Paris, Théâtre de l'Athénée, SPIRITUALE WELTEN von OLIVIER MESSIAEN, IOCO Kritik

Messiaen: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Mit dem Zitat aus dem Johannes-Evangelium beendete 1971 Olivier Messiaen seine Rede anlässlich der Verleihung des Erasmus-Preis

Paris, Théâtre de l'Athénée, SPIRITUALE WELTEN  von OLIVIER MESSIAEN, IOCO Kritik
Théâtre de l'Athénée, Paris © Wikimedia Commons

Lieder und Klavier-Musik von Olivier Messiaen, Debussy und Delbos… Jenny Daviet, Sopran, Alphonse Cemin, Klavier

 von Peter Michael Peters

DER GLAUBE: DIE EWIGE GÖTTLICHE LIEBE…

Pilule, viens, dansons.

Malonlanlaine, ma.

Ficelles du soleil.

Malonlanlaine, ma.

C’est l’alphabet du rire

Aux doigts de ta maman.

Son oui perpétuel

Etait un lac tranquille.

Malonlanlaine, ma, ma.

Douceur des escaliers,

Surprise au coin des portes.

Tous les oiseaux légers

S’envolaient de tes mains.

(Messiaen: III. Danse du Bébé-Pilule aus Chants de Terre et de Ciel / 1939)

Eine erotisch-christliche Ekstase…

„Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Mit diesem Zitat aus dem Johannes-Evangelium (Johannes 8, 31-32) beendete Olivier Messiaen (1908-1992) seine Rede in Amsterdam am 25. Juni 1971 anlässlich der Verleihung des ihm damals verliehenen Erasmus-Preis. Am Ende dieser Rede versuchte er, seine Freiheit als kreativer Künstler zu definieren. Und für den Gläubigen, der er ist, ist diese Freiheit untrennbar mit der menschlichen und spirituellen Freiheit verbunden: Deren Schlüssel für ihn der Glaube war!

Chroniques de France - Olivier Messiaen youtube Chronochromie

Messiaen behauptet, als Gläubiger „geboren zu sein“ und diese unschätzbare Gnade hat sein gesamtes Leben als Künstler geprägt, dessen mächtigstes Motiv sie darstellt. Denn er erkannte sehr schnell dass es seine Aufgabe war, mit dem Vorrecht der künstlerischen Begabung Zeugnis für seinen Glauben abzulegen. Sicherlich erkannte er selbst drei große Inspirations-Themen in seinem Werk: Sein katholischer Glaube, die menschliche Liebe, symbolisiert durch den Mythos von Tristan et Yseult und schließlich die Natur, symbolisiert durch die immer fortschrittlichere Verwendung von Vogel-Gesängen. Aber die letzten beiden werden doch durch das erste untermauert, das in allen seinen Werken präsent bleibt, auch in denen die nicht ausdrücklich ein religiöses Thema beanspruchen. Die theologischen Wahrheiten des katholischen Glaubens seien, so erklärt er, „…der erste Aspekt seines Werkes, der edelste, zweifellos der nützlichste, der gültigste, vielleicht der einzige, den er zum Zeitpunkt seines Todes nicht bereuen wird“.

Eine erste Bemerkung fällt uns sofort ins Auge: Messiaen spricht von theologischen Wahrheiten. Er hat stets bestritten, ein mystischer Musiker zu sein, sondern er versteht sich im Gegenteil mehr als musikalischer Exeget der Mysterien des Glaubens. Alle seine großen Werke basieren nicht nur auf rein musikalischen Analysen, sondern auch auf äußerst fundierten theologischen Kommentaren, die sich stets auf präzise Referenzen stützen, sei es aus der Heiligen Schrift, der Liturgie, den Kirchenvätern oder antiken und modernen Autoren.

