Salzburg, Oper im Berg, I PURITANI von Vincenzo Bellini, 20.08.2016
I PURITANI von Vincenco Bellini 20. August 2016 (19h)
„Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.“ (V. Bellini)
In den Hauptrollen: Dilay Girgin (Grandi Voci Gewinner 2013) - Giulio Peligra (Arena di Verona) - Isik Belen (Staatsoper Istanbul), Oper im Berg Festival Orchester unter Waku Nakazawa
Die Handlung spielt in Plymouth während des englischen Bürgerkrieges. Der puritanische Heerführer Oliver Cromwell hat die Streitkräfte der Königstreuen 1644 entscheidend geschlagen und den Monarchen Charles I. entmachtet. Als dessen Anhänger, die „Cavaliers“ sich 1648 erneut erheben, wird der König gefangengesetzt und ein Jahr später hingerichtet.
Der königstreue Arturo und die Puritanertochter Elvira lieben einander. Auch Riccardo liebt Elvira. Als jedoch Arturo kurz vor der Hochzeit auf Enrichetta, die Witwe des hingerichteten Stuartkönigs trifft, ist er entschlossen sie zu retten. Riccardo wird davon Zeuge. Elvira deutet Arturos Verschwinden als Treuebruch und verliert den Verstand. Arturo wird in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Elvira will sterben und irrt halb wahnsinnig durch die Puritanerfestung. Sir Giorgio kann Riccardo überreden, nach dem Kampf für die Begnadigung seines Rivalen einzutreten, um so Elvira zu retten. Arturo kehrt zurück und überzeugt Elvira von seiner Treue, woraufhin diese wieder zu Verstand kommt. Arturo wird festgenommen und sieht keine Hoffnung mehr. Riccardo jedoch bringt das Begnadigungsurteil.
Vincenzo Bellini gilt als Schöpfer der romantischen italienischen Oper, des "Melodramma tragico". Sein Hauptlibrettist Felice Romani hat an dieser Schöpfung bedeutenden Anteil. In Norma, die als Bellinis und Romanis Hauptwerk angesehen wird, gelang beiden eine neuartige Verbindung von Elementen der damals aufkommenden Schauerromantik mit der Dramaturgie der klassischen Tragödie. Noch Richard Wagner hat Norma als Musterbeispiel einer musikalischen Tragödie gerühmt. Romanis hochkultivierte, technisch an Vorbildern des 18. Jahrhunderts wie Pietro Metastasio geschulte Sprache findet zugleich einen neuen Tonfall für die leidenschaftlich gesteigerten Empfindungen, von denen die Figuren des Dramas beherrscht werden. Um Romanis Texten gerecht zu werden, schuf Bellini eine ebenso neuartige musikalische Sprache, die vor allem von der Abkehr vom damals zunächst noch dominierenden Stil Gioachino Rossinis gekennzeichnet ist. An Stelle der reich verzierten Gesangslinien Rossinis bediente Bellini sich einer überwiegend syllabischen Melodik mit engem Bezug zum Text. Dieses Prinzip „eine Note je Silbe“ dürfte selten so konsequent verwirklicht worden sein wie in dem Duett Quest’ultimo addio aus La Straniera. Von dieser radikalen Position ist Bellini in seinen folgenden Werken wieder etwas abgerückt. La Sonnambula, neben Norma seine meistgespielte Oper, prägt vor allem die Wiederbelebung der geschmeidigen, volkstümlich beeinflussten Melodik, wie sie für die neapolitanische Schule des späten 18. Jahrhunderts typisch war, bereichert um eine neue romantische Empfindsamkeit. Dieser „canto popolaresco“ wurde dann auch von Gaetano Donizetti und Giuseppe Verdi aufgenommen, auf die Bellini insgesamt großen Einfluss ausgeübt hat. Daneben entwickelte Bellini noch einen ganz eigenen Typus lang ausgesponnener lyrischer Kantilenen, die gänzlich ohne Wiederholungen einzelner Passagen auskommen und eine zuvor nicht gekannte Intensität im Ausdruck elegischer Stimmungen erreichen. Paradebeispiele für diese „melodie lunghe lunghe lunghe“, wie Verdi sie nannte, sind der erste Teil der Aria finale „Ah non credea mirarti“ aus La Sonnambula und „Casta Diva“, das berühmte Gebet an die Mondgöttin aus Norma.
Die luxuriöse Orchesterbehandlung Rossinis hat Bellini bewusst reduziert und sich gerade in seinen berühmtesten Stücken oft auf betont einfache Begleitfiguren beschränkt. Dies ist ihm früher häufig als Mangel an kompositorischem Können ausgelegt worden, entspricht aber seiner Ästhetik von der Dominanz des Gesanges. Gegenüber Conte Carlo Pepoli, dem Textdichter von I Puritani, äußerte er (in einem undatierten Brief wahrscheinlich vom Frühjahr 1834): „Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.“ Oft hat man Bellini deswegen als eine einseitig melancholische Natur betrachtet, doch es gibt genügend Gegenbeweise wie den Kriegerchor „Guerra, guerra!“ im 2. Akt von Norma oder das feurige Bassduett „Suoni la tromba“ aus I Puritani, die sich während des Risorgimento großer Popularität erfreuten.
Werke : 1825 Adelson e Salvini, Neapel 1826 Bianca e Fernando, Neapel 1827 Il pirata, Mailand 1829 La straniera, Mailand 1829 Zaira (nach Voltaire), Parma 1830 I Capuleti e i Montecchi, Tragedia lirica (Libretto nach Shakespeares Romeo und Julia), Venedig 1831 La sonnambula, (Libretto von Felice Romani nach Eugène Scribe Ballettpantomime 1827), Mailand 1831 Norma, Mailand 1833 Beatrice di Tenda, Venedig 1835 I puritani, Paris. PMOiB