Schwelm, Kulturfabrik - Ibach Haus, Klavierfestival Ruhr 2013,Klavierabend - Ya-Fei Chuang – Robert Levin, IOCO Kritik, 13.07.2013
Klavierabend - Ya-Fei Chuang – Robert Levin
Gern gesehene Gäste beim Klavierfestival sind die Taiwanesin Ya-Fei Chuang und der Amerikaner Robert Levin. Sie gab ihr Festivaldebüt 2007 und war am vergangenen Samstag zu zum 7. Mal zu erleben. Levin ist seit seinem Debüt beim Klavierfestival 2006 fast in jedem Jahr Gast des Festivals. Für ihren Duoabend am vergangenen Samstag im intimen Ambiente des Ibach-Hauses hatten sie ein interessantes und an Raritäten reiches Programm zusammengestellt. Man gedachte der runden Geburtstage von Richard Wagner und Giuseppe Verdi in Kompositionen und Bearbeitungen von Zeitgenossen.
Nach der Begrüßung durch den Intendanten der Stiftung Klavierfestival Ruhr, Franz-Xaver Ohnesorg, eröffneten Chuang und Levin das Konzert mit dem “Meistersinger-Vorspiel“ von Richard Wagner, in der Fassung für zwei Klaviere von Max Reger.
Der junge Reger hatte in Bayreuth die Uraufführungs-Inszenierung des “Parsifal“ gesehen, sowie eine “Meistersinger von Nürnberg“- Vorstellung. Die Eindrücke waren so intensiv, dass er nicht nur ein überzeugter Wagnerianer wurde, sondern ihn auch bestärkten, Musiker zu werden.
Chuang und Levin spielten diese nicht sehr häufig zu hörende Fassung sehr kraftvoll. Für den kleinen Raum mit seiner trocknen Akustik war es klangmäßig an der Grenze.
Sehr sensibel in der Gestaltung, wenngleich mit einem Hauch von Kühle, spielte dann Ya-Fei Chuang die Liszt-Bearbeitung von Wolframs Lied “O Du mein holder Abendstern“ aus Wagners “Tannhäuser“.
Ihre stupende Technik zeigte dann die Pianistin in der gewaltigen H-Moll-Sonate von Franz Liszt. Pianistisch blieben keine Wünsche offen. Ya-Fei Chuang kann zupacken und hat auch das “kleine“ Figurenwerk bis in den letzten Trillernachschlag sauber durchgestaltet. Doch geriet häufig die große Linie des Musizierens ins Hintertreffen, zugunsten einiger auf pure Wirkung getrimmter Einzelstellen. Nach der Pause spielte Robert Levin flüssig, locker und sehr brillant die Klavierfassung der “Tannhäuser-Ouvertüre“ von Richard Wagner.
Was danach kam, war eine echte Trouvaille. Ein anderer Wagnerianer aus der französischen Tonschöpfergemeinde, nämlich Gabriel Faurè komponierte in Kollaboration mit André Messager “Souvenirs de Bayreuth“, ein Stück in Form einer Quadrille, für Klavier zu vier Händen, auf Melodien aus dem “Ring“ von Wagner. Es ist eine “handfeste musikalische Satire“, brillant komponiert und sie wurde von den beiden Solisten ebenso brillant gespielt. Das war eine echte Entdeckung. Vor der Darbietung erklärte der Pianist (auf Wunsch des Intendanten) profund und in fast akzentfreiem Deutsch, was eine Quadrille ist.
Nun gedachte man in der Programmfolge des anderen Jubilars, Giuseppe Verdi.
Ya-Fei Chuang und Robert Levin spielten kompetent und virtuos die Transkription der Triumph-Szene aus Verdis “Aida“ von Gabriel Pierné, dem französischen Komponisten, dessen exzellente Orgelkompositionen leider viel zu selten aufgeführt werden. Mit dieser Übertragung der Orchesterpartitur für zwei Klaviere manifestierte Pierné seine grenzenlose Liebe zu Verdi.
Das Programm beendete eine weitere musikalische Satire. Emmanuel Chabrier hatte Wagners “Tristan und Isolde“ in den 1880er Jahren in München erlebt und war begeistert. Chabrier verarbeitete Piecen daraus in seinem Stück “Souvenirs de Munich, Quadrille sur les Thémes favoris de Tristan et Isolde de Richard Wagner“ für Klavier zu vier Händen. Das Stück ist witzig, ironisch, brillant und stellt an die Solisten hohe pianistische Anforderungen. Die wurden von Ya-Fei Chuang und Robert Levin souverän und mit spürbarer Freude gelöst.
Das Publikum zeigte begeisterte Zustimmung für diesen Abend mit nicht alltäglicher Musik und zwei beliebten Interpreten und erzwang eine Zugabe.
IOCO / UGK / 13.07.2013
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