Claire Delbos und Olivier Messiaen - im Jahr 1933 @ Wikimedia Commons

Der englische Komponist Robert Sherlaw-Johnson (1932-2000) hat den Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen klar und prägnant erklärt: „Die Mystik strebt nach der Vernichtung des Seins, das in seiner Vollkommenheit eine Kontemplation in Ekstase ist und den Menschen mit der Gottheit vereint. Messiaen hingegen beschäftigt sich mit den Wahrheiten des katholischen Glaubens, die sich mit Gottes Erlösungs-Handlungen in der Welt durch die Mensch-Werdung und das Opfer von Jesus Christus befassen. Es ist der Ausdruck dieser Beziehung zwischen Gott und Mensch, die seiner Musik ihre theologischen und nicht mystischen Ausrichtung verleiht.“

Wir können hinzufügen, dass der Zustand der Kontemplation, das Ziel der mystischen Suche an sich den Akt des künstlerischen Schaffens ausschließt. Im Gegenteil er identifiziert sich mit der höchsten Form der Liebe! Und das Versprechen, sogar die Aussicht auf diese vollkommene Liebe gehört zu den Inspirations-Themen von Messiaen, was auch erklärt: Warum wir unter seiner Feder ausnahmsweise den Beinamen mystisch für seine Musik finden! Ein einzigartiges Beispiel ist Je dors, mais mon coeur veille, N°19 aus den Vingt regards sur l’Enfant Jésus (1944), eine Sammlung  nach der eines der wichtigsten musikalischen Themen überhaupt benannt ist mit Thème de l’amour mystique (1944). Diese mystische Liebe, die in Les Cantique des Cantique (1935) ihren wunderbaren Ausdruck fand, zeigt gleichzeitig auf noch indirekterer Weise in Trois petites Liturgies de la Présence divine (1944) ihren Ausdruck mit einem nie geahnten Höhepunkt in einem Psalmodie de l’Ubiquité par Amour (1943/1944). Wir können der mystischen Vision auch bestimmte Beschwörungen des Zustandes der Seligkeit zuordnen, der nach dem Tod unser sein wird! Der aber auf den zweiten Teil von Combat de la Mort et de la Vie, N°4, mit dem vierten Teil von Corps glorieux (1939) seine Hinweise in einem solchen beredtem Ausdruck in der Paix ensoleillée du divin Amour (1934) beweist: So ist das vielleicht das bewegendste Beispiel! Doch das sind Ausnahmen und selbst für das letzte zitierte Beispiel lässt sich nur der Gegensatz verstehen, was dieser Vision vorausgeht: Es handelt sich also nicht um die Wieder-Spiegelung einer erlebten Erfahrung, sondern um eine Äquivalenz durch Klänge, die wir Deutschen  ein Gleichnis nennen würden: Was es auch sein könnte! Das bringt uns zurück zur Grund-Funktion der Musik für Messiaen: Der einer symbolischen Sprache, eines Äquivalenz-Gefüges!

Diese einzigartige Haltung eines musicus theologicus, die Handwerks-Kunst und den transzendenten Parameter unauflöslich verbindet, steht Messiaen den Künstlern des Mittelalters viel näher als denen unserer Zeit und das hat ihm auch eine Reihe von Oppositionen eingebracht: Die bis etwa 1945 eine starke Intensität mit äußerst heftigen Kontroversen erreichten. Darüber hinaus reicht es aus, sich mit der Nomenklatur seiner Werke selbst und dann mit den Epigraphen und Kommentaren der verschiedenen Stücke zu befassen, um zu erkennen, dass die rein musikalische und technische Perspektive nicht ausreichen kann. Der Autor, der das wahre Grundlagen-Werk zu seinem Werk schreibt: Muss sowohl Theologe als auch Musiker sein!

Bedeutet das, dass ästhetische Kriterien allein nicht ausreichen, um den Schlüssel zu seiner Musik zu liefern? Offensichtlich hat jedes Kunstwerk seine ästhetische und technische Dimension, die wie wir sehen werden, im Fall von Messiaen absolut wesentlich ist. Aber können wir seine Musik verstehen, ohne ihre spirituelle Dimension zu berücksichtigen? Weder mehr noch weniger als im Fall von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Sicherlich behält eine Kantate oder ein Orgel-Choral von Bach ihre rein ästhetischen Tugenden und ihre intrinsische Schönheit auch ohne die Intelligenz des Textes und den theologischen und liturgischen Kontext: Der ihren Grund darstellt! Tatsache ist, dass das Verständnis das wir haben können, sehr unvollständig bleiben wird, wenn der Buchstabe nicht mit dem Geist verbunden ist!

