Salzburg, Festspiele 2024 - LES CONTES d´HOFFMANN - Offenbach, IOCO
Salzburger Festspiele 2024: Die französischen Regisseurin Mariam Clement, verwandelt Jacques Offenbachs Oper Les Contes d‘Hoffmann, in eine filmische Inszenierung, die Hoffmann als zentralen Charakter in eine surrealistische Reise durch seine vergangenen Liebesabenteuer schickt. Die Regie nutzt
Les Contes d´Hoffmann - Jacques Offenbach - Neuinszenierung der Salzburger Festspiele 2024 - Regie Mariam Clement
von Daniela Zimmermann
Les Contes d’Hoffmann in Salzburg - Oper und Kino in moderner Alltäglichkeit
Die französischen Regisseurin Mariam Clement, verwandelt Jacques Offenbachs Oper Les Contes d‘Hoffmann, in eine filmische Inszenierung, die Hoffmann als zentralen Charakter in eine surrealistische Reise durch seine vergangenen Liebesabenteuer schickt. Die Regie nutzt die filmische Form, um eine tiefere Reflexion über das Verhältnis von Kunst und Realität zu schaffen: die klassische Oper Offenbachs wird mit filmischen Techniken ausgestattet- gemischt.
Hoffmann, dargestellt von Benjamin Bernheim, Mittelpunkt eines sowohl visuell als auch emotional aufgeladenen Ablaufs, ist ein aufstrebender Regisseur, der seine vergangenen Liebesabenteuer inszeniert und dabei selbst zum Opfer seiner kreativen Visionen wird. Die Frauenfiguren Olympia, Antonia und Giulietta werden in der Adaption zu Facetten der einen Frau, seiner Geliebten Stella, einer erfolgreichen Sängerin, die alle Hoffnungen und Enttäuschungen in sich vereint. Alle vier Frauentypen werden so von nur einer Sängerin interpretiert, Kathryn Lewek.
Die Salzburger Inszenierung verwandelt die Bühne in ein Filmset bis hin zu den Szenen, in denen Fiktion und Realität ineinanderfließen. Das Filmen fördert die traumhafte, fast surrealistische Atmosphäre der Oper und verstärkt die emotionale Wirkung der Geschichte auf den Besucher.
Die Arbeit an Hoffmanns Erzählungen begann begann Jacques Offenbach bereits 1870, doch Offenbach konnte die Oper vor seinem Tod im November 1880 nicht mehr vollenden. Das Libretto wurde von Jules Barbier verfasst, basierend auf dem Theaterstück, das Jules Barbier und Michel Carré 1851 geschrieben hatten. Nach seinem Offenbachs Tod wurde das Stück von verschiedenen Komponisten vollendet, und im Februar 1871 in der Opéra-comique in Paris aufgeführt. Da Offenbach keine in allen Facetten endgültige Fassung dieser Oper hinterlassen hatte, existieren heute mehrere Versionen dieses Werkes, die sich in ihrer Musikauswahl und Reihenfolge der Szenen unterscheiden. Die in Salzburg aufgeführte musikalische Aufführung richtet sich nach den musikalisch wissenschaftlichen Forschungen von Michael Kaye und Jean Christophe Keck.
Die Oper beginnt mit einem betrunkenen, über sein vergangenes Leben klagenden Hoffmann. Die Muse /Nicklausse, gesungen von Kate Lindsey tröstet ihn. Sie ist die stille Beobachterin, die Hoffmanns Schicksal aus der Ferne lenkt. Ihre klare und schöne Mezzo Stimme dient als emotionale Stütze Hoffmanns. Sie/er greift nicht aktiv ein ins Geschehen, sondern lässt ihn seine Fehler und Enttäuschungen durchleben. Die Muse wird zu Nicklausse, einem Mann, der ihn aufrichtig liebt. In der Taverne trifft Hoffmann seine Freunde, die Gesellschaft ist ausgelassen und Hoffmann wird der Stimmung gerecht, indem er das Lied von klein-Zack zu singen beginnt. Der hervorragende französische Tenor, Benjamin Bernheim, verfügt über eine Stimme, die sowohl lyrische als auch dramatische Qualitäten besitzt. Er brilliert als Hoffmann in der Darstellung als leidenschaftlicher Künstler auf der Suche nach künstlerischer und emotionaler Erfüllung. Als Regisseur versucht Hoffmann seine Visionen auf die Leinwand zu bringen, doch die Grenzen verschwimmen zwischen Realität und Fiktion. Bernheims Tenor ist eindringlich mitreißend kraftvoll und emotional. Ihm gelingt es, die innere Zerrissenheit Hoffmanns - den Konflikt zwischen seinen künstlerischen Ambitionen und seinen persönlichen Sehnsüchten - eindrucksvoll zu gestalten. Und in der Taverne beginnt Hoffmann von seinen unglücklichen Liebesabenteuern zu erzählen.
