Paris, Philharmonie, JOSÉ ANTONIO ABREU - GUSTAV MAHLER, IOCO
PHILARMONIE DE PARIS: Als gigantische Hymne an die Natur ist die 3. Symphonie in d-Moll ganz von einem ewigen Gefühl durchdrungen, das Gustav Mahler (1860-1911) seit seiner Kindheit nie verlassen hat....
PHILHARMONIE DE PARIS / SALLE BOULEZ / 11.01.2025 - José Antonio Abreu: SOL QUE DAS VIDA A LOS TRIGOS (1964) - LUZ TU (2018), Gustav Mahler: 3. SYMPHONIE in d-Moll (1902), Gustavo Dudamel, Dirigent - Marianne Crebassa, Mezzo-Sopran - Symphonie-Orchester Simón Bolívar Chor, Jugend- und Kinder-Chor des Orchestre de Paris, Richard Wilberforce, Chor-Dirigent
von Peter Michael Peters
EINE GIGANTISCHE HYMNE AN DIE NATUR…
O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
Ich schlief!
Aus tiefem Traum bin ich erwacht!
Die Welt ist tief!
Und tiefer als der Tag gedacht!
Tief, tief, tief ist ihr Weh!
Lust, tiefer noch als Herzeleid!
Weh sprich: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit!
Will tiefe, tiefe Ewigkeit! (IV. Sehr langsam. Misterioso / Nietzsche)
Einen Sinn finden und Harmonie schaffen…
Als gigantische Hymne an die Natur ist die 3. Symphonie in d-Moll ganz von einem ewigen Gefühl durchdrungen, das Gustav Mahler (1860-1911) seit seiner Kindheit nie verlassen hat. Dass die Natur nicht nur dieses idyllische Universum ist, das wir uns normalerweise präsentieren Die Luft des Waldes, die kleine Vögel und die Blumen, ist für den Komponisten keine neue Entdeckung. „Jeder vergisst, dass die Natur alles umfasst“, schrieb er in einem seiner Briefe, „alles, was großartig und erschreckend sowie auch liebenswert ist“. Später erklärt Mahler im demselben Brief, dass seine Musik nichts anderes ist „als ein Klang der Natur: Eben nur ein Naturlaut!“. Ihr Ziel ist es, ihre wahre Seele zum Ausdruck zu bringen und nicht wie Ludwig van Beethovens (1770-1827) 6. Symphonie in F-Dur, Opus 68 „Pastorale“ (1808), die „Gefühle, die die Freuden des ländlichen Lebens in uns hervorrufen“.
Als Bruno Walter (1876-1962) im Sommer 1896 in Steinbach ankam, erklärt Mahler ihm, dass er sich nicht einmal die Mühe machen müsse, sich die Landschaft des Attersees und die Felsklippen anzusehen, die in der Nähe des Sees standen, denn „das ist alles in meiner Musik, das habe ich schon alles wegkomponiert“. Es ist klar, dass der Komponist gerade eine der glücklichsten Phasen seines gesamten Lebenswerk erreicht hatte, eine die er später als „Flitterwochen mit seiner Muse“ bezeichnen würde. So können wir viel besser erklären, warum ihm zwei Sommer genügten, um den Prozess eines solchen symphonischen Denkmals abzuschließen.
Fünf der sechs Sätze entstanden während seines Urlaubs im Jahr 1895. Das einzige Manuskript, das ein genaues Datum trägt, ist das des fünften Satzes, der nach einem Gedicht aus Das Knaben Wunderhorn (1805/08), eine Volkslieder-Sammlung aus dem Mittelalter von Clemens Brentano (1778-1842) und Achim von Arnim (1781-1831), der komponiert und fertiggestellt wurde am 24. Juni. Bevor er Steinbach am 18. August verlässt, wird Mahler die Orchesterpartitur dieses Liedes fertiggestellt haben: Es sangen drei Engel und in der Zwischenzeit die Grundzüge der anderen Sätze festgelegt haben. Im Sommer 1896 bestand der Hauptteil von Mahlers Arbeit darin, diese fünf Sätze zu vereinen – die seiner Meinung nach den zweiten Teil des Werkes bildeten – ein erster Teil von gewaltigen Dimensionen: Dieser erste Satz von gigantischen Ausmaßen, der längste den Mahler je komponiert hat und der nach wie vor eine seiner erstaunlichsten Schöpfungen ist.