Das Gleiche gilt für Messiaen und überhaupt für alle religiös inspirierte Musik! Gewiss das Prestige einer schillernden und neuen Harmonie, von unermesslichen Rhythmen voller unerschöpflicher Vielfalt! Von melodischen Linien mit wunderbarer plastischer Schönheit und eines revolutionären Umgangs mit vielen Klangfarben-Ressourcen, all dies bleibt für den Zuhörer gleichermaßen wahrnehmbar: Ob gläubig oder auch nicht bewusst mit den religiösen Themen des jeweiligen Stück bekannt! Aber der Grund für all dies wird zwangsläufig ein toter Buchstabe bleiben, denn der Hörer bleibt Gefangener einer rein materialistischen Auffassung des jeweiligen Kunstwerks. Er wird unweigerlich nachdem er die konkrete Existenz wahrgenommen hat, nicht zum Verständnis seines Wesens gelangen, das letztlich darin besteht: Es ist bei einem Künstler wie Messiaen eine ursprüngliche Dimension!

Ein Mensch und sein Universum…

Innerhalb einer umfangreichen Produktion nehmen die drei Lieder-Zyklen nur einen zahlenmäßig begrenzten Platz ein. Nach ein paar jugendlichen Kompositionen blühen sie über ein Jahrzehnt auf und danach wird  Messiaen nie wieder zum Lied zurückkehren. Es ist jedoch derselbe Musiker, der nie aufgehöhrt hat sich für die melodischen Strukturen der Gesangs-Stimmen der Vögel auf der ganzen Welt zu begeistern und dabei nicht verfehlt hat zu bekräftigen: Dass „…le chant est la source élémentaire de la musique.“ Und der auf den ersten Seiten seiner Abhandlung Technique de mon langage musical (1942) gewissermaßen als Glaubens-Bekenntnis verkünden konnte: „Primauté à la mélodie. Elément le plus noble de la musique, que la mélodie soit le but principal de nos recherches“.  Seine Faszination für den Gesang geht über die Grenzen des menschlichen Gesang hinaus, da sich viele Zeilen seiner Instrumental-Kompositionen ausdrücklich auf die Stimme beziehen.

Bei der Herangehensweise an das Lied vernachlässigt der Komponist nicht die Aufmerksamkeit auf den Gesang. So gesteht er: „Ich glaube, ich schreibe recht gut für den Gesang, denn alles was ich schreibe ist für den Gesang und ich singe es auch selber. […]. Ich erkenne auch die Probleme der Diktion, den phonetischen Wert von Vokalen und Konsonanten, die Bedeutung der Atmung, die richtige Stelle zum Ein-Atmen und die verschiedenen Register der Stimme.“ Wenn seine Partituren von rein stimmlichen Schwierigkeiten, aber auch von vielen rhythmischen und intonatorischen Schwierigkeiten gespickt sind, dann aber doch in vollkommener Kenntnis der Sachlage: „Ich benötige eine dramatische Sopran-Stimme, weil ich Marcelle Bunlet (1900-1991) sehr bewundere, eine wundervolle Sängerin und eine bewundernswerte Musikerin, die eine sehr formbare Stimme und einen großen Stimm-Umfang hatte und problemlos Isolde aus Tristan und Isolde (1865), Kundry aus Parsifal (1882) und Brünnhilde aus Der Ring des Nibelungen (1876) von Richard Wagner (1813-1883) sang. Deshalb habe ich meine Lieder-Zyklen für sie erdacht! Es sind Lieder, die sehr lang sind, den Atem sehr ermüden und einen gewaltigen Stimm-Umfang erfordern.“

Die drei Lieder-Zyklen entsprechen so vielen entscheidenden intimen Momenten im Privat-Leben des Komponisten: Die Hochzeit, die Geburt des Sohnes, dem Drama der unmöglichen Liebe. Später als sich seine persönliche und berufliche Existenz stabilisierte, musste Messiaens kreative Ader vielleicht nicht mehr durch diese äusserst subjektiven Schnapp-Schüsse fließen, denn umso persönlicher sind alle diese Lieder auf Gedichten des Komponisten selbst im Nachhinein wie Aufzeichnungen eines privaten Tagebuchs erschienen. Während er alle seine Werke ausführlich erklärt hatte, war Messiaen in Bezug auf seine Lieder äusserst diskret geblieben.

