Münster, Theater Münster stellt das Programm der Spielzeit 2025/26 vor

Münster, Theater Münster stellt das Programm der Spielzeit 2025/26 vor
Das Leitungsteam des Theater Münster. Von links: Tanzchefin Lillian Stillwell, Generalintendantin Dr. Katharina Kost-Tolmein, Schauspieldirektor Remsi Al Khalisi, Leiterin Junges Theater Angela Merl, Generalmusikdirektor Golo Berg, Verwaltungsdirektor Dominik Baumann. Foto: Hanns Butterhof

Freiheit der Kunst als Motto

Von Hanns Butterhof

Auf der ersten Pressekonferenz nach dem Paukenschlag der Nicht-Verlängerung der Generalintendanz von Dr. Katharina Kost-Tolmein zeigt sich das Leitungsteam am Theater Münster zufrieden mit sich und seiner Arbeit. Für alle Sparten werden große Erfolge verkündet, die von der Stadt angeführte Entwicklung der Zuschauerzahlen, die „nicht so gut wie erwartet“ waren, kam nicht zur Sprache. So war der allgemeine Tenor für die neue Spielzeit ein fröhliches Weiter so.

 In ihrem programmatischen Eingangsstatement  kündigt Generalintendantin Dr. Katharina Kost-Tolmein mit 28 Premieren, 9 Wiederaufnahmen und 10 Symphonie-Konzerten ein breites Angebot an. Als einen Höhepunkt nennt sie das Drama „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller, aus dessen 1795 erschienener Schrift „Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen“ auch das Motto der Spielzeit  „... denn die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ genommen ist. Die Fortsetzung dieses Satzes bei Schiller, „...und nicht von der Notdurft der Materie will sie ihre Vorschriften empfangen“, kann man getrost als stolze Entgegnung auf den schnöden Anspruch der Stadt auf bessere Auslastung verstehen. Die Freiheit deutet Kost-Tolmein in einem etwas erweiterten Kunstbegriff im Sinne von Vielfalt und Befreiung von Hemmnissen mancherlei Art. Man darf gespannt sein, wie diese Freiheiten im real existierenden Betrieb der Theatersaison 2025/26 wirksam werden.

 Generalmusikdirektor Golo Berg gibt der Erwartung an die Leistung der Kunst eine durchaus eigene Wendung. Er erwartet sie im Sinne Schillers von „bürgerlicher“ Vernunft, die heute ein moderner Klangkörper wie das Sinfonieorchester Münster einlöst, das ohne Klassenschranken auf Herzensbildung ausgerichtet sei. Die Konzerte seien voll und gefeiert, was wohl damit zu tun hat, dass sie „an den großen Werken der Vergangenheit orientiert“ seien und hochrangige Solisten für sie verpflichte würden; für die neue Spielzeit hebt Berg den Organisten Christian Schmitt im 6., den Hornisten Radek Barboràk im 7. und den Pianisten Lukas Sternath im 8.Sinfoniekonzert hervor.

 Für das Musiktheater weist Kost-Tolmein auf die lange in Münster nicht mehr gehörte Oper „Tristan und  Isolde“ von Richard Wagner hin und verknüpft sie scherzhaft mit Gaetano Donizettis komischer Oper „Der Liebestrank“. Verwundert zeigt sie sich darüber, dass „A Midsummer Night's Dream“ von Benjamin Britten erst hier in Münster die deutsche Erstaufführung erhalten wird und freut sich auf den Klassiker „La Traviata“ von Giuseppe Verdi. Das Musical der Spielzeit ist „Der Graf von Monte Christo“ von Frank Wildhorn, und in Kooperation mit der Oper Darmstadt führt im Rahmen von NoPERAS „Die Kantine“ von Nico Sauer mit einem Gang durch das Haus in das Räderwerk der Oper.

 Schauspieldirektor und Stellvertreter der Generalintendantin in künstlerischen Fragen Remsi Al Khalisi weist stolz auf 10 Neuproduktionen hin, darunter 5 Erst- und Ur-Aufführungen. Mit ihnen möchte er sich vor allem „in die Debatten unserer Zeit einmischen“. Er hebt „Endsieg“, Elfriede Jelineks Reaktion auf die Wahl von Trump, sowie eine Bearbeitung von Fjodor F. Dostojewskijs „Der Idiot“ und „Gewölk“ von Hausautorin Paula Kläy hervor. Man kann sich darauf einstellen, dass Geschlechter- und Genderkonzepte in Frage gestellt, Machtstrukturen bloßgelegt, Fluchtgeschichten erzählt und wieder offene Türen eingerannt werden, nicht, weil die Themen nicht wichtig wären, aber weil ihre Behandlung dem von der Generalintendantin angeführten Anspruch Schillers auf ausdrücklich „ästhetische Erziehung“ zugunsten politischer Belehrung öfter nicht gerecht wurde.

 Tanzdirektorin und Chefchoreographin Lillian Stillwell stellt sich in die Münsteraner Tanztradition von Birgitta Trommler (1989 – 1996) über Daniel Goldin (1996 – 2011) zu Hans Henning Paar (2011 -2022), vor allem in Beziehung darauf, dass diese immer auch Gastchoreographen eingeladen hätten. In der neuen Spielzeit werden von den insgesamt 5 Produktionen 3 von Gästen bestritten, Lillian Stillwell ist zur Hälfte an einem zweiteiligen Tanzabend beteiligt, allein gestaltet sie mit dem Ballett „Die Schwäne“ einen Tanzabend mit der Schwanensee-Musik von Pjotr Tschaikowsky - aus der Perspektive der Schwäne; man darf gespannt sein.

 Die Termine:

Musiktheater:

20.09.25          Der Liebestrank von Gaetano Donizetti Großes Haus (GH)

26.09.25          Die Italienische Operngala    (GH)

02.11.25          Tristan und Isolde von Richard Wagner (GH)

17.01.26          Der Graf von Monte Christo von Frank Wildhorn (GH)

27.02.26          Die Kantine von Nico Sauer

11.04.26          A Midsummer Night's Dream von Benjamin Britten (GH)

13,06.26          La Traviata von Giuseppe Verdi (GH)

12.12.26          La Bohème von Giacomo Puccini (GH)

 

Schauspiel     

19.9.25                    Endsieg von Elfriede Jelinek  Kleines Haus (KH)

11.10.25          Der Idiot von Milena Michalek nach Dostojewskij (GH)

21.11.25          Muskeln aus Plastik von Kay Matter (KH)

29.11.25          Bunbury – Ernst sein ist alles von Oscar Wilde (GH)

16.01.26          Gewölk von Paula Kläy Studio (S)

23.01.26          Die Wurzel aus Sein von Wajdi Mouawad (KH)

14.03.26          Maria Stuart von Friedrich Schiller (GH)

27.03.26          Toxische Männer von Konstantin Küspert (KH)

13.05.26          Heartship von Caren Jeß (S)

22.05.26          Süßer Vogel Jugend von Tennessee Williams (KH)

31.10.26          Der zerbrochene Krug von Heinrich von Kleist (KH)

 

Tanztheater

24.10.25                 Generation Gap von J. Malédon/F. Privileg/Y. Wiki (KH)

31.10.25          Boots & Boys von Annie Hanauer (Stadtbücherei MS)

07.02.26          Die Schwäne von Lillian Stillwell (GH)

24.04.26          Amor/Absicht von G.R.Sansano, Lillian Stillwell (KH)

2026                Fliegen von Peter Leung (S)

 

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Foto: Hanns Butterhof