Paris, Opéra Comique, L´AMOUR DU CHANT - Opus 3

Opéra Comique, Paris: Drei Jahrhunderte von französischen Liebesliedern bilden eine traumhafte Romanze für die französisch-italienische Mezzo-Sopranistin Lea Desandre und dem französischen Lautenisten Thomas Dunford. .... all diese inspirierten Künstler ....

Paris, Opéra Comique, L´AMOUR DU CHANT - Opus 3
Opéra Comique Paris © Sabine Hartl, Olaf-Daniel Meyer

 

L’AMOUR DU CHANT / OPUS 3 - 20.12.2024 - Liederabend und Lautenmusik mit Werken von d’Ambruys, Hahn, Hardy, Satie, Charpentier, Messager, Lambert, De Visée, Le Camus, Debussy, Barbara, Offenbach. Lea Desandre, Mezzo-Sopran, Thomas Dunford, Laute

 von Peter Michael Peters

DREI JAHRHUNDERTE FRANZÖSISCHE LIEBESLIEDER…

Drei Jahrhunderte von französischen Liebesliedern bilden eine traumhafte Romanze für die französisch-italienische Mezzo-Sopranistin Lea Desandre und dem französischen Lautenisten Thomas Dunford. Von Marc-Antoine Charpentier (1643-1704) über Claude Debussy (1862-1918) bis hin zu Françoise Hardy (1944-2024)  und Barbara (1930-1997) – all diese inspirierten Künstler vereinen sich um ihre Liebe zum Gesang und zu schönen Geschichten.

A CLORIS

S’il est vrai, Chloris, que tu m’aimes,

Mais j’entends, que tu m’aimes,

Je ne crois point que les rois mêmes

Aient un bonheur pareil au mien.

Que la mort serait importune

De venir changer ma fortune

A la félicité des cieux !

Tout ce qu’on dit de l’ambroisie

Ne touche point ma fantaisie

Au prix des grâces de tes yeux. (Hahn / de Viau)

 

Von Charpentier über Satie und Barbara zu Offenbach…

Honoré d’Ambruys (1660-1702) ist ein französischer Komponist des Barock, Autor von Airs de Cour (Hof-Arien), die in mehreren Sammlungen veröffentlicht wurden (1685,1696 und 1702), von denen nur die erste in die heutige Zeit gelangt ist. Ambruys war im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts und in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts sehr aktiv und war ein Schüler von Michel Lambert (1610-1696). Die beiden am meisten auch noch heute interpretierten Airs de Cour sind Le doux silence de nos bois und Pour charmer les ennuis. Reynaldo Hahn (1874-1947) ist ein französischer Komponist, Dirigent, Sänger und Musikkritiker venezolanischer Herkunft, der ein langjähriger Gefährte von Marcel Proust (1871-1922) war. In den exklusiven Pariser Salons der Princess Mathilde Létizia Wilhelmine Bonaparte (1820-1904), der Comtesse de Guerne (1859-1933) und Madeleine Lemaire ( 1845-1928) singt Hahn seine Melodien und begleitet sich dabei selbst am Klavier. Im ersten Teil seines Lebens hat er sich in diesem Musikgenre besonders hervorgetan. Er traf große Namen wie Stéphane Mallarmé (1842-1898) und Edmond de Goncourt (1822-1896). Im Haus von Lemaire lernte er 1894, als er eingeladen wurde: Les Chansons grises (1894) zu singen, Proust kennen, dessen Freund und Liebhaber er bis 1896 wurde. Mit dem Schriftsteller pflegte er bis zu seinem Tod eine enge Freundschaft, er war einer der wenigen Angehörigen, die ohne Anmeldung zu ihm nach Hause kommen konnten. Wie Prousts Biograf George Duncan Painter (1914-2005) betont: „Er hatte den ernsthaften Charme, die Intelligenz und die moralische Vornehmheit, die Proust von einem idealen Freund verlangte.“  Wir sollten aber leider dabei nicht vergessen, dass dieser gleiche so talentierte und „sensible“ [sic] Komponist auch ein sehr fanatischer Nazie und Antisemit war, denken wir nur an die öffentliche Beleidigung in einem Pariser Konzertsaal gegen den deutsch-jüdischen Komponisten Kurt Weill (1900-1950), der dort ein Konzert seiner Werke gab im Jahr 1933. Jedoch das unangenehmste dabei war, dieser gleiche Musiker stammte selbst aus einer zionistischen Familie und war Homosexuell, so kann man wohl sagen: „Gottes Wege gehen eigenartige Wege!“ Les Etudes latines (1900) von Hahn sind eine Sammlung von zehn Melodien, die ihrem Autor durch ihre unwiderstehliche Verführung schnellen Erfolg bescherten. Hahn hat hier zehn Gedichte desselben Dichters, Leconte de Lisle (1818-1894) zusammengestellt. Für den heutigen Liederabend haben die beiden Künstler die zweite Melodie Néère ausgewählt. Die französische Sängerin und Songwriterin Hardy (1944-2024) war eine äußerst talentierte Komponistin für  Chansons der sogenannten leichten Muse, ihr großer Erfolg Le temps de l’Amour (1962), eine Adaptation des gleichnamigen Chanson ihres Ehemanns, der berühmte Jacques Dutronc (*1943). Eine Zeit lang mit dem Symbolismus verbunden, aber nicht klassifizierbar, galt Erik Satie (1866-1925) als der Vorläufer mehrerer Bewegungen, darunter Neoklassizismus, Surrealismus, Minimalismus, repetitive Musik und das Theater des Absurden. Die Gnossiennes sind ein mehrstimmiges Solo-Klavierwerk, das zwischen Juli 1889 und Januar 1897 von Satie komponiert wurde. Für den heutigen Abend hat Dunford die Gnossienne N° 1 ausgewählt und zwar in einer genialen Adaptation für Laute.