Liederabend - Théâtre de l’Athenée Paris - 29. Janvier 2024

D A S  P R O G R A M M: Messiaen: 1. POURQUOI ? * 2. LE SOURIRE * 3. LA FINANCÉE PERDUE aus 3 LIEDER (1930) nach Gedichten von Cécile Sauvage (1883-1927) und dem Komponisten. *** Claire Delbos (1906-1959) : 1. DORS…  * 3. JE SUIS LÀ… * 4. TE VOILÀ, HORS DE L’ALVÉOLE… * 7. TE VOILÀ, MON PETIT AMANT… * 8. AI-JE PU T’APPELER DE L’OMBREAuszüge aus L’ÂME EN BOURGEON (1937)  nach Gedichten von Sauvauge. *** Claude Debussy (1862-1918) : FEUX D’ARTIFICE (1913), Auszüge aus dem II. Buch der PRÉLUDES * 1. NUIT SANS FIN * 2. LORSQU’ELLE EST ENTRÉE aus NUITS BLANCHES  (1898) mit Gedichten vom Komponisten. *** Messiaen: 1. BAIL AVEC MI * 2. ANTIENNE DU SILENCE * 3. DANSE DU BÉBÉ-PILULE * 4. ARC-EN- CIEL D’INNOCENCE * 5. MINUIT PILE ET FACE * 6. RÉSURRECTION aus CHANTS DE TERRE ET DE CIEL (1938) mit Gedichten des Komponisten.

Jenny Daviet, Sopran @ Lundis musicaux

Die französische Sopranistin Jenny Daviet entdeckt die Musik von Messiaen wieder, die sie zu etwas Besonderem gemacht hat und die es versteht, die seltsame Mischung aus Erotik und katholischer Mystik in den von Messiaen selbst geschriebenen Worten einzufangen. Mit dem französischen Pianisten Alphonse Cemin bieten sie beide zusammen ein äußerst aufregendes Porträt dieses einzigartigen und fesselnden  Komponisten.

Zwischen trillerndem Vogel-Gesang und jesuitischer Missions-Musik…

Eine imposante Theater-Präsenz und eine natürliche Musikalität machten die Sopranistin Jenny Daviet zu einem außerordentlichen Talent mit einem vielseitigen Repertoire. Für diese Hommage an den Lieder-Komponisten Olivier Messiaen, beschloss sie mit ihrem Partner am Klavier Alphonse Cemin, das Programm um die Mutter des Komponisten, der Dichterin Cécile Sauvage, sowie um die erste leider schon früh verstorbene Frau des Komponisten, die Violinistin und Komponistin Claire Delbos zu konzipieren. Die letztgenannte Musikerin, die noch in jungen Jahren von einer schweren Krankheit betroffen war, hinterließ natürlich nur ein recht begrenztes musikalisches Werk, mit dem von 1937 datierten Zyklus L’âme en bourgeon nach Gedichten ihrer Schwiegermutter über die Geburt ihres Sohn Olivier handelt. Fünf der acht vorhandenen Liedern werden hier aufgeführt. Claire wartete damals auf die Geburt ihres einzigen Sohnes Pascal-Emmanuel. Diese Lieder spiegeln die Zeit wider, die sowohl lächelnd als auch schon bereits ängstlich ist. Durch ihre Inspiration und eine gewisse Form des Klassizismus offenbaren sie die musikalische Reise dieser Komponistin, die etwas wenn nicht zu viel im Schatten ihres Mannes stand, dessen Karriere schnell weiter wuchs. Bereits schon 1930 verwendete Messiaen für die Drei Lieder Gedichte seiner Mutter und seiner selbst, die bereits die ästhetischen Ausrichtungen und Ambitionen des Komponisten ankündigten.

