Osnabrück, Theater am Domhof, Spielplan 2017/18 - Hohe Auslastung, IOCO Aktuell, 20.05.2017

Osnabrück, Theater am Domhof, Spielplan 2017/18 - Hohe Auslastung, IOCO Aktuell, 20.05.2017
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Theater Osnabrück

Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd
Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd

Theater Osnabrück  - Spiegel für alle Ecken der Stadt

Ein Theater stellt sich vor: 2017/18, Auslastung, Ziele

Von Hanns Butterhof

Theater Osnabrueck / Intendant Ralf Waldschmidt © Hanns Butterhof
Theater Osnabrueck / Intendant Ralf Waldschmidt © Hanns Butterhof

Intendant Ralf Waldschmidt hat mit seinem Team das Programm der Spielzeit 2017/18 vorgestellt. Äußerst zufrieden zeigt er sich im Rückblick über die Auslastung seiner beiden Spielstätten, dem Großen Haus, Theater am Domhof, und dem Kleinen Haus, dem emma-theater. Die Zahlen können sich in der Tat sehen lassen: Das Theater am Domhof hat in der Spielzeit 2016/17 (Stand 30.4.) eine Gesamtauslastung von gut 84 %, zu dem das Musiktheater mit etwa 87 % und das Tanztheater mit gut 86 % beitragen. Das emma-theater ist zu gut 89 % ausgelastet; an die 96 % trägt dazu das Schauspiel, glatte 100 % das Tanztheater bei. Bei diesen Zahlen ist auch die Befriedigung Waldschmidts unmittelbar verständlich, das banausische Ansinnen abgewehrt zu haben, die Tanzsparte aus finanziellen Gründen ganz zu schließen.

Grundsätzlich reklamiert Waldschmidt weiter den politischen Anspruch des Theaters, will aber in der kommenden Spielzeit den Blick nach innen richten. Im Themenzentrum stehen die existenziellen Fragen nach Identität: wer bin ich, wer kann, wer darf ich sein? Bevorzugter Schauplatz ist die Familie.

heater Osnabrueck / Von links: Mauro de Candia, Patricia Stoeckemann, Ulrike Schumann, Dominique Schnizer, Ralf Waldschmidt, Jens Peters, Marie Senf © Hanns Butterhof
heater Osnabrueck / Von links: Mauro de Candia, Patricia Stoeckemann, Ulrike Schumann, Dominique Schnizer, Ralf Waldschmidt, Jens Peters, Marie Senf © Hanns Butterhof

Das Schauspiel, erläutern der Leitende Schauspieldirektor Dominique Schnizer und sein Dramaturg Jens Peters, spannt den Bogen von der Tragödie wie Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ über die Komödie wie „Schöne Bescherungen“ des unverwüstlichen Alan Ayckbourn bis zum Familienkrimi mit Eugene O'Neills Klassiker „Eines langen Tages Reise in die Nacht“. Für eine interessante Medea-Produktion kooperiert das Theater mit dem Teatro Avenida aus Mosambik; „Medea 2 - Dois mundos, uma narra

ção“ mit zwei Erzählungen der gleichen Geschichte und zwei Medea-Darstellerinnen, einer europäischen für Mosambik, einer afrikanischen für Osnabrück; das kann spannend werden.

Das siebte „Spieltriebe“-Festival vom 1. bis 3. September bietet unter dem Motto „Macht *Spiel*Geschlecht“ 12 Premieren auf fünf Routen durch den Osnabrücker Stadtraum. Einige werden in den Spielplan übernommen, darunter die deutschsprachige Erstaufführung von Sara Stridsbergs „Valerie Solanas, Präsidentin von Amerika“ über die Vordenkerin der „Gesellschaft zur Vernichtung der Männer“.

Mit einem Stadtprojekt zu „Mutter Courage und ihre Kinder“ verfolgt Intendant Waldschmidt weiter seinen erfolgreichen Weg, das Theater zur Stadt hin zu öffnen. Wie mit „Spiegeln in allen Ecken der Stadt“ soll so Raum für Reflexion und Selbstvergewisserung geschaffen werden.

Das Musiktheater bietet wieder große Oper, Operette und Musical. Das beginnt mit Giuseppe Verdis „Rigoletto“ und setzt sich mit Emmerich Kálmans „Die Zirkusprinzessin“ und Christopher Curtis' „Chaplin“-Musical fort. Die Paulus-Oper „San Paolo“ von Sidney Corbett nach Pier Paolo Pasolini ist eine Uraufführung.

 Theater Osnabrueck / Dramaturgin Patricia Stoeckemann und Tanzchef Mauro de Candia © Hanns Butterhof
Theater Osnabrueck / Dramaturgin Patricia Stoeckemann und Tanzchef Mauro de Candia © Hanns Butterhof

Tanzchef Mauro de Candia und seine Dramaturgin Patricia Stöckemann haben „Heimat“ als Themenschwerpunkt gewählt. In den zwei Uraufführungen „Home Sweet Home“ und „Unter einem Himmel“ geht es um Identität und Heimatgefühle,, die auch mit einschneidenden Musikerfahrungen verknüpft sind. Der Gastchoreograph Samir Calixto geht dem Verlust von Heimat durch den Verlust von Liebe mit Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ nach.

Generalmusikdirektor Andreas Hotz kündigt an, dass er weiter an der Qualität des Orchesters und den Hörgewohnheiten des Publikums arbeiten wird. In 8 Sinfoniekonzerten wird er historische Aufführungspraxis und moderne Musik konfrontieren, Jazz eingeschlossen.

Es ist immer wieder bewundernswert, was das Osnabrücker Theater mit seinem relativ kleinen Budget leistet. Auch auf die neue Spielzeit 2017/18 darf man gespannt sein.

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