Osnabrück, Theater am Domhof, Die Zauberflöte von Wolfgang A. Mozart, IOCO Kritik, 08.09.2016
Die Zauberflöte im Theater am Domhof versprüht wenig Glanz. Regisseur Alexander May gestaltet Mozarts letzte Oper „Die Zauberflöte“ nicht sehr klar als Traum vom Erwachsenwerden, und Dirigent Daniel Inbal schafft für die Handlung keinen durchgehend tragenden Mozartschen Klang". Hanns Butterhof
Traum und Trauma des Erwachsenwerdens
Die Zauberflöte im Theater am Domhof
Großer Premierenbeifall für Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“ im Theater am Domhof. Von Hanns Butterhof
Der Saisonauftakt des Musiktheaters versprüht wenig Glanz. Im Theater am Domhof gestaltet Regisseur Alexander May Mozarts letzte Oper „Die Zauberflöte“ nicht sehr klar als Traum vom Erwachsenwerden, und Dirigent Daniel Inbal schafft für die Handlung keinen durchgehend tragenden Mozartschen Klangraum.
In einem düsteren Klassenzimmer (Bühne: Etienne Pluss) träumt ein Schüler (Daniel Wagner), als Prinz Tamino furchtlos eine schöne Prinzessin zu retten und nach einigen schwierigen Prüfungen König zu werden. In Papageno (Jan Friedrich Eggers) hat er einen völlig anderen Begleiter. Der bunte Geselle lässt sich von seinen Gefühlen leiten, und ein kleines Glück mit einer passenden Frau genügt ihm. Realistisch entzieht er sich allen Ritualen, deren Sinn er nicht einsieht.
Die werden ihm und Tamino von Sarastro (José Gallisa) verordnet, dem Chef einer grau uniformierten (Kostüme: David Gonter) Gemeinschaft gesichtsloser Mitläufer; der Finsterling ist sogar einem Übergriff auf die von ihm gefangen gehaltene Prinzessin Pamina (Erika Simons) nicht abgeneigt. Taminos Traum, sich den Regeln dieses Clans anzupassen, als Mann anerkannt und dann König zu werden, kann in Papagenos Augen nur ein Trauma sein; er macht sich stattdessen mit der sinnlichen Papagena (Caroline Bruker) ins Bett davon.
Es ist von der Regie durchaus aufklärerisch gedacht, den Prozess von Taminos Erwachsenwerden als soziale Integration nicht nur positiv zu sehen und Papagenos Anarchie zumindest als notwendige Ergänzung ernst zu nehmen. Doch wird diese Geschichte nicht klar erzählt und geht in vielen kleinen, teilweise wenig plausiblen Regieeinfällen nahezu unter.
Der unbedingte Wille der Regie zur Aufklärung lastet auch auf der Musik. Daniel Wagner singt den Tamino stimmlich gepresst und agiert schulbubenhaft eng auch bei den Proben auf Leben und Tod. Jan Friedrich Eggers als Papageno ist durchweg ernsthaft angelegt, und Erika Simons ist als Pamina einnehmend das nette Mädchen von nebenan mit einer Neigung zum dramatischen Ausdruck.
Marie-Christine Haase füllt die Rolle der Königin der Nacht respektabel aus. Warum sie schließlich zum neurodermitischen Gruftie mutiert, wird so wenig deutlich wie die Rolle Sarastros, deren Tiefe José Gallisas Bass nicht auslotet. Nicht nur er artikuliert so undeutlich, dass man sich nach Übertitelung sehnt.
Die Partitur hat Daniel Inbal am Pult noch nicht recht im Griff. Tempo und Dynamik stimmen nicht immer, so dass sich der Mozartsche Klangraum nicht hält, selbst wo er im einzelnen entsteht. Gleichwohl gab es langanhaltenden Beifall für Inbal und sein Symphonieorchester, das Ensemble, den von Markus Lafleur einstudierten Chor und das Regieteam. Von Hanns Butterhof
Theater am Domhof - Die Zauberflöte: Termine: 9., 23., 28.9.2016, 6.10., 9.10., 23.10., 28.10.2016, 5.11., 12.11.2016, 8.12., 18.12., 20.12., 23.12., 26.12.2016 jeweils 19.30 Uhr.
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