ein rechter Aufreißer ist auch dabei: Shyno bringt mit seiner Dynamik auf dem rollenden Hoverboard-Brett und seinem halsbrecherischen Break-Dance das Publikum auf Touren.
Das Duo Deibit & Nymeria muss man gesehen haben, so unbeschreiblich ist ihre zeitlupenartige Partnerakrobatik, bei der Deibit oft mit der Kraft von Nacken oder Mund das Gewicht seiner Partnerin in extremer Balance hält. Und die extravaganten, schwierigen und ästhetischen Figuren, die beide wie schwerelos an den Strapaten zeigen, sind einfach atemberaubend schön.
GOP Münster / SENTIMIENTOS hier Flamenco und das Ensemble © Ralf Mohr
Mit ihrer Jonglage und den vielen leuchtenden Hula Hoop-Reifen, die bei ihren raschen Drehungen bunte Muster von Blumen oder Herzen zeigen, bringt La Suricata Heiterkeit auf den Platz. Und natürlich auch zu Flamenco-Musik fesselt Beatriz Corral Grimaldo mit temperamentvollen Kunststücken an Luft-Seidenbändern, deren Enden in ein Flamenco-Kostüm auslaufen.
So gelingt, auch mit den eingestreuten, den Klamauk nicht scheuenden Clownerien der Los Machos, das eigentlich völlig Widersprüchliche: Eine Schau ohne Moderation und eigene Geschichte, die das dabei unvermeidbar erscheinende Aneinanderreihen unverbundener artistischer Sensationen ganz selbstverständlich zu einem geschlossenen Ganzen zusammenbindet.