Salzburg, Haus für Mozart, LA CLEMENZA DI TITO, IOCO
"Tutto Mozart" lautete das Motto der Salzburger Pfingstfestspiele 2024. 13.000 Gäste besuchten die Pfingstfestspiele. Im Haus für Mozart wurde bei den Salzburger Pfingstfestpielen 2024 La clemenza di Tito von Wolfgang Amadeus Mozart am 17. und 19. Mai 2024
von Getong Feng
"Tutto Mozart" lautete das Motto der Salzburger Pfingstfestspiele 2024. 13.000 Gäste besuchten die Pfingstfestspiele, die Publikumsauslastung betrug 98,5% informierte der Veranstalter. Im Haus für Mozart wurde bei den Salzburger Pfingstfestpielen La clemenza di Tito von Wolfgang Amadeus Mozart am 17. und 19. Mai 2024 auf die Bühne gebracht. Seit zwölf Jahren ist die großartige Mezzosopranistin Cecilia Bartoli Intendantin der Festspiele; in diesem Jahr erwartete das Publikum ihr Rollendebüt als Sesto. Zuletzt, Ende Januar 2024, in Salzburg halbszenisch von Rolando Villazon bei der Mozartwoche in der Felsenreitschule inszeniert, gab es nun, bei den Salzburger Pfingstfestspielen 2024, eine Neuinszenierung von La clemenza di Tito. Robert Carsen, der in diesem Sommer auch den neuen Salzburger Jedermann inszenieren soll, übernahm die Regie.
La clemenza di Tito, Mozarts letzte Oper, komponierte er nahezu zeitgleich mit der Zauberflöte. Die Uraufführung fand am 6. September 1791 in Prag aus Anlass der Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen statt. Die Handlung der Oper spielte im Jahr 79 in Rom. Die Textvorlage, Pietro Metastasios Libretto La clemenza di Tito, war bereits seit 1734 mehr als 50 Mal vertont worden, bevor der Librettist Caterino Mazzolà den Text in Zusammenarbeit mit Mozart stark überarbeitete. Der Regisseur Robert Carsen setzte 2024 in Salzburg in gewisser Weise diesen Prozess fort.
Politisches Machtspiel - doch hier in der Gegenwart gespielt
Die Handlung: Vitellia machte sich vergeblich Hoffnungen, durch eine Vermählung mit Kaiser Tito, dessen Vater einst dem ihren die Herrschaft geraubte, auf den römischen Thron zurückzukehren. Nun kochte "der Hölle Rache in ihrem Herzen" und sie drängte deswegen Sesto - der treueste Freund von Tito, der in Vitellia verliebte - ein Komplott gegen Tito anzuführen. Im Zentrum der Oper bewegt so die Frage: Wenn Tito von seinem vertrautesten Freund Sesto verraten wurde und durch den Mordversuch beinahe getötet wurde: sollte er Sesto und seine Komplizen zum Tode verurteilen? Oder sollte der “wahrhaft vollkommene und schöne Mensch” Tito Sesto in seiner aufrichtigen Reue gnädig verzeihen und ihn freilassen? Das Hauptthema des Werkes: Die Macht und der Umgang mit ihr. Regisseur Carsen verlegte die Geschichte in die Jetztzeit und stellte dadurch das politische Machtspiel in La clemenza di Tito überzeugend zeitgenössig dar.
Die Salzburger Inszenierung verlegt die Handlung in das italienische Kapitol, welches man nur mit einer Codekarte betreten konnte: im Senat, im Büro des Staatsoberhauptes oder in den politischen Sitzungssälen; an den Seiten Landes- und EU-Flaggen. Gideon Davey gestaltete die Bühne in dunklen Grautönen mit Büromöbeln in einem funktionalen Stil. Tito, Sesto, Servilia, Annio und Publio debütierten in Anzügen mit kalten Farben. Nur Vitella trug eine schicke lila Bluse aus Seide, es deutete auf ihren großen Ehrgeiz hin. Der Chor befand sich in einigen Szenen in einer Besuchergalerie für das Publikum im Parlament. Tito schaute sich im zweiten Akt die Video-Wiederholung auf einem großen Monitor an der Wand an und stellte durch das zoom-in fest, dass Sesto ihn tatsächlich verriet: Der Regisseur und Bühnenbildner zeigten uns eine moderne Machtzentrale.