Paris, Théâtre de l'Athénée, LES LUNDIS MUSICAUX- Véronique Vella, IOCO
Véronique Vella hat uns nun mit ihrer eigenen Show im THÉÂTRE L’ATHÉNÉE von Paris verwöhnt und sehr überrascht! Sie nutzt die Gelegenheit aus, um uns ihren genialen poetischen ......
24.6.2024 - Im Rahmen der Serie LES LUNDIS MUSICAUX - EIN MUSIKALISCHER THEATER-ABEND… Véronique Vella - Gesang, Vincent Leterme - Klavier
von Peter Michael Peters
DA IST VELLA ! DIE POETISCHE PLAYLIST IM THEÂTRE L‘ATHÉNÉE…
Die rote Rosa nun auch verschwand,
Wo sie liegt, ist unbekannt.
Weil sie den Armen die Wahrheit gesagt,
Haben sie die Reichen aus der Welt gejagt. (Bertolt Brecht)
Wir haben sie letztes Jahr in Die Dreigroschenoper (1928) von Kurt Weill (1900-1950) und Bertolt Brecht (1898-1956) beim FESTIVAL D’AIX-EN-PROVENCE als Stiefmutter mit geglätteten Locken geliebt und bewundert: Véronique Vella hat uns nun mit ihrer eigenen Show im THÉÂTRE L’ATHÉNÉE verwöhnt und sehr überrascht! Sie nutzt die Gelegenheit aus, um uns ihren genialen poetischen Gesangstrick im Kabarettstil vorzuführen. Eine Show, die von der Persönlichkeit dieser brillanten Künstlerin zusammengehalten wird: Sanft, engagiert, zärtlich und witzig…
Poesie fließt in ihren Adern…
Véronique Vella, 479. Sociétaire (Mitglied) der ehrwürdigen Comédie Française (Wir haben es nicht gezählt, aber zur Sicherheit sehen sie sich ihre Webseite an!), sie hat seitdem eine starke und anspruchsvolle Karriere auf den drei Bühnen verfolgt. Von Pierre Carlet genannt Marivaux (1688-1763) bis Jean-Baptiste Poquelin genannt Molière (1622-1673), von Victor Hugo (1802-1885) bis Dario Fo (1926-2016) oder Edmond Rostand (1868-1918) nähert sie sich den großen Theatertexten mit unfehlbarer Solidität und einem angeborenen Gespür für die Bühne, das ihr ihre schwierigen Anfänge als junge Schauspielerin und Sängerin in Pariser Kabaretts beweisen konnte. Zur Komödie kam Vella durch ihre Liebe zur Poesie, die ihren künstlerischen Werdegang und auch ihr eigenes Leben prägt. Sie ist sehr engagiert in der Welt der Musik und nimmt an der Reihe teil, die die Comédie Française regelmäßig dem Kabarett und dem Gesang widmet (Hommagen an Boris Vian (1920-1959) und Léo Ferrè (1916-1993), einschließlich der wunderbaren Show L’Interlope aus der Welt der Travestien, die sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Serge Bagdassarian von der Comédie Française konzipierte. Vella war auch Teil der letztjährigen Inszenierung Die Dreigroschenoper, die beim FESTIVAL D’AIX-EN-PROVENCE 2023 entstand und anschließend auf der Bühne des Salle Richelieu (Comédie Française) aufgeführt wurde.
In Stein gemeißelt: Kurt Weill und Bertolt Brecht…
Für Vella ist es unmöglich, die Texte von Brecht und die Musik Weill zu trennen und somit Auszüge insbesondere aus Die Dreigroschenoper oder dem Berliner Requiem (1928) anzubieten, das die Schrecken des 1. Weltkriegs, aber auch den Aufstieg der braunen Extremisten anprangert. Die rote Rosa (1919), ein kraftvoller Text von seltener poetischer Intensität, liest sich wie eine Hommage an die brutal ermordete kommunistische Politikerin Rosa Luxemburg (1871-1919). Die große Zitrone (1928) ist mit einer lächelnden Phase der beiden Komplizen verbunden.
