Rügen, Festspiele MV 2024 -"Inselmusik", IOCO Aktuell

FESTSPIELE RÜGEN: ein Geheimtipp ist die Insel Rügen schon lange nicht mehr. Ist es wahrscheinlich auch nie gewesen, wie prominente Besucher und begeisterte, ausführliche Reiseberichte schon aus dem 19. Jahrhundert ......

Rügen, Festspiele MV 2024 -"Inselmusik", IOCO Aktuell
FESTSPIELE MV 2004 @ Felix Broede

Und wieder ruft Rügen! Die Festspiele MV laden zur diesjährigen „Inselmusik 2024“, einem dreitägigen Kammermusikfest

von Ekkehard Ochs

Nein, ein Geheimtipp ist die Insel Rügen schon lange nicht mehr. Ist es wahrscheinlich auch nie gewesen, wie prominente Besucher und begeisterte, ausführliche Reiseberichte schon aus dem 19. Jahrhundert nahelegen. Sie alle beziehen sich allerdings auf die Natur, die Landschaft, die Bewohner, die Geschichte. Und – verständlicherweise – nicht auf das, was die Insel erst seit wenigen Jahrzehnten für Musikfreunde attraktiv macht: Konzertangebote en masse, in jeder Jahreszeit, in zahlreichen Einzelangeboten bis hin zu mehreren Festivals und stets geprägt von traumhaft idyllischen Veranstaltungsorten,  hochkarätiger Professionalität und künstlerisch ausgesuchter Qualität. Und da ist die Insel vielleicht doch für manchen noch ein Geheimtipp. Er muss es aber nicht bleiben! In  Kürze, vom 11. bis zum 13. September 2024, laden die Festspiele MV – auf der Insel seit langem schon richtig „zu Hause“ - zu ihrer jährlichen herbstlichen „Inselmusik“.  Diesmal ein dreitägiges Kammermusikfest, das von gleich drei Streichquartett-Ensembles geprägt wird. Unnötig hinzuzufügen, dass hier mal wieder das Beste vom Besten geboten werden dürfte!

Die Pressestelle der Festspiele MV lässt diesbezüglich verlauten:

       Die Festivalleitung hat die Regie für die nun schon traditionelle „Inselmusik“ in diesem Jahr dem renommierten Kuss-Quartett übertragen. Die vier Streicher reisen mit zwei weiteren Ensembles und Freund:innen an, um miteinander zu musizieren, neue Ideen auszuprobieren und das eine oder andere Meisterwerk vor Publikum gemeinsam etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Erwartet werden also...auch noch das Barbican Quartet aus London und das Chaos String Quartet – ein Name, der Programm ist. Am letzten Tag stößt dann noch ein Wortakrobat zu den Musikvirtuos:Innen und so liefern sich Poetry-Slammer Bas Böttcher und drei Streichquartette einen poetischen Schlagabtausch. Sie spielen sich zu, unterbrechen einander und finden letztlich doch zusammen zum großen Finale. Kurzweiliges und intensives Musik-Erleben ist garantiert!“.

Theater Putbus @ wikimedia commons

Wenn das mal keine lohnenden Aussichten sind!! Denn konkret heißt das: zehn Konzerte an acht höchst atmosphärischen Orten, unter anderem dem historischen Theater Putbus, der Seebrücke in Sellin, der Kapelle des Gutshauses Boldevitz, in Bergen, Binz und Schaprode. Infos zu den Ausführenden sprechen für sich selbst. Zum Kuss-Quartett schrieb die Neue Zürcher Zeitung schon 2018, dass das Ensemble „zu den interessantesten Qartettformationen auf dem internationalen Parkett zähle“. Das Barbican Quartet gab sein Gründungskonzert 2015 in London, gewann kurz danach den Ersten Preis beim höchste Anforderungen stellenden ARD-Musikwettbewerb und gilt als Nachwuchs auf direktem Weg in die obersten Regionen der Weltklasse. Einen Namen als besonderes Programm trägt das Chaos String Quartet.  Auch dieses Ensemble – 2019 in England gegründet und seitdem Gewinner zahlreicher prestigeträchtiger internationaler Wettbewerbe – spielt mittlerweile ganz oben in der Riege hervorragender Streichquartette mit. Übrigens sehen sich die Mitglieder keineswegs  als „Chaoten“. Chaos wird hier (analog zu den Wissenschaften und der Philosophie) begriffen als ein Urzustand, der völlig „offen“ ist, „so dass daraus geschöpft werden kann, um das Wahre, Echte freizulegen.“ Auf Rügen wird man das explizit an einer ausschließlich Beethovens sogenannter „Großen Fuge“ op. 133 gewidmeten, moderierten Veranstaltung demonstrieren.

Preisträger in Residence 2024 - SIGNUM saxophone quartet © Nikolaj Lund

Ansonsten bieten die drei Tage wieder eine große Spannbreite zwischen klassischem Quartettgeist und innovativer Suche nach abwechslungsreichen, in der Darbietung unorthodoxen, bewusst auch Kenntnisse vermittelnden und unterhaltsamen Formaten. Es gibt mehrere Quartette sowohl von Mozart als auch von Beethoven, außerdem spielen Dowland, Purcell, Vivaldi, Bach, Haydn, Brahms, Rebel und Verdi eine Rolle, um dann mit Britten, Saunders, Ligeti, Lachenmann, Schiphorst und Kurtág in der Gegenwart zu landen. Da ist für viele etwas dabei, ohne dass man der Beliebigkeit oder gar Unverbindlichkeit verfiele.

Und dann ist da noch der Poetry Slammer Bas(tian) Böttcher. Geboren 1974, ursprünglich Rapper, Sänger und Texter der Band Zentrifugal, gilt er – mehrfach preisgekrönt -  seit langem als „Meister des geistreichen Wort-Feuerwerks“ (Süddeutsche Zeitung, 2019). 2024 ernannte ihn die Humboldt-Universität Berlin „zum ersten Humboldt-Spoken-Word-Poeten“. Über den „Wettbewerb“ des Sprachmeisters mit den drei Quartett-Ensembles (in zwei Veranstaltungen) darf man gespannt sein. Auf die gesamten drei Tage sowieso.

Also nichts wie hin auf die so schöne wie kulturvolle Insel Rügen!

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