Osnabrück, Theater Am Domhof, OHNE BLUT - HERZOG BLAUBARTS BURG, IOCO

OHNE BLUT - Osnabrück: Nicht zufällig bietet das Theater Osnabrück mit Ohne Blut von Péter Eötvös (Uraufführung 2015) und Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók (Uraufführung 1918) zwei Opern an einem Abend. Eötvös wollte für Bartóks Oper ......

Osnabrück, Theater Am Domhof, OHNE BLUT - HERZOG BLAUBARTS BURG, IOCO
Osnabrück / Theater am Domhof © Marius Maasewerd

Wie Frieden  gehen kann - aktueller Doppel-Opernabend in Osnabrück - „Ohne Blut“ und „Herzog Blaubarts Burg“

von Hanns Butterhof

Nicht zufällig bietet das Theater Osnabrück mit Ohne Blut von Péter Eötvös (Uraufführung 2015) und Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók (Uraufführung 1918) zwei Opern an einem Abend. Eötvös wollte für Bartóks Oper, die mit einer Stunde Spieldauer nicht abendfüllend ist, ein passendes Partnerstück komponieren. Im Osnabrücker Theater am Domhof zeigen sich Ohne Blut und Blaubart szenisch, musikalisch und personell vielfach mit einander verbunden. In beiden geht es um die hochaktuelle Frage, wie Frieden möglich ist und unter welchen Bedingungen.

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Die Bühne der Ausstatter Okarina Peter und Timo Dentler wird nahezu völlig von einer Treppe ausgefüllt, deren metallische Stufen bis unter den Schnürboden reichen. Zu Ohne Blut sieht man ihre Rückseite, zu Herzog Blaubarts Burg ist sie von vorn zu sehen. Davor ist eine schmale Spielfläche mit einer Bodentür, dahinter spielt, durch einen Gazevorhang sichtbar, das Orchester.

Die Frage nach dem Frieden stellt sich in beiden Opern einer starken Frau. In Ohne Blut (Libretto von Mari Mezei nach Alessandro Baricco) ist es Nina, die als Kind, unter der Bodentür versteckt, erleben musste, wie ihr Vater von Soldaten erschossen wurde. Einer hatte sie entdeckt, aber verschont. Jetzt, nach fünfzig Jahren, hat sie ihn als alten Mann, der Lose verkauft, aufgespürt. Ihre Absicht ist, ihn zu töten wie vorher schon seine beiden Kumpane.  In einem intensiven Gespräch erzählen sie sich die Geschichten ihres Lebens, die von dem damaligen traumatischen Erlebnis geprägten sind. Als Nina erkennt, dass so beide zu Tätern und Opfern wurden, kann sie statt Rache zu nehmen eine Lösung ohne neues Blut und ihren Frieden finden.

OHNE BLUT hier Nina hat den Mörder ihres Vaters gefunden (Susann Vent-Wunderlich, Jan Friedrich Eggers) @ Stephan Glagla

Schwerer hat es Judith in Herzog Blaubarts Burg (Libretto von Béla Bartók), die in weißem Hochzeitskleid mit dem Herzog in Offiziersuniform aus der Bodentür auftritt. Sie ist ihm trotz seines üblen Rufs aus Liebe auf seine Burg gefolgt. Besorgt über deren Düsternis bedrängt sie ihn, alle Türen in dem dunklen Gebäude aufschließen zu dürfen. Ihre Zuversicht verfliegt, als die Türen zu einer Folter-, Waffen- und Schatzkammer führen, zu einem Blumengarten und weiten Ländereien. Überall ist Blut. Aber sie sucht noch, ihre Liebe zu bewahren. Sie überwindet ihre Angst vor dem, was noch hinter den beiden letzten Türen verschlossen ist. Als sie auch diese öffnet, liegt hinter der ersten ein See aus den Tränen von Blaubarts drei früheren Frauen, die aus der anderen totenbleich hervortreten. Obwohl Blaubart ihr das volle Ausmaß seiner Untaten offenlegt, sie aber erkennen muss, dass sie das gleiche Schicksal erwartet wie seine vorherigen Frauen, kann sich Judith trotz ihrer Liebe damit nicht zufrieden geben. Sie verlässt Blaubart.

Regisseur Ulrich Mokrusch hat unaufdringlich mit den beiden Opern ein brandaktuelles Thema aufgegriffen. Deren Kombination vermeidet klug eine blinde Friedensbegeisterung ohne Rücksicht auf die Bedingungen. Mit der Besetzung mit dem selben Protagonisten-Paar Susann Vent-Wunderlich und Jan Friedrich Eggers ist personell für beide Opern eine deutliche Klammer geschaffen. Für die Seelendramen wäre trotz der Größe des Themas ein intensivierend kammerspielartiger Raum vielleicht angemessener; die breite Treppe trägt mit ihren sportlichen Anforderungen an die Solisten wenig zum Verständnis der Handlung bei.

HERZOG BLAUBARTS BURG hier Judith erzwingt von Blaubart die Öffnung aller Türen (Jan Friedrich Eggers, Susann Vent-Wunderlich) @ Stephan Glagla

Susann Vent-Wunderlich hat mit Nina / Judith eine Riesenpartie, die sie mit ihrem kräftigen dramatischen Sopran musikalisch überzeugend gestaltet. Durch leichtes Tremolieren und in expressiven Partien leidet aber ihre Textverständlichkeit. Das Zusammenspiel mit Jan Friedrich Eggers als Herzog ist durchgängig fesselnd. Eggers überzeugt gesangs-darstellerisch bei weitgehendem Sprechgesang wie Vent-Wunderlich mit bewundernswerter stimmlicher Ausdauer.

Das Orchester wird von dem scheidenden GMD Andreas Hotz mit viel Gefühl für die Partituren geführt. Die Musik von Eötvös, die etwas anstrengend die Handlung begleitet, bleibt eher blass. Doch das Osnabrücker Symphonie-orchester lässt die Farben der Kammern von Blaubarts Burg leuchten. Eine Übertitelung dürfte dem Opernabend trotz deutschen Textes guttun.

Nach gut zwei fordernden Stunden kräftiger Beifall für die Solisten, enthusiastisch für Andreas Hotz und das Orchester.

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