Denn der Musiker verfolgt hier ein ganz bestimmtes Ziel. Während die für die 1. Symphonie in D-Dur „Titan“ (1889) und der 2. Symphonie in c-Moll „Auferstehung“ (1895) vorgesehenen Programme im Nachhinein entworfen worden waren, entschied sich Mahler schon für die Titel der verschiedenen Sätze der 3. Symphonie, bevor er mit der eigentlichen Komposition begann. Aber dieser vorgefasste Plan hat nie Vorrang vor der Musik. Tatsächlich wird es sehr oft verändert, wobei sich die musikalische Realität nicht immer an den geplanten Rahmen anpasst. Mahler hat daher Recht, wenn er behauptet, dass er kein echter Musiker nach „Programm“ sei. Die Titel der einzelnen Sätze des dritten Satzes waren für ihn jedoch zweifellos von großer Bedeutung bei der Komposition des Werkes. Im Jahr 1907 waren ihm diese Titel noch so wichtig, dass er sie in das Programm eines Konzerts aufnahm, das er in Berlin dirigieren sollte.
Als sich seine Ideen änderten oder klarer wurden, schickte er die Liste vorerst an seine engsten Freunde und dann sandte er sie auch an Max Marschalk (1863-1940) am 6. August 1886 den endgültigen Plan dieses symphonischen Denkmals, das er gerade fertiggestellt hatte:
Ein Sommermorgentraum
Erster Teil
Einleitung: Pans Erwachen.
N° 1: Der Sommer kommt (Gefolge des Bacchus).
Zweiter Teil.
N° 2: Was erfreuen mich die Blumen auf den Feldern.
N° 3: Was erfreuen mich die Tiere im Walde.
N° 4: Was der Mensch mir erzählt.
N° 5: Was mir die Engel erzählen.
N° 6: Was mir die Liebe erzählt.
Wie wir gesehen haben, ist der Text des fünften Satzes der eines Gedichts aus Das Knaben Wunderhorn. Der vierte Satz wiederum wird einer Altstimme anvertraut mit einem Gedicht von Friedrich Nietzsche (1844-1900): O Mensch! Dieser Text, der den Titel Meine fröhliche Wissenschaft hatte, gab Mahler während der Komposition vorläufig der gesamten Symphonie, aber auch bestimmte Züge der eigenen Inspiration des Komponisten zeigen deutlich die Intimität, in der er sich in dieser Zeit befand mit den Gedanken des Autors des Also sprach Zarathustra (1883). Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Einfluss von Nietzsche auf Mahler letztlich nur von kurzer Dauer sein sollte. Vor allem scheint die Vorstellungskraft des Komponisten in diesen beiden Schaffensphasen gleichzeitig sehr veränderlich zu sein, rebellisch gegenüber jeder Vorgabe und dennoch sicher im Hinblick auf das Ziel: Auf das sie zustrebt. Mahler komponiert eine Symphonie von Mahler, keine Symphonie für Nietzsche!
Der erste Teil, der laut Plan für den Sommer 1896 auf Das Erwachen des Pan und Die Prozession des Bacchus folgt, ist wie wir gesehen haben, tatsächlich ein riesiger Satz von fast vierzig Minuten Dauer zu einem Marsch-Tempo abwechselnd langsam und schnell. Es ist zweifellos eine der faszinierendsten Seiten von Mahler, weil seiner Architektur alle Logik und Klarheit, die Vielfalt, ja sogar die Disparatheit der Elemente, aus denen es besteht: Und das von der banalsten Volksmelodie bis zu der äußersten wissenschaftlichen-musikalischen Entwicklung hin. Doch wie Theodor W. Adorno (1903-1969) schon betonte, sind diese „Sammlungen musikalischer Fundstücke“, diese unaufhörlichen Stilbrüche, die Mahlers Zeitgenossen schockierten, keineswegs Ausdruck eines unfreiwilligen Übels. Im Gegenteil, wir müssen eine echte Rebellion gegen „Kultur“ und „Geschmack“ erleben, eine Rebellion, deren Ziel darin besteht, eine neue und umfassendere Vorstellung von der Einheit in der Musik durchzusetzen, die in der Tat dem Roman sehr nahe kommt.