Bühne und Kostüme Julia Hansen: Die Vielfalt der Kostüme war allerdings verwirrend, gewöhnungsbedürftig und hässlich. Dieser Mangel betraf auch leider Hoffmann, was ihm auch jegliche optische Attraktivität nahm. Seine alltägliche, gewöhnliche Kleidung liess jegliche verführerische Ausstrahlung vermissen. Auch die Bühnenbilder waren optisch unansprechend und in ihrer Aussage nicht immer nachvollziehbar.
Kathryn Lewek als Darstellerin in vier weiblichen Partien, singt und spielt die zentrale Rolle der Stella, die in dieser Inszenierung die Verkörperung all der Frauen ist, die Hoffmann liebte und verlor: Olympia, Antonia und Giulietta. Stella wird zu einer komplexen, vielschichtigen Figur, in der sich Hoffmanns Wünsche, Träume und Albträume vereinen. Lewek meistert die Herausforderung diese unterschiedlichen Frauentypen zu interpretieren mit ihrer vokalen und darstellerischen Vielfalt. Ihre Stimme variiert geschickt zwischen den unterschiedlichen emotionalen Zuständen der Frauen und vermittelt so die ganze Breite von Hoffmanns vergeblicher Suche nach Liebe. Am ausdrucksvollsten gelingt ihr das bei der Olympia mit ihren Koloraturen in den höchsten Höhen.
Olympia: in dieser Geschichte verliebt sich Hoffmann in die Puppe Olympia, die von dem Erfinder Spalanzani und dem bösen Coppelius erschaffen wurde. Hoffmann erkennt zu spät, dass Olympia kein Mensch, sondern eine Maschine ist und erleidet eine bittere Enttäuschung.
Antonia: Im zweiten Akt verliebt sich Hoffmann in die Sängerin Antonia, die von einer tödlichen Krankheit geplagt wird. Dr. Miracle, eine dämonische Figur, treibt sie letztlich in den Tod, indem er sie zum Singen zwingt, wohl wissend, dass das ihre Gesundheit zerstört.
Giulietta: Der 3. Akt spielt in Venedig, wo Hoffmann sich in die Kurtisane Giulietta verliebt. Sie ist jedoch in eine Intrige verwickelt. Der diabolische Dapertutto verlangt von Giulietta, Hoffmann zu verführen und ihm sein Spiegelbild abzulisten. Damit raubt sie ihm seine Seele.
Christian van Horn mit seinem klangvollen tiefen Bass verleiht als der ewige Gegenspieler Hoffmanns die verschiedenen Gestalten des Lindorf, Coppelius, Dr. Miracle und Dapertutto die böse, unheimliche Macht. In dieser filmischen Umsetzung wird der Bösewicht zu einer allgegenwärtigen Bedrohung, die Hoffmanns Bemühungen, als Künstler und Liebender erfolgreich zu sein, untergräbt. Er symbolisiert die äußeren und inneren Hindernisse, die Hoffmann auf seinem Weg überwinden muss, aber letztlich nicht kann.
Musikalische Leitung Marc Minkowski, der sich mit den Wiener Symphonikern an diesem Abend etwas überfordert zeigte. Normalerweise ein versierter und erfahrener „Offenbach Dirigent“, hier in Salzburg überforderte ihn die passende Balance zwischen Orchester und Sänger. Es fehlte an der notwendigen Feinabstimmung, insbesondere in den subtileren, emotional aufgeladenen Passagen, die dann vom Orchester überdeckt wurden.
Der Chor, spielt in dieser Aufführung eine zentrale Rolle, Choreinstudierung, Alan Woodbridge, Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. In Hoffmanns Erzählungen ist der Chor nicht nur ein Hintergrundelement, sondern agiert häufig als kommentierender Beobachter, der die emotionale Stimmung und die soziale Dynamik verstärkt.
Am Ende kehrt die Handlung zurück in die Taverne, wo Hoffmann erkennt, dass all diese Frauen Aspekte von Stella sind, der echten Frau, die er liebt, aber nicht gewinnen kann. Stella verlässt schließlich die Taverne mit einem anderen und Hoffmann bleibt allein zurück, getröstet von Nicklausse, der ihn ermutigt, sich der Kunst zuzuwenden.
Die komplexe Modernität der Inszenierung spiegelte sich auch im Beifall der Besucher wieder, der alle Facetten, von Begeisterung bis zum stillen, wie lauten Widerspruch abbildete.
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