Kleine Zeichnungen: Desnos...
Vellas Stimme, intensiv im Ton und in jedem Moment von Überzeugung getragen, ausgestattet mit perfekter Diktion, trägt sowohl in ernsten als auch in leichteren Stücken seine Früchte. Wir erinnern uns an die kleinen Klammern und Witze von Jean Wiener (1896-1982) zu Gedichten von Robert Desnos (1900-1945): La Véronique, Le Mimosa, La Narcisse et La Jonquille und der Chantefleurs-Zyklus (1944). Hier ist Véronique, getragen vom einfallsreichen Klavier ihres Partners Vincent Leterme und manchmal auch von ihrer eigenen Stimme und von einer entzückenden und beruhigenden Fantasie. Guter Gott! Das fühlt sich gut an! Das hört sich gut an!
Die großen Reden: Jean Ferrat, Aragon…
Der berühmte Sänger-Kompositeur Léo Ferré (1616-1993) ist nie inspirierter gewesen als wenn er Texte von Arthur Rimbaud (1854-1891) Les Assis (1871) oder Louis Aragon (1897-1982) Je chante pour pass le temps (1952) vertont. Vella übersetzt und dolmetscht gerne, denn das sind alles sehr engagierte Künstler! Sie stellt auch ihren Lieblingsdichter René-Guy Cadou (1920-1951), den jung verstorbenen bretonischen Lehrer, mit hauptsächlich mit der Musik von Leterme komponiert wurde. Eine Künstlerin, zwischen der Schauspielerin und der Sängerin: Offenbart im Dienste dieser leuchtenden Texte ihre ganze Sensibilität und ihre weibliche Seele.
Vorwand für Chansons…
Aber Vella mag auch Chansons mit Texten von Monique Serf genannt Barbara (1930-1997) und Juliette Noureddine genannt Juliette (*1962). Mit zwei immer wieder einzigartigen Chansons aus Letzterem The last word und Un ange passe öffnet und schließt sie diese musikalische und poetische Klammer. Ich lächle den Engeln entgegen, so Juliettes eigener Text, spiegelt gut diesen Gemütszustand des Publikums wider, das diesen von Geist und Intelligenz geprägten Abend mit viel Inbrunst begrüßte.
Wohin geht Vella? Die nächsten Termine…!
Zusätzlich zu ihrer Mitwirkung an mehreren Produktionen der Comédie Française während der Saison 2024/25 wird Vella unter Mitwirkung von Benoît Urbain ab 5. Februar 2025 im Studio Théâtre eine neue musikalische Show anbieten Singulis: Dichter deine Papiere! IOCO wird auch dabei sein…
Das Programm am 24. Juni 2024 im Théâtre de l’Athénée
Juliette Noureddine: Le dernier mot * Weill/Brecht (Adaption von Vian): Nanna’s Lied * Paul Green (1894-1981) (Adaption von Jean-Roger Caussimon (1918-1985) / Weill: Mon ami, my friend ! * Cadou/Leterme: Derrière les rideaux * Desnos/Wiener: La Véronique * Le Mimosa * Rimbaud/Ferré: Les Assis * Jacques Deval (1895-1972)/Weill: Le grand Lustucru * Cadou/Leterme: Air triste et connu * Weill/Brecht (Adaption von Alexandre Pateau (*1988): Die Dreigroschenoper (2. Final) * Weill/Brecht (Übersetzung von Leterme) : Rosa la rouge * Weill/ Brecht (Adaption von Geneviève Serreau (1915-1981): Le grand citron * Wiener: Polka lent * Desnos/Wiener: „Chantefleurs“: La Marjolaine et la Verveine * Le Lotus * La Violette * Weill: Tango des matelots * Bernard Joyet (*1947)/Noureddine: Mayerling * Erwin Schulhoff (1894-1942): Valse * Aragon/Ferré: Je chanter pour passer le temps * Cadou/Leterme: Oiseaux balles perdues * Desnos/Wiener: Le Narcisse et la Jonquille * Noureddine: Un ange passe * (PMP/ 02.07.2024)