Obwohl sie an Bedeutung und Struktur einfacher sind, bieten die folgenden fünf Sätze, die den zweiten Teil der Symphonie bilden, andere Überraschungen. Also bekommen Die Blumen im Feld ein Tempo di minuetto. Dieser Menuett-Rhythmus ist in Mahlers Werk so selten, dass er hervorgehoben werden muss. Überraschend ist aber vor allem, dass es keinen Vorwand für eine Parodie gibt – wie es bei Mahler oft der Fall ist – und dass der Satz vom Anfang bis zum Ende den gleichen Charakter idyllischer Anmut behält. Das darauffolgende Scherzo ist wesentlich komplexer aufgebaut. Es entlehnt fast sein gesamtes Material von einem Lied von Mahler komponiert vor einigen Jahren zuvor aus Das Knaben Wunderhorn: Die Ablösung im Sommer, Op. 4 (1890) und stellt gleichseitig auch das berühmte Posthorn-Solo vor. Eine bewegende menschliche Präsenz auf dieser Seite, die im Grunde den Tieren des Waldes gewidmet sind. Nachdem O Mensch! von Nietzsche aus dem dritten Teil von Also sprach Zarathustra, gesungen in einer Nuance von großer Süße und Zärtlichkeit, wird das Alt-Solo von den Frauen- und Kinderchören begleitet, für eine Rückkehr in die Welt von Das Knaben Wunderhorn. Es scheint, dass das Lied Es sangen drei Engel geschrieben und unverändert transkribiert wurde, mit Ausnahme der Hinzufügung des Chorteils, der ebenfalls sehr dezent ist: Der Frauenchor singt fast ununterbrochen einstimmig und der Kinderchor interpretiert nur eine melodische Phase außerhalb ihres Bim-Bam-Glockenmotivs. Wie das Urlicht, das in der 2. Symphonie auch als Einleitung zum Finale dient, ist dieser fünfte Satz zweifellos der älteste der Symphonie, da er wie wir schon gesehen haben, bereits am 24. Juni 1895 fertiggestellt wurde.
In diesem Lied, das die himmlischen Freuden feiert, ist es nicht verwunderlich, auf mehrere Motive zu stoßen, die in Das himmlische Leben auftauchen und die schon drei Jahre zuvor komponiert wurden. Dann aber in der 4. Symphonie in G-Dur (1901) eingefügt wurden, nachdem sie als Abschluss der 3. Symphonie gedacht waren. Tatsächlich hatte Mahler bis zum Sommer 1896 nicht sechs, sondern sieben Sätze vorgesehen! Letztendlich würde er es vorziehen, mit einem rein instrumentalen Adagio zu enden, was für die damalige Zeit überraschend war, nur Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1883) hatte in seiner 6. Symphonie in h-Moll, Op. 74 „Pathétique“ (1893) die gleiche Lösung gewählt. Wir wissen, dass Mahler nach Abschluss des ersten Satzes im Juli 1896 zu diesem letzten Adagio zurückkehrte, um es zu vereinfachen und das Werk gegenüber seinem Ausgangspunkt in der ganzen Einfachheit einer makellosen Mystik abzuschließen. Nach Natur, Sommer, Blumen, Tieren, nach Menschen- und Engelsstimmen erklimmt der Komponist mit dieser großen Hymne an den Schöpfer der Welt eine noch höhere erdachte Welt. Die eben noch viel eindrucksvoller ist, weil sie innerlich den letzten Schritt zum ewigen Licht mit der allerhöchsten Kraft der Liebe erfüllt…
Sonne! Die dem Weizen Leben gibt…
Sol que das vida a los trigos (1964) ist eine Hymne an das Leben und die Natur. Basierend auf einem Gedicht von Manuel Felipe Rugeles (1903-1959) entführt uns dieses Werk in die Landschaft Venezuelas, wo die Weizenfelder in Sonnenlicht getaucht sind und das Leben in seiner ganzen Pracht gedeiht.
