Radebeul, Landesbühne Sachsen, Premiere Medée, IOCO Kritik, 17.05.2014
Theater Landesbühnen Sachsen Radebeul
Medée von Marc-Antoine Charpentier Premiere am 17.05.2014
Immer wieder hat der antike Medea-Stoff die Komponisten interessiert. Einer der ersten war Cavalli 1649, im Barock Charpentier, in der Klassik Cherubini, dessen Medea von Maria Callas wiederentdeckt wurde. Danach folgten Simon Mayr mit Medea in Corintho und des weiteren Pacini. Bis hin zur Neuzeit mit Rolf Liebermanns Freispruch für Medea waren alle fasziniert von der Geschichte der kolchischen Prinzessin.
In ganz groben Zügen sei die Handlung umrissen: Medea verhilft dem Argonauten Jason zum Goldenen Vlies. Sie flieht mit ihm nach Korinth zu König Kreon und bekommt von Jason zwei Kinder. Jason verlässt sie wegen Kreusa, Kreons Tochter. Medea rächt sich, tötet ihre Kinder und vergiftet Kreusa. Sie flieht aus Corinth.
Die Landesbühne Sachsen in Radebeul brachte nun Charpentiers Médée in französischer Sprache heraus. Der Produktion kann man nur Respekt zollen.
Der Regisseur Jan Michael Horstmann (gleichzeitig auch musikalischer Leiter) setzt die Geschichte mit einigem Beiwerk in Szene. Bevor die eigentliche Handlung beginnt, erzählen Frauen, die verfolgt, vertrieben oder auf der Flucht sind, ihre Geschichte in ihren Sprachen.
Horstmann setzt die Handlung in seiner Inszenierung durchaus verständlich auf die Bühne. Einige Dinge irritieren ein wenig, wie die abgehackten Bewegungen der handelnden Personen. Das wirkte wie eine Gebärdensprache.
Das Bühnenbild von Stefan Weil ist gut durchdacht, bei der kleinen Bühne eine Notwendigkeit. Seine Kulisse wirkt zunächst wie ein Terminal eines Verkehrsunternehmens mit unbesetztem Schalter, Sammelpunkt aller Flüchtenden. Sie verwandelt sich dann durch vorher nicht sichtbare Türen und Öffnungen zu Kreons Palast. Die teils unauffälligen, teils prachtvollen Kostüme entwarf Berit Moor.
Die musikalische Komponente ist mehr als beachtlich. Die kleine Gruppe “Ensemble Charpentier“, Mitglied der Elbland Philharmonie Sachsen, spielt auf Originalinstrumenten und zeigte sich sehr motiviert unter der anfeuernden, höchst aufmerksamen Leitung des Dirigenten.
Wie auch in anderen Medea-Vertonungen steht und fällt das Werk mit der zentralen, alles beherrschenden Besetzung der Titelpartie. Hier in Radebeul hatte man mit der Mezzosopranistin Silke Richter, eine Singschauspielerin, die alle Kriterien erfüllte. Ihre herbe Stimme konnte alle Emotionen widerspiegeln. Die dramatische Wucht ihres Auftretens nahm gefangen. Die spannungsgeladene Attacke, mit der sie die Partie anging, beeindruckte ebenso wie die vokale Leistung.
Um sie herum ein Sängerensemble, das sich sehen und hören lassen konnte. Herauszuheben ist Antje Kahn als Nérine, die anrührend gezeichnete Amme Médées, die auch in deutscher Sprache durch die Handlung führte.
Desweiteren erwähnt sei der schönstimmige Bass von Paul Guckhoe Song als Créon. Aber auch alle weiteren Mitwirkenden sangen und spielten auf hohem Niveau.
Diese Produktion wurde am Premierenabend vom Publikum begeistert aufgenommen. Weitere Vorstellungen sind am 29. Mai und am 3. Juni. Nicht versäumen, es lohnt sich!
IOCO / UGK / 17.05.2014
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