Szenefoto: Lea Desandre und Thomas Dunford © Opéra-Comique, Paris

Der Komponist Charpentier ist bekannt für seine geistliche Musik, insbesondere seine Motetten und Messen. Charpentier arbeitete für König Louis XIV. (1638-1715) und für die Jesuiten in Paris, für die er den Großteil seiner geistlichen Musik komponierte. Aufgrund des Umfangs und der Qualität seines geistlichen und weltlichen Schaffens gehört der Komponist zu den bedeutendsten Musiker des Barock in Frankreich. Sein Stil wurde von italienischer Musik beeinflusst. Charpentier komponierte auch Instrumentalmusik, Opern und Ballette. Unsere Künstler haben hier  drei deliziöse und raffinierte Hof-Arien aus dem Jahr 1695 ausgesucht: Celle qui fait tout mon tourment, H 450; Auprés du feu l’on fait l’amour, H 446 und Tristes déserts, sombre retraite, H 469. André Messager (1853-1929) erhielt seine Ausbildung an der Niedermeyer-Schule bei Eugène Gigout (1844-1925), Gabriel Fauré (1845-1924) und Camille Saint-Saëns (1835-1921) für Komposition, Adam Laussel (1845-1893) für Klavier und Clément Loret (1833-1909) für Orgel, anschließend arbeitete er mit Saint-Saëns. Fauré bot ihm eine Stelle als Organist des Chors in der Église Saint-Sulpice an. Seine Karriere als Dirigent begann am Folies-Bergère, dann leitete er 1880 das Orchester des Eden-Theaters in Brüssel. Er wurde 1881 Organist in Saint-Paul-et-Saint-Louis und von 1882 bis 1884 in Sainte-Marie des Batignolles. Er komponierte hauptsächlich für das Theater, indem er Musik für Ballette z. B. Les Deux Pigeons (1886), aufgeführt im Palais Garnier, Operetten und Opern schrieb. Neben seinen zahlreichen lyrischen Werken komponierte er mit Fauré die Messe des pêcheurs de Villerville (1881) sowie Souvenirs de Bayreuth (1880), die wohl eine Karikatur oder ein amüsantes  Vergnügen auf die Hauptthemen von Richard Wagners (1813-1883) Musik darstellen sollte. Einige seiner Orchesterwerke haben großen Erfolg, wie z. B. seine Symphonie (1876), die von der Société des Compositeurs mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurde und bei den Konzerten des Orchestre Colonne am 20. Januar 1878 uraufgeführt wurde. Unsere Künstler werden folgendes heute interpretieren: J’ai deux amants aus der Comédie musicale L’Amour masqué (1923). Ein weiteres Werk von Satie wird unser talentierter Lautenspieler spielen und zwar die Gymnopédie N°1 aus den Gymnopédies (1888). Diese Reihe von drei Varianten impressionistischer langsamer Walzer für Soloklavier sind inspiriert vom historischen Roman Salammbô (1862) von Gustav Flaubert (1821-1880) und den Gymnopédies, rituellen Tänzen, die in Sparta während religiöser Feste aus der Zeit des antiken Griechenlands aufgeführt wurden. Sie gehören wohl zu seinen berühmtesten Kompositionen mit den Gnossiennes. Michel Lambert  erhielt seine musikalische Ausbildung als Messediener in der Kapelle von „Monsieur“ Gaston d’Orléans (1608-1660), dem Bruder von Louis XIII (1601-1643). Er ist auch Schüler von Pierre de Nyert (1597-1682). Seit 1636 ist er als Gesangslehrer bekannt. 1641 heiratete er die Sängerin Gabrielle Dupuis (1618-1642), die ein Jahr später plötzlich verstarb. Ihre Tochter Madeleine Dupuis sollte die Frau von Jean-Baptiste Lully (1632-1687) werden. Und Lambert heiratete erneut die jüngere Schwester von Gabrielle, Hilaire Dupuis (1625-1709). 1651 trat er als Tänzer in einem Ballett am Hof Louis XIV. auf. Ab 1656 etablierte sich sein Ruf als Komponist und seine Kompositionen wurden regelmäßig gedruckt. Er komponierte hauptsächlich Melodien nach Gedichten von Isaac de Benserade (1612-1691) und Philippe Quinault (1635-1688). Er ist der produktivste Melodienkomponist der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Hier wird die Mezzo-Sopranistin Desandre die Hof-Arie Ma Bergère est tendre et fidèle singen. Mit dieser berühmten Melodie A Chloris nach einem Gedicht von Théophile de Viau (1590-1626) hat Hahn wohl sein Bestes gegeben! Aus der überreichen Produktion der Hof-Arien von Charpentier haben unsere jungen Künstler noch eine letzte hinzugefügt: Sans frayeur dans ce bois, H. 467.