Durch eine reichhaltige Klangpalette lädt uns der Komponist José Antonio Abreu (1939-2018) auf eine Reise ein, die uns mit der Schönheit und Harmonie der Natur verbindet. Der melodische und harmonische Reichtum des Stücks, kombiniert mit Rugeles‘ Poesie, schafft eine Atmosphäre tiefer Gelassenheit und Optimismus.
Das im Madrigal-Stil komponierte Werk nutzt Kontrapunkt-Techniken, die an der Vicente Emilio Sojo (1887-1974) Musikschule für Komposition erlernt wurden. Abreu erlangte sein Diplom in dem Semester-Jahr, in dem das Madrigal komponiert wurde, dies spiegelt sowohl seinen Einfluss als auch die tägliche Arbeit der Studenten wider von der Gedichts-Interpretation bis zum Komponieren. Es wurde von der Vicente Emilio Soja Fondation in der Sammlung Choral Music of Latin American Authors, 4. Volumen (2005).
Luz Tú (Du, das Licht): Diese Komposition wurde 2018 – dem Todesjahr von Abreu – von seinem Kollegen und besten Freund Igor Lanz (*1941) entdeckt. Lanz vertraute das Originalmanuskript dem Simón Bolívar National Choir an und das Werk wurde etwa zwanzig Tage vor dem Tod für den Komponisten transkribiert und aufgeführt.
Obwohl es sich um ein Madrigal handelt, ermöglicht der viel ausgefeiltere Einsatz von Harmonie und rhetorischen Elementen eine meisterhafte Veranschaulichung des Textes des spanischen Dichters Juan Ramón Jiménez (1881-1958). Das Entstehungsjahr ist unbekannt und das Stück wurde noch nicht veröffentlicht.
JOSÉ ANTONIO ABREU -GUSTA MAHLER - Philharmonie de Paris - 11. Januar 2025
Eine gewaltige Großzügigkeit in der Interpretation:
Zehn Jahre sind vergangen, seit die jungen venezolanischen Musiker die französische Hauptstadt besuchten. Ein politisch schwieriges Jahrzehnt jenseits des Atlantiks, das aber ihrer Lust viel Musik zu machen und auch zu teilen, überhaupt keinen Abbruch tat. Der Beweis dafür am vergangenen Samstag kamen sie mit diesem Konzert, das wie selten so reich an Emotion war!
Im Jahr 1975 gründete der Komponist Abreu die Sozial-Vereinigung Sistema, ein soziales und künstlerisches Programm mit dem Ziel, die Musik- und Orchesterpraxis von Kindern und Jugendlichen in sehr benachteiligten Umgebungen zu fördern. Emanzipation durch Musik, früher finanziert von der Regierung in Venezuela. Die Regierungen haben sich seitdem leider stark verändert… Aber das Vorbild von Abreu ist geblieben und hat kleine Talente zu sehr großen Talenten gemacht: Ein halbes Jahrhundert später haben mehr als eine Million junge Venezolaner dort erlernt was Musik ist und wie man damit umzugehen hat, der lebendige Beweis ist das heute schon sehr berühmte Simón Bolívar Symphonie Orchester und sein musikalischer Direktor Gustavo Dudamel.
Die Stärke des Kollektivs…
Der Auftakt dieser großartigen Jubiläumstournee erfolgt in der Philharmonie de Paris mit Mahlers 3. Symphonie. Die Botschaft ist klar: Trotz zehnjähriger Abwesenheit hat die lateinamerikanische Phalanx
nichts von ihrer Pracht eingebüßt. Erstens durch ihre individuellen Qualitäten, die in den langen Soli deutlich werden, die der Komponist der Posaune und dem Posthorn vorbehält: Das Erste wird brillant von Alejandro Diaz gespielt, von herrischer und unfehlbarer Beredsamkeit, ernst und feierlich. Das Zweite, hinter den Kulissen wird von Pacho Flores gehandhabt, besticht durch seine bescheidene Lyrik. Der Konzertmeister Carlos Vegas, der hier und da mit idealer feinfühliger Naht erscheint, darf dabei natürlich nicht fehlen.
