Münster, Pablo Picasso-Museum, Ausstellung - A Collector´s Choice, IOCO, 12.02.2023

Münster, Pablo Picasso-Museum, Ausstellung - A Collector´s Choice, IOCO, 12.02.2023
Kunstmuseum Pablo Picasso Muenster © Kunstmuseum Pablo Picasso
Kunstmuseum Pablo Picasso Muenster © Kunstmuseum Pablo Picasso

Kunstmuseum Pablo Picasso

„A Collector's Choice“ - Ausstellung - Pablo Picasso Museum

- Picasso, Miró, Schemmer, Kirchner & Co. führen in die frühe Moderne -

von Hanns Butterhof

Pablo Picasso-Museum, Münster / Museumsdirektor Markus Müller © Hanns Butterhof
Pablo Picasso-Museum / Museumsdirektor Markus Müller © Hanns Butterhof

Das Kunstmuseum Pablo Picasso, Münster eröffnet das neue Ausstellungsjahr mit A Collector's Choice – Picasso, Miro, Schlemmer, Kirchner & Co.“. Überraschend tritt neben den üblichen Verdächtigen Picasso und Miro und neben Ludwig Kirchner & Co. erstmals Oskar Schlemmer ins volle Rampenlicht des Museums, wo ihm der ansprechendste Raum gewidmet ist. Mit der Sonderausstellung Zum Zeigen gegeben“ als Beitrag zum 50. Todestag Picassos kommt es so, nach den originellen Worten von  Museumsdirektor Markus Müller, Foto links, zu einem Ausstellungs-„Doppelwumms“.

Die über neunzig durchweg hochkarätigen Exponate stammen aus den Beständen eines vom Museum ungenannten „internationalen Sammlers“; mit dessen Internationalität begründet das Museum auch den englischen Titel der Ausstellung, nicht etwa mit einem „Zugeständnis an den Zeitgeist“, wie Markus Müller betont. „A Collector's Choice“ würdigt, dass der Sammler mit entscheidend an der Auswahl der Werke, ihrer Begrenzung auf die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts und an der Hängung im Museum beteiligt war.

Pablo Picasso-Museum, Münster / A Collector´s Choice hier Portrait-Serie von Pablo Picasso © Hanns Butterhof
Pablo Picasso-Museum, Münster / A Collector´s Choice hier Portrait-Serie von Pablo Picasso © Hanns Butterhof

Im ersten Stock des Museums breitet sich die Hauptausstellung über mehrere Säle aus. Den Anfang macht standesgemäß Picasso (1881-1973), vor allem der junge Picasso. Sein frühestes Werk, die undatierte Kohlezeichnung einer Frau, signierte er noch mit P. Ruiz Picasso. Radierungen von 1905 führen ins Zirkusmilieu der Rosa- und ein Stillleben mit Gitarre, Flasche, Weinglas und Zeitung von 1914 in die kubistische Periode. Spektakulär sind 6 Aquatinta-Portraits seiner „Muse“ Dora Maar. Sie sind völlig unterschiedlich in Ausdruck, Perspektive und Stil; mit dieser Serie gibt Picasso in nuce seine Visitenkarte als stilistisches Chamäleon ab.

Als subtil politischer Künstler erweist sich Picasso 1941 mit einem stark formalisierten Frauenkopf, der mit Kohle auf einer auf dem Kopf stehende Seite der Zeitung Paris-Soir ausgeführt ist, die mit den deutschen Besatzern kollaborierte.

Ein kleineres Kabinett teilen sich die „& Co.“: Alexej Jawlensky (1865-1941) mit einer Serie sehr elementarisierter Kopf-Studien, Karl Peter Röhl (1890-1975) mit abstakten Konstruktionen, Lionel Feininger (1871-1956) mit einem überraschend untypischen Ölbild „Auf der Brücke“ und Alexander Archipenko (1887-1964) mit der bekannten Skulptur „Flacher Torso“.

Daran schließt sich der ansprechendste Raum der Ausstellung an, der mit drei Skulpturen und neun skulpturalen Gemälden Oskar Schlemmer (1888-1943) gewidmet ist. Sein Thema ist der Mensch, sei es als Gips- oder Bronze-Plastik, als klare Lithographie, schnell hingetuschte Figur, als Aquarell oder Ölgemälde. Bei aller Entpersönlichung der Figuren eignet ihnen Bewegung und Wärme, aus der noch deutlich der ungelöste Spagat des Bauhauses zwischen nahezu hymnischer Menschenliebe und rationalistischer Abstraktion sympathisch leuchtet; Schlemmer verstand die Abstraktion der menschlichen Gestalt als Abbild in einem höheren Sinne. Der Hingucker in diesem Sinne ist eine „Vierergruppe in Grau“ von 1930, die mit ihren Frauenköpfen in „verlorenem Profil“ an die „Bauhaustreppe“ im Essener Folkwang-Museum erinnert.

Pablo Picasso-Museum, Münster / A Collector´s Choice hier Vierergruppe in Grau von Oskar Schlemmer © Hanns Butterhof
Pablo Picasso-Museum, Münster / A Collector´s Choice hier Vierergruppe in Grau von Oskar Schlemmer © Hanns Butterhof

Zwei weitere Räume sind dem von Müller als Mastermind der „Brücke“ ausgerufenen Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) gewidmet. Die vierzig Exponate stammen aus den Jahren 1907 bis 2014, also aus den frühen Jahren von Kirchners Schaffen. Farbenfroh sind die Bilder seiner Geliebten Dodo in Pastell oder als Lithographie, wuchtig die Holzschnitte, und beim Bedenken der Qualität seiner aus der lebendigen Bewegung gestalteten, leicht hingetuschen Arbeiten wie seine „Schere“, die einen Tanzakt einfängt, kann man sich auch Gedanken über die Auswahl des Sammlers machen.

Der mit Abstand heitersten Saal der Ausstellung wird mit Werken von Joan Miró (1893-1983) bespielt. Mirò ist neben Picasso wohl der am häufigsten im Picasso-Museum ausgestellte Künstler, erst 2021 wurde dort deren Künstlerfreundschaft ausgiebig gewürdigt. Neben surrealistisch traumhaften Bildkompositionen bezaubern vor allem Miròs  Illustrationen zu dem Buch „Il était une petite pie“ von Lise Hirtz mit

Texten, die zwischen fantastischer Erzählung und Fabel changieren; in der Ausstellung sind Miròs Assoziationen dazu unregelmäßig gehängt und führen so ihr Freisein vom bürgerlich-akademischen Ordnungszwang deutlich vor Augen.

Im zweiten Stock breitet das Museum seine Hommage zum 50. Todestag Picassos aus, in der es ihn unter dem Titel „Zum Zeigen gegeben“ als genialen Gestalter auf vielen Feldern der Kunst, nicht zuletzt als Meister der Selbstdarstellung sehenswert inszeniert.

Zur Ausstellung ist im Hirmer-Verlag ein umfangreicher Katalog von 159 Seiten mit allen Exponaten zum Preis von 34,90 € an der Museumskasse, 45,00 € im Buchhandel  erschienen.  Beide Ausstellungen sind bis zum 7. Mai 2023 von Dienstag bis Sonntag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr zu besichtigen.

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