"Le doux silence de nos bois" - Honoré d'Ambruis youtube Les Arts Florissants

Der Lauteniste, Gitarrist und Theorbist Robert de Visée (1652-1730) war auch ein äußerst talentierter Komponist. Es gibt zwei Sammlungen von Werken für Gitarre: Die dem König Louis XIV. gewidmeten Bücher für Gitarre (1682). Zwei Stücke daraus: Sarabande und Bourrée, arrangiert für zeitgenössische klassische 6-saitige Gitarre und gespielt von Narciso Yepes (1927-1997), sind Teil der Musik für den Film Jeux interdits (1952) von René Clément (1931-1996) nach der berühmten Romanze. Unser Lautenist Dunford spielt heute Abend die Sarabande aus der Suite N° 7 in d-Moll. Im Jahr 1962 brachte die Sängerin François Hardy einen außergewöhnlichen Erfolgs-Hit heraus mit dem Titel Le premier bonheur du jour mit dem Text von Jean Renard (*1933), der in vielen Sprachen und mit großen berühmten Interpreten um die Welt ging. Im Jahr 1661 wurde der Bratschist und Komponist Sébastien Le Camus 1610-1677) als Nachfolger  von Louis Couperin (1626-1661) und auch Ordinarius der Musik der Chapelle Royale, eine Funktion die er mit Nicolas Hotman (1610-1663) und nach dessen Tod mit Gabriel Caignet (1604-1601) teilte. Das bei seinem Tod erstellte Inventar zeugte von einem offensichtlichem Reichtum. Nach seinem Tod ging seine Anstellung am Hof auf seinen Sohn Charles über, der es drei Jahre später an Étienne Lemoyne (1640-1715) verkaufte. Als Komponist schrieb Le Camus viele Hof-Arien! Er ist insbesondere der Autor von Arien für ein oder zwei stimmen, die von der Hofdruckerei Christophe Ballard (1672-1715) veröffentlicht wurden. Auch sein Sohn veröffentlichte außerdem 32 Arien in 2 und 3 Teilen des „verstorbenen Monsieur Le Camus (Paris 1678)“. Unsere beiden Musiker interpretieren eine seiner Hof-Arien: On n’entend rien dans ce boccage (1610). Indem Debussy 1894 mit dem Prelude à l’après-midi d’un Faune den ersten Meilenstein der modernen Musik setzte, stellte er sein Werk sofort unter das Siegel der musikalischen Avantgarde. Im Jahr 1889 war er kurzzeitig Wagnerianer, dann für den Rest seines Lebens Nonkonformist und lehnte jeden ästhetischen Akademismus kategorisch ab. Mit La Mer (1905)  erneuert er die symphonische Form, mit Jeux (1913) stellt er die Ballettmusik in einen prophetischen Modernismus, mit Pelléas et Mélisande (1902) bricht die französische Oper aus den Gleisen der Tradition des lyrischen Dramas aus. Während er der Kammermusik mit ihren Streichquartetten inspirierte und ihr impressionistische Akzente verleiht. Ein bedeutender Teil seiner Werke ist für Klavier und sicherlich das größte in der französischen Musik mit dem von Gabriel