Pforzheim, Stadttheater Pforzheim, Fidelio - Ludwig van Beethoven - Premiere, 18.09.2020
Fidelio - Ludwig van Beethoven Im Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit
Leonore macht sich als Mann verkleidet unter dem Namen Fidelio auf die Suche nach ihrem spurlos verschwundenen Ehemann Florestan. Weil er die Wahrheit gesagt hatte, wurde dieser in Ludwig van Beethovens einziger Oper Fidelio zum politischen Gefangenen; der Gouverneur Don Pizarro hält ihn eingesperrt. Es gelingt ihr, ihn zu befreien – ein wagemutiges und selbstloses Unterfangen, das über reine, sogenannte „Gattenliebe“ hinausgeht, sagt sie doch, dass sie ihn auch gerettet hätte, wenn es nicht ihr Mann wäre. Etwas mulmig mutet ein solches „Happy End“ heutzutage jedoch an: Zu diesem Zeitpunkt befinden sich weiterhin weltweit Menschen als politische Gefangene in Gefängnissen und Lagern. Den meisten von ihnen ist ein anderes Schicksal beschieden, oft ist die Flucht der einzige Ausweg und auch Geflüchteten drohen neue Hürden und Repressionen.
Schon vor den einschneidenden Veränderungen der letzten Monate hatte Intendant und Regisseur Thomas Münstermann eine Idee, wie er diese Oper, ihre politische Aussage und das Thema Gefangenschaft über das Beethoven-Jahr 2020 hinausgehend wirkmächtig in Szene setzen und somit auf die anhaltend prekäre Situation von politischen Gefangenen aufmerksam machen kann: „Wir haben für das Theater 100 Industriekäfige angeschafft. Sie sollen auf der Bühne verschiedene Funktionen übernehmen. Ursprünglich war der Gedanke, in den Käfigen Menschen mit unterschiedlicher ethnischer Herkunft zu positionieren, denn überall auf der Welt gibt es Menschen, die aufgrund ihrer politischen, religiösen, weltanschaulichen oder wie auch immer gearteten Ansichten in Gefangenschaft leben. Dann kamen ab März die Einschränkungen, und es stellte sich die Frage: Wie kann man neben den Solistinnen und Solisten so viele Menschen und einen singenden Gefangenenchor auf die Bühne bringen, aber dennoch genügend Abstand gewährleisten? Wir entschieden uns für Puppen auf der Bühne und in den Käfigen. Diese Puppen wurden allerdings von Menschen aus der Stadt gestaltet. Das eröffnet sogar noch mehr Spielräume: Mit diesen Puppen können verschiedenste Dinge dargestellt werden. Die Käfige und Puppen sollen zum Beispiel mit Installationen und Aktionen in der Stadt zum Einsatz kommen. Viele Kooperationen und Aktionen sind bereits in Planung.“
Unter dem Titel „Dich aus Ketten zu befrei’n!“ – einem Zitat von Leonore aus Fidelio – startet eine großangelegte Initiative mit vielen bekannten Gesichtern aus Pforzheim, an der sich alle Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Den Auftakt machten die Workshops zur Gestaltung der Puppen am ersten September-Wochenende auf dem Waisenhausplatz. Für die Konzeption der Puppen und Workshops zur Puppengestaltung konnte der Künstler Fabian Faylona als Kooperationspartner gewonnen werden, der mit seiner Tiny House-Aktion auf dem Marktplatz im letzten Jahr Aufsehen erregte. Auch mit dabei ist Modedesignerin Cina Dilber, die viele vor allem als Leiterin des Café Roland kennen: „Cina Dilber hat die Kostüme entworfen“, so Thomas Münstermann. „Sie hat sich dafür assoziativ mit aktuellen Bildern von Absperrungen auseinandergesetzt und kreative Symbole entwickelt, die die Figuren in der Oper voneinander unterscheiden oder sie verbinden“.
Mit : Dorothee Böhnisch, Stamatia Gerothanasi, Dieter Goffing, Anna Gütter, Patrik Hornák, Paul Jadach, Dirk Konnerth, Elisandra Melián, Mark Morouse, Lukas Schmid-Wedekind, Aleksandar Stefanoski und Philipp Werner, Chor des Theaters Pforzheim
Extrachor des Theaters Pforzheim Badische Philharmonie Pforzheim Musikalische Leitung: Robin Davis Inszenierung und Bühnenbild: Thomas Münstermann Kostüme: Cina Dilber Puppen: Fabian Faylona, Kultur Schaffer e.V. und Menschen aus Pforzheim Videoprojektion: Philipp Contag-Lada (R)Einblicke – die öffentliche Probe mit Einführung am Samstag, 12. September um 11.30 Uhr im Großen Haus des Theaters Pforzheim Opernfrühstück am Sonntag, 13. September um 11 Uhr im Foyer des Theaters Pforzheim
Eröffnungs-Premiere am Freitag, 18. September um 19 Uhr im Großen Haus des Theaters Pforzheim
Tickets sind ausschließlich über die Theaterkasse am Waisenhausplatz, Tel. 07231/39-2440 erhältlich
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