Aber vor allem durch das Kollektiv glänzt Simón Bolívar an diesem Abend, großzügig von Anfang bis zum Ende, bewundernswert in allen Konzentration und Disziplinen: Hörner mit transparenter und souveräner Polyphonie, Posaunen, die im gleichen Atemzug strahlen, Streicher, die in ihrer Homogenität und Kohäsion so ganz im Eifer des ersten Satzes schwanken und ihre einleitenden Tremolos treffen direkt immer ins Volle! Also in die musikalischen Ergüssen des Anderen! Wir schätzen auch die leichte rustikale, manchmal bissige Härte dieser Hölzer, die offensichtlich überhaupt nicht der Standardisierung von Klangidentitäten nachjagen. Denn schon welches Orchester kann sich rühmen, einhundertzwanzig Musiker aufzustellen, die alle aus einer einzigen Brutstätte entschlüpft sind? Diese Unterschrift ohne Fälschung, ungeschminkt geliefert, wird von einem löwenhaften und ungezügelten Dudamel gezähmt: Der Unwiderstehliche, der seit Mitte der 2000er Jahre die sehr ernste und seriöse Carnegie Hall in New York schon mehrmals verspottete.
Musik ist politisch…
Wenn der Dirigent, der hier zu voreilig ist, um die idyllischen Vertonungen des Menuetts und des Scherzos zu interpretieren, die durch eine etwas karikierte Agogik zusätzlich destabilisiert werden. Der aber diese beiden Teile so hastig zu überfliegen scheint, jedoch kann man nicht das Gleiche von seinem meisterhaften Tempo des ersten Satzes sagen: Am Rande des ursprünglichen Trubels aber ohne ihm aber zu erliegen! Das Können von Dudamel besteht darin, mit der Unordnung zu spielen, alle Elemente, alle durch die Trennwand zerstreuten Zellen zu einem Strudel zu vermischen, ohne die strukturierende Einheit des Satzes aus den Augen zu verlieren. Gekonnt inszeniert kriecht diese Kosmogonie, obwohl es sich nur um ein gigantisches Theater handelt! Es kriecht von einer wilden ungezähmten Direktion auf der Suche nach einer epischer Inspiration und wird an ihre Grenzen gebracht, werden die Musiker quasi von innen wie in einem Crescendo ausbrennen: Um dann ihre letzten Patronen in einem abschließenden gewaltigen Feuerwerk abzuschießen! Wir werden auf das abschließende Adagio noch warten müssen, um wieder diese gewaltige Energie zu finden: Der Dirigent streichelt zum ersten Mal die Nuancen in quasi pianissimo und vermeidet jede Form von Pathos, meißelt gewissermaßen die polyphonen Feinheiten des Satzes und lässt das Quartett in einer schillernden organischen Entwicklung erblühen. Mit solch einer Finesse präsentiert, wird uns die endgültige, leuchtende Verwandlung sprachlos machen. Die ungewöhnliche Veränderung bereitete sicherlich nicht eine seraphische Marianne Crebassa, die französische Mezzo-Sopranistin interpretierte mit einer derart rührenden Spontanität die Lieder des vierten und fünften Teils, im letzten ideal begleitet von dem Jugend- und Kinderchor l‘Orchestre de Paris, bereits schon sehr überzeugend in den beiden Madrigalen von Abreu am Anfang des Abends.
Aber wir sollten bedenken, dass die Emotionen eines Konzerts nicht nur die Musik ist? Am Tag zuvor wurde Nicolas Maduro (*1962) nach einer umstrittenen Wahl für eine dritte Amtszeit vereidigt. An diesem Abend tritt die Politik nicht hinter der Musik in den Hintergrund, im Gegenteil: Während die venezolanischen Flaggen im Parterre der Philharmonie de Paris wehten, unterstreicht dies auf jeden Fall symbolisch eine große Bedeutung… (PMP/14.01.2025)
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