Fauré (1845-1924). Er verwendet eine besonders reiche und eindrucksvolle Klangpalette! Debussy hinterlässt das Bild eines originellen und tiefgründigen Musikschöpfers dort wo der Wind der Freiheit weht. Sein Einfluss wird in der Musikgeschichte entscheidend sein. Für André Boucourechliev (1925-1997) verkörpert er die wahre musikalische Revolution des 20. Jahrhunderts. Die Mezzo-Sopranistin Desandre singt eine Szene der Mélisande aus der Oper Pelléas et Mélisande: Mes longs cheveux descendent… Und noch zwei wunderschöne Hof-Arien von Lambert: Ombre de mon amant und Vos mépris chaque jour. Danach nochmal ein Auszug aus der Suite N° 7 in d-Moll von De Visée und zwar der mitreißenden Chaconne. Monique Serf (1930-1997), bekannt als Barbara ist eine französische Komponistin, Songwriterin und Interpretin. Ihre Poesie, gepaart mit der Harmonie ihrer Kompositionen und der Feinheit ihrer umwerfenden Interpretation, sicherte ihr vierzig Jahre lang ein treues Publikum. Viele ihrer Chansons sind zu großen Klassikern des französischen Liedgesangs geworden, insbesondere Une petite cantata, Nantes, Göttingen, La Dame brune, L’Aigle noir, Marienbad oder auch Ma plus belle histoire d’amour. Heute Abend wird Desandre wohl eines der berühmtesten Chansons von Barbara singen: Dis, quand reviendras-tu? Noch einmal eine überaus sensuelle Arie von Le Camus: Laissez durer la nuit. Mit einem Auszug aus La Belle Hélène (1864): Amour divin von Jacques Offenbach (1819-1880) wird dieser spirituelle Liederabend beglückend beendet.

Lea Desandre und Thomas Dunford © Opéra-Comique, Paris

Noch eine nicht gerade seltene Zugabe von unseren beiden Ausnahmekünstlern: Ombra mai fu aus Xerxes (1738) von Georg Friedrich Händel (1685-1759). Somit endet ein mitreißender und außergewöhnlicher Abend.

 

PROGRAMM:

Honoré d’Ambruys: Le doux silence de nos bois.

Reynaldo Hahn: Néère (Auszüge aus Etudes latines).

Jacques Dutronc / François Hardy: Le temps de l’Amour.

Erik Satie: Gnossienne N° 1.

Marc-Antoine Charpentier: Celle qui fait tout mon tourment.

Charpentier: Auprès du feu l’on fait l’amour.

Charpentier: Tristes déserts, sombre retraite.

André Messager: J’ai deux amants aus L’Amour masqué.

Satie: Gymnopédie N° 1.

Michel Lambert: Ma bergère est tendre et fidèle.

Hahn: A Chloris.

Charpentier: Sans frayeur dans ce bois.

Robert de Visée: Sarabande (Auszug aus der Suite N° 7 in h-Moll).

François Hardy / Jean Renard: Le premier bonheur du jour.

Sébastien Le Camus: On n’entend rien dans ce bocage.

Claude Debussy: Mes longs cheveux descendent aus Pelléas et Mélisande.

Lambert: Ombre de mon amant.

Lambert: Vos mépris chaque jour.