Alphonse Cemin, Klavier @ Lundis musicaux

Eine ergeizige Familien-Geschichte mit göttlicher Musik…

Daviet singt hier den zweiten von drei großen ehrgeizigen und besonders schwierig auszuführenden Lieder-Zyklen, die Messiaen komponiert hat: Poèmes pour Mi, gewidmet Delbos im Jahr 1937, Chants de Terre et de Ciel im folgenden Jahr und Harawi unmittelbar nach dem Krieg. Diese Zyklen wurden alle vom Komponisten selbst am Klavier mit der schon genannten großartigen dramatischen Sopranistin Bunlet erschaffen und auch uraufgeführt, einer Freundin von Messiaen mit einem unerschöpflichen Atem, wie er selbst bemerkte. Daviet singt mit einer sehr bemerkenswerten Souveränität und mit echter emotionaler Präsenz. Ihre wunderschöne klare strahlenden Sopran-Stimme ist vielleicht eher lyrisch, hat aber erstaunliche dramatische Ausbrüche. Sodass sie wohl auch im Sinne des Komponisten die nötige stimmlich Kraft und den langen Atem für diese erotisch-christliche Sinnlichkeit mit bringt. Wir persönlich sind  jedoch fest davon überzeugt, dass ihre Stimme perfekt zu dieser frömmelnden und auch gleichzeitig glühenden Musik passt mit ihren leichten und in gleicher Zeit auch kräftigen Höhenflüge mit einem natürlichen frischen Ton: Der oft ein wenig unschuldig und naiv klingt. Sie überwindet geschickt die vielen Fallstricke in dieser bewusst konfusen religiösen Musik! Ihre langen Phrasen mit viel Offenheit, sei es im schwierigen Tanz der Babypille oder in dem letzten Lied mit seinem sich wiederholenden Halleluja! für die Auferstehung zum Ostertag: Die die tiefe katholische Leidenschaft des Komponisten zum Ausdruck bringt! Dieser Zyklus aus dem Jahr 1938, kurz nach der Geburt seines Sohnes Pascal-Emmanuel zeigt einen liebevollen Vater, der immer noch fassungslos ist über diese Revolution ist: Die vielleicht ohne sein Intim-Leben stattfand!

Zwei seltene fast nie vorgetragene Lieder von Debussy aus dem Zyklus Nuits Blanches aus dem Jahr 1898, die restlichen Lieder aus dieser Sammlung wurden bisher leider nicht wieder gefunden.

Vervollständigt wurde dieses wohl sehr ergreifende Programm mit einer lächelnden Zugabe: Ein traumhaftes frühes Lied des jungen Gabriel Fauré (1845-1924), es war wohl seine erste Hommage an die Nuits Blanches seines älteren Kollegen Debussy, übrigens feiern wir dieses Jahr den 100. Geburtstag von Fauré: 1. Le Papillon et la Fleur,Op.1/1 (1861) aus Vingt Mélodies, 1er Recueil (1879)  nach einem Gedicht von Victor Hugo (1802-1885).

Der sehr talentierte und äußerst inspirierte Pianist Cemin geht über den strengen Rahmen der Begleitung hinaus und offenbart in diesem anspruchsvollen Repertoire den ganzen Reichtum seines Tasten-Anschlags und seine vollständige einmalige Beherrschung des Klaviers. Diese herausragenden Qualitäten kommen in seiner virtuosen, aber auch poetischen Interpretation von Feux d’artifice aus dem Deuxième Livre des Préludes von Debussy voll zum Ausdruck.

Dieser melodischer Abend wurde vom gesamten anwesenden Publikum mit viel Begeisterung gefeiert. Wir haben aber ein wirkliches atemberaubendes Geschenk erhalten: Diese wunderbare Entdeckung eines großen Talents, die bezauberte zarte fast feenhafte Sopranistin Jenny Daviet mit einer kolossalen Stimme! Brava! Brava!

Wenn wir auch meinen, dass in der Musik und wohl noch viel mehr im Text von Messiaen eine gewisse Anziehungskraft für den grausamen großen schwarzen und erbarmlosen Schatten eines bedrohenden Groß-Inquisitor besteht: Hast du genug gebeichtet? Hat du genug gebetet?  Halleluja! (PMP/03.02.2024)

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