De Visée: Chaconne ( Auszug aus der Suite N° 7 in h-Moll).

Barbara: Dis, quand reviendra-tu ?

Le Camus: Laissez durer la nuit.

Jacques Offenbach: Amour divin aus La Belle Hélène.

JACQUES OFFENBACH - Montmartre, Paris

L´AMOUR DU CHANT - Opus 3 am 20. Dezember 2024 in der Opéra-Comique

Eine romantische zeitlose Idylle…

Mit diesem Lieder-Abend stellen sich Lea Desandre und Thomas Dunford der unmöglichen Herausforderung einige Verbindungen zwischen der höfischen Atmosphäre des Grand Siècle, der französischen Fin-de-siècle-Melodie und dem zeitgenössischen französischen Lied zu finden. Eine äusserst attraktives Unternehmen, aber nicht unbedingt immer sehr schlüssig.

So sehr wir die beiden jungen Künstler auch bewundern mögen, wir kommen nicht umhin, das Programm ihres neuen Lieder-Abends etwas verwirrend zu finden. Geben wir zu, dass es Anlass zum Nachdenken gab, Charpentier, Debussy, Offenbach und François Hardy zu vermischen! Glücklicherweise sind es die Barockstücke von Lambert, d’Ambruys und Le Camus, die den Löwenanteil einnehmen.

Der Lautenpart ist hervorragend geeignet, Dunfords Spiel überragend und Desandres silberner Mezzo-Ton wirkt Wunder. Ihre leichte kostbare Diktion ist ein Musterbeispiel für das Genre und ihre raffinierte Musikalität passt perfekt zu diesem Repertoire einer unendlichen Vielfalt an Tönen und Gefühlen. Humor, Spott, Melancholie, Zärtlichkeit, Leidenschaft, die ganze Bandbreite an Affekten ist auf diesen Saiten vertreten, die abwechselnd frech und tiefgründig sind. Erwartungsgemäß ist Desandre auch in den beiden Melodien von Hahn exquisit, wobei sie die Mischung aus Einfachheit und Kostbarkeit, die sein Markenzeichen sind, ideal einfängt. Wenn der Mezzo zweifellos alles hat, um eines Tages eine große Mélisande zu sein, ist es jedoch hier schwer zu erkennen was  getan wird: Begleitet von einer Laute und einem kurzen Ausschnitt aus der Szene im Turm? Noch unpassender sind die einst von François Hardy oder Barbara verewigten Lieder, die Desandre mit Geschick und Leichtigkeit singt, ihr Vibrato deutlich reduziert, aber keinen Mehrwert hinzufügt. Was die Transkriptionen für Laute  angeht, können wir sagen, dass sie recht gut zu den beiden Saiten von Satie passen, die ursprünglich für Klavier geschrieben wurden. Bei den Orchesterstimmen der Auszüge aus Werken von Debussy, Messager und Offenbach würden wir eher zweifeln! Sie hatten dagegen viel Glück  mit Auszügen der Stücken von De Visée.

Letztendlich erinnern wir uns an diesen Abend, der wohl einen guten Lieder-Abend oder auch einen schönen Moment in einer familiären oder freundschaftlichen Umgebung geformt wurde – und wir werden natürlich auch die Gesangsbeteiligung von Dunford bei einem von Hardys Hit erwähnen – aber das wird nicht unbedingt ein toller Erfolg für die Öffentlichkeit sein. Oder? Warten wir ab? Einer Mischung von Genres sind vielleicht noch immer gewisse Grenzen gesetzt und die Hochzeits-Kombination mit einem Karpfen und einem Kaninchen ist wohl nicht eine glückliche Idee. Aber warum nicht? Warum nicht verbotene Brücken überqueren? Ein wenig mehr wissenschaftliche Genauigkeit hätte zweifellos zu einem schöneren Erfolg geführt! Schon der Applaus heute Abend zeigt die erfolgreiche Richtung! Auch trotzt aller Kritik war es jedoch ein genialer wagehalsiger Versuch und wir sollten vielleicht bei sogenannten Neuheiten mit mehr Toleranz und mit mehr großen ausbrechenden Freiheitsversuchen herangehen: Und diese ungewöhnliche Suppe neugierig auszulöffeln… (PMP/ 25.12.2024)